Freitag, 05. Juli 2024

Weinexperte Dr. Ludwig Jakob verstorben

2. Juli 2024 | Kategorie: Leute-Regional, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Dr. Ludwig Jakob
Foto: Desirée Ahme

Neustadt. Der Önologe und Wissenschaftler Dr. Ludwig Jakob ist im Alter von 95 Jahren gestorben.

Dr. Jakob war ein musischer Mensch, spielte leidenschaftlich gerne Orgel, von denen er ein ganzes Musikzimmer voll hat. Er sammelte Gläser und er hat eine große Korkenzieher-Sammlung.

Der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande war Vize-Direktor der DLR, ehemals Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt in Neustadt-Mußbach. Doch war er keineswegs im Ruhestand.
In der Öffentlichkeit gut bekannt war er als ausgezeichnete Weinzunge. Viele Jahre bewies er dies als Ordenskellermeister der Weinbruderschaft der Pfalz und als Autor einiger Standardwerke zum Wein, wie zum Beispiel das „Taschenbuch der Kellerwirtschaft“, „Der Wein“ oder das „Lexikon der Önologie“.

Mit dem Wein auf „Du und Du“: Er hatte sich damit wie nur wenige andere befasst. Doch vorbestimmt war ihm diese Karriere nicht unbedingt.
Als gebürtiger Ludwigshafener, der Stadt der Chemie, war er früh als Naseweis im elterlichen Fotolabor tätig. Er begann nach dem Abi ein Chemiestudium in organischer Chemie und Biochemie in Mainz.

Zwar hat er seine Dissertation über „Pyridin“ geschrieben. Doch als er 1959 einen Forschungsauftrag bei der Landes- Lehr- und Forschungsanstalt in Neustadt erhielt, merkte er, „dass mir das Inhalieren von Wein mehr lag“.

Entgegen der ursprünglichen Planung einer Stelle bei der BASF, entschloss er sich, dauerhaft in Neustadt an der „Weinbauschule“ zu bleiben.

Damit war der Weinfachmann- und Weinliebhaber geboren. Dr. Ludwig Jakob, war 62 Jahre Mitglied in der Weinbruderschaft der Pfalz. Er hatte sich deren Motto „IN VITE VITA- In der Rebe das Leben“ zu eigen gemacht.

Zwei Generationen von Winzern hat er an der Weinbauschule in Weinchemie und -Technologie unterrichtet, dabei kam die Forschungsarbeit nicht zu kurz. Patente für Geräte zur Weinuntersuchung tragen noch heute seinen Namen.

„Wie bringe ich den Wein den Menschen näher?“ Diese Frage hat ihn immer beschäftigt. Sensorik-Seminare, Lehrtätigkeit an der Uni Kaiserslautern, Tätigkeiten als DLG-Weinsachverständiger und als Mitglied der Weinsiegel-Kommission Pfalz sind Schwerpunkte seines diesbezüglichen Wirkens.

Im Coronajahr 2021 noch als Weinexperte gefragt: Zoom-Meeting von Zuhause aus – Dr. Ludwig Jakob, befragte Weinbruder Dr. Fritz Schumann nach den Auswirkungen des Klimawandels auf den Riesling.
Archivfoto: Pfalz-Express/Ahme

Seine Ratschläge was den Wein betrifft, sind schon seit vielen Jahren in der Weinwelt hoch angesehen. Die von Dr. Jakob entwickelten weinanalytischen Methoden sind heute Allgemeingut der Önologie.

Wein als Genussmittel setzt voraus, dass Qualität und Bekömmlichkeit optimiert werden. So ergaben seine Untersuchungen über „Biogene Amine“ wie „Histamin“, ein für die Praxis wichtiges Ergebnis: Das Kopfweh erzeugende Histamin lässt sich mit Bentonit aus Wein restlos entfernen.

Damit kann diese Quelle der Unbekömmlichkeit  zuverlässig beseitigt werden. Dies mag als Beispiel für viele weitere Ergebnisse gelten, die schließlich in über 100 Veröffentlichungen und Büchern ihren Niederschlag erfuhren. Mehrfach wurde der Weinexperte für seine Publikationen ausgezeichnet und mit internationalen Preisen bedacht. So wurde sein Lexikon der Önologie mit dem Preis des O.I.V. (Internationales Weinbauamt Paris) ausgezeichnet.

Sein Buch „Der Weinexperte rät“ zusammen mit dem komplett überarbeiteten, rein fachlichen „Lexikon der Önologie“, war das Ergebnis seiner steten Beschäftigung mit dem Wein.

Dr. Ludwig Jakob als Kellermeister der Weinbruderschaft.
Foto: red

Seinen hervorragenden Ruf als Weinexperte dokumentiert denn auch das Cover des „Weinexperten“, das ihn in seiner Zeit als Ordenskellermeister der Weinbruderschaft zeigt.

Von 1978 bis 1999 führte er durch die große Pfalzweinprobe anlässlich des Weinlesefestes in Neustadt, immer auf der Suche nach besonderen Gewächsen, die er seinem über 1000 Personen zählenden Publikum, kredenzen konnte. Traditionell wurde die Weinprobe dann auch in den Komtureien Berlin, Nürnberg und München mit großem Erfolg wiederholt.

Ein Leben für den Wein- aber auch Ehrenämter gab es  zu verwalten. So ist er in seiner Wahlheimat Gimmeldingen Ehrenvorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und Begründer des dortigen Weinlehrpfads. Er ist Ehrenmitglied der Qualitätsweinbauvereinigung Nussdorf, Mitglied der Gesellschaft für die Geschichte des Weins, des 1. Deutschen Weinlehrpfads in Schweigen, des Fördervereins Herrenhof, des Philharmonischen Chors Liedertafel Neustadt, der Confrerie St. Laurent Macon und Mitglied des Forschungsrings des Dt. Weinbaus.

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