Bonn – Der Chefvirologe der Uniklinik Bonn, Hendrick Streeck hält Booster-Impfungen nicht für das entscheidende Instrument, um die drohende nächste Coronawelle zu brechen.
Man müsse eher die Zahl der Ungeimpften reduzieren, nicht aber die Allgemeinheit großflächig mit Booster-Impfungen versorgen, sagte er dem Nachrichtensender „Welt“ dazu. „Die Vorbereitung auf diesen Herbst und Winter ist leider nicht sehr gut“, so der Virologe.
Man habe schon im letzten Juni darüber geredet, dass man höhere Infektionszahlen wieder haben werde und dass man sich darauf vorbereiten müsse. „Das Wichtige ist vielmehr die Impflücke zu schließen, als jetzt breit in die Booster-Impfung zu gehen.“ Das Eine ersetze das Andere nicht.
„Sicherlich ist die Booster-Impfung richtig und wichtig für die Personen, die einen schweren Verlauf haben könnten, also die über 70-Jährigen oder die, die eben eine Vorerkrankung haben, also ein Risiko haben. Aber nicht für die allgemeine Bevölkerung“, sagte Streeck.
„Das wird für uns nicht den Herbst oder Winter verändern, wenn wir jetzt den gesunden fitten Bürger auch noch zusätzlich boostern.“ Die Bundesregierung fokussiere ihre Bemühungen zu einseitig auf die Gruppe der Ungeimpften, kritisierte er: „Die Kanzlerin will vor allem die Maßnahmen für die Ungeimpften verschärfen. Es ist sicherlich richtig, dass Ungeimpfte häufiger auf Intensivstationen landen und dadurch auch eher eine Belastung fürs Krankenhaussystem bedeuten.“ Aber man dürfe nicht vergessen, „dass wir eben auch bei Geimpften gelegentlich Infektionen sehen und dass geimpfte das Virus weitergeben“.
Es sei eben „nicht alleine eine Pandemie der Ungeimpften“, so Streeck. „Sicherlich, die Geimpften sind geschützt, die werden die Krankenhäuser nicht belasten, da kann man auch den Geimpften Mut zusprechen.
Aber: wir haben eben die Problematik, dass trotzdem auch Geimpfte gelegentlich das Virus weitergeben können und man darf nicht den Anschein erwecken, als ob es eine Spaltung gegeben hätte, als ob es nur noch ein Problem der Ungeimpften ist. Also daher plädiere ich dafür, dass wir uns alle häufiger testen und dass die kostenfreien Tests auch wieder eingeführt werden.“ (dts Nachrichtenagentur)
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