Berlin – Nach der spektakulären Festnahme von Wikileaks-Sprecher Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London nimmt das Tauziehen um die Auslieferung des Australiers Fahrt auf. Der US-Botschafter Richard Grenell habe Ecuador zur Auslieferung Assanges aufgefordert, sagte der Botschafter Ecuadors in Deutschland, Manuel Mejia Dalmau, der „Welt am Sonntag“.
„Das Erste, worauf er mich ansprach, war Julian Assange“, sagte Dalmau über ein Treffen mit Grenell. Als der ecuadorianische Botschafter darauf hinwies, dass man niemanden an ein Land ausliefern könne, in dem die Todesstrafe oder Folter drohten, soll Grenell ihm einen Vorschlag gemacht haben: Die USA könnten eine Garantie abgeben, dass Assange nicht zum Tode verurteilt würde.
„Ich habe mich bei ihm bedankt und gesagt, dass ich nicht derjenige sei, der über eine solche Frage zu entscheiden habe“, so der Botschafter Ecuadors weiter. Er habe anschließend seiner Regierung in Quito von dem Gespräch be richtet, die Grenells Vorschlag abgelehnt habe. „Es gibt keinen Deal mit den USA“, sagte Dalmau.
Hintergrund: Die USA bestehen darauf, Assange vor einem US-Gericht den Prozess zu machen. Dort muss er im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Verschwörung zur Attacke auf Regierungscomputer mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen – sollten nicht noch weitere Anklagepunkte hinzukommen.
Assange war 2010 nach Großbritannien gereist, um sich Ermittlungen der schwedischen Staatsanwaltschaft wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu entziehen. Der Wikileaks-Sprecher bestreitet die Vorwürfe. Um einer Auslieferung zu entgehen, floh er schließlich in die ecuadorianische Botschaft in London und bat um Asyl. Vor zwei Jahren setzten die schwedischen Behörden ihre Ermittlungen aus, weil Assange für sie in der Botschaft nicht erreichbar war. Am Donnerstag wurde Assange der Botschaft verwiesen und verhaftet. Er sitzt derzeit wegen Verstoßes gegen britische Kautionsauflagen im Gefängnis. (dts Nachrichtenagentur)
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