Rheinzabern – Unter den Inseln des Feuergürtels rund um den Pazifik wurde sie von portugiesischen Seefahrern „Ilha formosa“ genannt – Schöne Insel. „Ilha formosa“ heißt auch ein Hit, der diese Insel als „Heart of Asia“ bezeichnet: Taiwan. Dorthin entführte Referent Frank Dreyer die Besucher.
Wenig größer als Baden-Württemberg, leben auf Taiwan und auf über 100 kleineren Inselchen drum herum ca. 23 Mio. Einwohner, davon allein fast 7 Mio. in der Agglomeration der Hauptstadt Taibei/ Taipeh. Taiwan ist ein Staat mit besonderer Stellung. Die Flagge dürfe international nicht gezeigt werden, so der Referent.
Aktuell haben nur 24 Staaten offiziell diplomatische Beziehungen mit Taiwan, doch pflegt der Staat mit den meisten Ländern inoffizielle Beziehungen. Grund für diese Kuriosität? Auf Druck der mächtigen Volksrepublik China wurde Taiwan im Jahre 1971 aus der UNO ausgeschlossen. Staatsgründer Chiang Kai-shek hatte sich nach dem verlorenen Bürgerkrieg gegen die Kommunisten unter Mao Zedong mit den Resten seiner Anhänger nach Taiwan zurückgezogen.
Mit Hilfe des Westens konnte Taiwan allen Versuchen Rot-Chinas nach Wiedereingliederung ins „Mutterland“ wiederstehen. Taiwan sieht sich in direkter Fortführung der 1912 in Beijing ausgerufenen Republik, weshalb im vergangenen Jahr auch kräftig gefeiert wurde. Das Land gilt als stabile Demokratie.
Trotz dieser diplomatischen Wirrnisse gehen heute 40% des taiwanesischen Exports auf das chinesische Festland. Der „große Bruder“ scheint sich mit Taiwan arrangiert zu haben, zählt dieses Land doch zu den aufstrebenden „Tiger“-Staaten Asiens, die besonders im Bereich der Computerwelt führend sind. Der „Drache“ Volksrepublik China wird aber nie sein Ziel aufgeben, den „Tiger“ Taiwan mit dem chinesischen Mutterland wieder zu vereinigen.
Ist schon die Politik kompliziert, so ist auch die Geographie Taiwans von Kontrasten geprägt. Aufgrund der geomorphologischen Struktur gibt es recht unterschiedliche Erscheinungen: Erdbeben und Vulkanismus sind an der Tagesordnung, Klima, Flora und Fauna differieren abwechslungsreich auf kleinster Distanz.
Auf engstem Raum findet man alpine Gebirge, Tiefland mit stillen Reisfeldern und blaues Meer mit wandernden Walen und Delphinen. Religion in den chinesischen Traditionen oder etwa Sitten und Gebräuche der malaio-polynesischen Ureinwohner liegen dicht benachbart zu Hightech in Form von Computerindustrie, Hochgeschwindigkeitszügen oder dem „Taipei 101“, dem nunmehr zweithöchsten Wolkenkratzer Welt mit einer Höhe von 508 m und 101 Etagen.
Während der Küstensaum und die Tiefebene dicht besiedelt sind, werden weite Teile Taiwans durch Nationalparks gegen den enormen Siedlungsdruck und Landhunger geschützt. Auch die Trinkwasservorräte müssen geschützt werden, gehört doch Taiwan nach Definition der UN zu den 20 Ländern der Welt, die am stärksten unter Wasserknappheit leiden. Vielfältig ist auch die Speisekarte – und weit entfernt von den Klischees westlicher Medien, wie Frank Dreyer versichert.
Natürlich ist auch die Gastfreundschaft überwältigend, weshalb der Referent, der sein Herz an Taiwan verloren hat, geradezu ins Schwärmen verfällt. Orchideen und Lotosblüten, Felsen und Canyons, Wildwasser und Wellen – die Natur hat ihre Reize. Und das Land ist sicher. Ob Outdoor-Sport oder Wandern, ob Badeurlaub oder Besichtigung von Kunstschätzen der chinesischen Hochkultur, ob Thermal- und Mineralquellen – auf engstem Raum ist fast alles möglich.
Und – so der Referent – Taiwan sei ein wahres Shopping-Paradies für Frauen. Städte und Dörfer, Berge, Küste, Seen und Meer ergeben eine wunderbare Mischung, zu deren Höhepunkt auch die Sonnenuntergänge zählen.
Insgesamt ein begeisternder Vortrag, der die Besucher gute zwei Stunden fesselte und eine immer noch wenig bekannte Facette Chinas zeigte. (Gerhard Beil)
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