Berlin- Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat sich für eine Impfpflicht zum Schutz gegen das neue Coronavirus ausgesprochen. „Ich bin auch hier für eine Impfpflicht“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Und er beklagt „massive staatliche Verfehlungen beim Schutz alter Menschen.
Sollte demnächst ein Impfstoff zur Verfügung stehen, werde es Bürger geben, die sich nicht impfen lassen wollten. Diese Menschen stellten ein hohes Risiko für andere dar: „Infizieren sie sich, sind sie eine Gefahr für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Wir müssen deshalb möglichst viele Menschen impfen“, so der Weltärztepräsident weiter.
Auch im Fall der Masern hatte sich Montgomery für eine Impfpflicht eingesetzt. Er warnte zudem davor, die weltweite Verteilung des Impfstoffes dem freien Markt zu überlassen: „Um die Weltbevölkerung zu schützen, brauchen wir sieben Milliarden Impfdosen“, so der Mediziner.
Dies dürfe nicht der freie Markt regeln. „Dazu brauchen wir eine internationale Regelung“, sagte Montgomery. In Deutschland müsse die Bundesregierung mit gesetzlichen Maßnahmen dafür sorgen, dass nicht derjenige als erster geimpft werde, der am meisten dafür zahle. „Als Erstes müssen die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und die Mitarbeiter in den Kliniken geimpft werden“, forderte der Weltärztepräsident.
Dennoch sei zu befürchten, dass auch in Deutschland ein Schwarzmarkt entstehen werde.
Massive staatliche Verfehlungen
In der Coronakrise beklagt Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery massive staatliche Verfehlungen beim Schutz alter Menschen in Deutschland. „In der Altenpflege haben die Schutzkonzepte komplett versagt“, sagte Montgomery.
Die Politik habe lange Zeit nur daran gedacht, Krankenhäuser mit Masken und Kitteln zu versorgen. „Kein Mensch hat an die Altenpflege gedacht“, so der Weltärztepräsident weiter. Er kritisierte zudem den Umgang mit älteren Menschen in der Coronakrise: „Ich wundere mich sehr, wie viele Gedanken sich manche über junge gesunde Fußballer machen, während man gleichzeitig in Kauf zu nehmen scheint, dass die alten Menschen noch lange in sozialer Isolation leben sollen“, sagte Montgomery.
Da sei „jedes Maß verloren“. Großveranstaltungen wie Fußballspiele mit Publikum sollten erst dann wieder erlaubt sein, wenn es einen Impfstoff gebe. Um Infektionsherde in Pflegeheimen und anderen zuletzt oft betroffenen Unterkünften in Zukunft früher zu erkennen, forderte der Mediziner flächendeckende Tests.
„Sinnvoll wäre es, alle Senioreneinrichtungen, Flüchtlingsheime und Sammelunterkünfte systematisch zu testen“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Auf diese Weise könnten die Gesundheitsämter frühzeitig sehen, wo sich ein neuer Infektionsherd bilde. (dts nachrichtenagentur)
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