Zeiskam. „Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet“, sagte Ortsbürgermeister Klaus Weiß gestern Abend bei einer Bürgerversammlung. Nach zwei Runden Tischen, die nicht so viel Zuspruch verzeichnen konnten, war gestern der Ratssaal mit 32 Personen mehr als gut besetzt.
Alle kamen auf einen Presseaufruf der Gemeinde Zeiskam hin. Da auch in Zeiskam Flüchtlinge untergebracht sind und werden, wurden Paten für Asylbewerber gesucht.
Arnold Greichgauer und Sorin Radu von der Bellheimer Verbandsgemeindeverwaltung (Sozialamt) informierten die Bürger und beantworteten auch Fragen.
Flüchtlinge aus Ägypten, Kosovo, Albanien, Eritrea wohnen dezentral untergebracht im Ort. Aktuell kam heute aus Syrien von der Trierer Aufnahmestation eine Familie mit acht Personen, die ebenfalls ein leerstehendes Privathaus bezogen hat.
„Wie können wir helfen?“ lautete die Frage. Die Bereitschaft der Anwesenden dazu war ausgesprochen groß, allerdings war der Weg dorthin nicht ganz so klar.
„Wir wollen die Leute nicht bemuttern, sondern ihnen helfen, sich hier bei uns zurecht zu finden“, sagte Weiß, der sich auch selbst als Ansprechpartner anbot.
Greichgauer und Radu informierten, dass pro Woche 50 Asylbewerber nach Germersheim kommen. „In den nächsten 12 Monaten werden es 2500 Menschen sein“, so Greichgauer. 2009 kamen 39 nach Germersheim, 2014 waren es 242, 2015 schon 1011. „Die Situation wird sich nicht entspannen“, so sein Kollege Radu.
Man wolle sie dezentral unterbringen, trotzdem habe man auch als Plan B die Unterbringung in Containern im Auge. Die Gemeinden hätten ihr Soll im Übrigen erfüllt. Wohnraum sei knapp, man sei auf die Bereitschaft von privaten Vermietern, die Wohnungen zur Verfügung stellten, angewiesen.
Vier Stunden pro Tag sollen Asylbewerber eigentlich arbeiten, aber es gibt schwarze Schafe, die „nicht wollen“, erklärt Greichgauer aus seiner Erfahrung heraus.
Wer nicht arbeiten möchte, bekommt sein Taschengeld gekürzt, was Manchen aber auch nichts ausmache.
„Zwingen können wir die Leute nicht“, so Greichgauer auf diesbezügliche Fragen.
Nicht leicht sei es für die Leute, die zum Teil sechs Monate unterwegs seien, sich in Deutschland zurecht zu finden. Sie müssten erst einmal lernen, das Licht auch mal auszuschalten, die Heizung nicht immer auf volle Leistung zu stellen und die Fenster nicht stundenlang geöffnet zu lassen.
Dies oder die Unterweisung in das hiesige Mülltrennsystem könnte ein Pate leisten. Gesucht wurden auch Personen für Fahrdienste zum Arzt oder zur VG nach Bellheim. Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, beim Einkaufen oder bei Anmeldungen stehen ebenfalls auf der Liste der Hilfen, die ein Pate leisten sollte.
Mittlerweile gibt es 70 freiwillige Helfer im Helferpool der VG Bellheim. Gesucht werden aktuell Fahrräder, mit denen die Flüchtlinge beweglicher werden sollen.
In zwei Wochen soll eine Kleiderkammer in Bellheim öffnen, denn Wintersachen werden mehr als alles andere gebraucht. „Die Kleiderkammer ist auch für Hartz4-Leute und sozial Schwache gedacht“, erklärt Greichgauer dazu. Denn: „Die Grundsicherungsfälle dürfen wir nicht vernachlässigen“.
Vieles erscheint den potentiellen Helfern dann doch sehr umständlich. Muss ein Asylbewerber zum Arzt, so muss der Pate zunächst einmal nach Bellheim zur VG-Verwaltung um einen Krankenschein zu holen. Und steht gar der Gang zum Facharzt an, wird ein teuerer Dolmetscher benötigt. „Der Arzt muss sich rechtlich absichern“, gibt dazu ein anwesender Mediziner die Erklärung.
Am Ende der Veranstaltung wurde eine Helfergruppe installiert, die unter Neubürger Klaus Weber, der sich als Koordinator zur Verfügung stellte, per E-Mail Kontakt hält. (desa)
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