VG Jockgrim/Hatzenbühl – Am Montagabend wurde der am 14. Mai zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Jockgrim gewählte Karl Dieter Wünstel feierlich in sein Amt eingeführt.
In den großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses kamen hunderte Gäste, um dabei zu sein, als Wünstel (CDU) vom bisherigen Bürgermeister Uwe Schwind (SPD) die Ernennungsurkunde ausgehändigt und die Vereidigung abgenommen wurde.
Grußworte mit vielen guten Wünschen sprachen Uwe Schwind selbst, Landrat Dr. Fritz Brechtel, Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile als Vertreter des Gemeinde- und Städtebunds Rheinland-Pfalz, Rheinzaberns Ortsbürgermeister Gerhard Beil als dienstältester Bürgermeister in der Verbandsgemeinde und Helmut Gurlin stellvertretende für die Fraktionen im Verbandsgemeinderat. Alle dankten auch Uwe Schwind für 16 Jahre Engagement in der Verbandsgemeinde.
Karl Dieter Wünstel (49), bislang selbstständiger Berater für Unternehmen und Führungskräfte und bislang Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde – von vielen kurz „KDW“ genannt – will sein Wahlkampfmotto „Zuhören. Anpacken. Mehr bewegen.“ nun zügig in die Tat umsetzen. Natürlich immer zusammen mit den Mitarbeitern der VG und den Bürgern.
Auch er dankte Schwind für seinen Einsatz während zweier Amtsperioden, einen fairen Wahlkampf und fürs Einweisen in die Amtsgeschäfte.
Die Vorredner hielten ihre Ansprache kurz. Landrat Brechtel sagte, man erlebe in diesem Augenblick echte Demokratie: „70 Jahre Frieden und die Demokratie haben ganz viel miteinander zu tun.“ Hierzulande sei das Wahlrecht selbstverständlich, in anderen Ländern müssten dafür blutige Kämpfe ausgefochten werden.
Die Wähler hätten Karl Dieter Wünstel für acht Jahre ihr Vertrauen geschenkt. Brechtel wünschte Wünstel viel Glück: „Auf meine Unterstützung kannst du zählen“, bekräftige der Kreischef.
Marcus Schaile sagte, das Bürgermeisteramt sei „Würde und Bürde“ zugleich. „No pain, no gain – wie der Lateiner sagt“, witzelte Schaile.
Manche Entscheidungen würden von außen betrachtet wohl leicht aussehen, aber dem sei nicht immer so. Wünstel sei politisch kein unbeschriebenes Blatt. Er könne „reden, planen, bauen, löschen, beraten, trainieren, antworten“ – und so weiter. Es sei ein Mann, der andere unterstütze: „Und wir werden dich unterstützen.“
Bürgermeister Gerhard Beil aus Rheinzabern verglich den Bürgermeisterstuhl nicht ganz ernst gar mit dem Schweben auf Wolke 7 oder dem Olymp: „Es muss eine Lust sein zu verwalten“, scherzte Beil und zog zum Vergleich die Schutzpatrone der vier Ortsgemeinden heran.
Beil empfahl dem neuen Verbandsbürgermeister in schwierigen Zeiten eine Tasse Tee am frühen Morgen („3.30 Uhr“), um in Ruhe über schwierige Entscheidungen nachzudenken: „Abwarten und Tee trinken, der Spruch kommt nicht von ungefähr.“
Helmut Gurlin wünschte Wünstel: „Bleib wie du bist. Nicht der Titel adelt uns, sondern die Entscheidungen, die wir treffen.“
Karl Dieter Wünstel war gerührt ob der vielen guten Wünsche. Gerührt waren auch alle, denen Wünstel für die Unterstützung in den letzten Monaten dankte, seien es Freunde, Eltern, Wahlkampfunterstützer, Bürger – und Uwe Schwind, dem es gelungen sei, mit der Situation – Bürgermeister und Stellvertreter einerseits, Konkurrenten im Wahlkampf andererseits – anständig umzugehen: „Herzlichen Dank für Deine Arbeit der vergangenen Jahre und für alles, was Du durch Deinen Einsatz und Deine Erfahrung in den 16 Jahren deiner Amtszeit für unsere Verbandsgemeinde erreicht hast.“
Ein emotionaler Moment war der Dank Wünstels an seine beiden Söhne Max und Piet: „Obwohl ich oft weg war, viele, viele Termine hatte, habt ihr beide nie an mir gezweifelt oder gejammert. Ihr habt immer an mich geglaubt. Ihr seid klasse!“, wandte sich Wünstel an seine Kinder, was zumindest beim Jüngeren Tränen der Rührung zur Folge hatte.
Ausblicke
Haupthemen der Verbandsgemeinde seien die Feuerwehren, die Schulen, das Meldewesen und das Ordnungsamt, die Abwasserentsorgung und mittelbar auch die Trinkwasserversorgung, sagte Wünstel. Vieles davon laufe in der Verbandsgemeinde in guten, geregelten Bahnen. Die guten Standards zu erhalten, bleibe oberstes Gebot.
Weiter gehe es zum Beispiel mit der Kanalsanierung oder der Sanierung der Gebäude der Verbandsgemeinde: „Da läuft schon einiges: In Jockgrim wird zum Beispiel gerade der Anbau der Lina-Sommer-Grundschule saniert. Auch mit der IGS sind wir weit fortgeschritten – die Sanierung des Schulgebäudes ist abgeschlossen. Die Abrechnung der gesamten Maßnahme wird im kommenden Jahr fertiggestellt. Als nächstes steht dann die Entscheidung an, wie wir mit der IGS-Sporthalle verfahren.“
Die Verwaltung funktioniere, betonte Wünstel: “Wir haben qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Um aber auch für die Zukunft fit zu sein, sollten – und werden wir – unsere Prozesse analysieren und optimieren.“
Digitalisierung werde in Zukunft eine große Rolle spielen. Man werde neue Wege gehen müssen, um „noch besser und effizienter zu werden. Schneller und vielleicht auch kostengünstiger, ohne an Qualität einzubüßen.“ Das alles solle aber nicht auf Kosten der Mitarbeiter, sondern mit ihnen geschehen, versicherte der neue Verbandsgemeindechef.
Ein hoch gestecktes Ziel sei es, gewiss. Deshalb wolle er die Mitarbeiter der Verwaltung dafür gewinnen, „dass wir das zusammen schaffen können.“ Wie auf jedem neuen Weg könne es zwar passieren, dass es auch einmal Lehrgeld zu bezahlen gebe, man umkehren und neu starten müsse: „Aber mal ehrlich: Etwas zu lernen und besser zu werden, das ist es wert.“
Neue Schulden will Wünstel nach Möglichkeit keine machen. Mit dem Geld der Bürger werde er verantwortungsvoll umgehen, versicherte er. Künftig solle vor jeder Ausgabe und jeder Investition geprüft werden, mit welchen Folgekosten zu rechnen und was letztendlich der Ertrag sei. „Wer investiert, erwartet einen ´Return on Invest´. Der Unterschied zum Unternehmen ist bei uns allerdings, dass der Nutzen nicht immer monetärer Art sein muss.“
Wünstel nannte noch weitere Punkte wie beispielsweise die Stärkung des Ehrenamts, seniorengerechtes Wohnen tatkräftig umzusetzen, die Digitalisierung, die den Weg in die Zukunft weise, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen („ohne Stau auf der Rheinbrücke“) oder eine noch mehr bürgerorientierte Verwaltung mit regelmäßigen Sprechstunden: „Ich will Ideengeber sein, und auch mal Antreiber, aber auch Unterstützer und Umsetzer.“
Wünstel lobte auch den Umgang mit Asylbewerbern in der Verbandsgemeinde. Die Bevölkerung habe sich immer fremdenfreundlich, offen und respektvoll verhalten, nie habe es irgendwelche unangenehmen Vorfälle gegeben. In diesem Punkt zeige sich ebenfalls, dass sich die Menschen in den Gemeinden durch großes soziales und ehrenamtliches Engagement auszeichneten.
Wünstel tritt sein Amt am 1. Januar 2018 an.
Udo Türk und Bernd Weber verabschiedet
Vor der Vereidigung Wünstels sollte das neue Ratsmitglied Martin Werling verpflichtet werden. Der war aber dienstlichen in Vietnam unterwegs. Werling folgt auf Udo Türk (SPD), der 18 Jahre in der Verbandsgemeinde regelrecht „gedient“ habe, sagte Uwe Schwind, der Türk auf der Bühne verabschiedete.
Überraschenderweise hat auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Weber sein Mandat aufgegeben. Auch er wurde an diesem Abend verabschiedet. Weber nannte unter anderem als Grund für seinen Rückzug, auch „Junge müssen mal dran kommen.“ Dem stimmte Schwind zu mit der Erkenntnis: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“
Schwind selbst war am Samstag bei einem Bürgerempfang im Ziegeleimuseum in Jockgrim feierlich verabschiedet worden. (cli)
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