Offenbach. Die Bürgerinitiative „Nico und Ich“ lud Erzieherinnen ins Mehrgenerationenhaus Offenbach zu einem Meinungsaustausch ein. Das Thema lautete „Kindergärten im Umbruch: Was muss geändert werden, damit die Arbeit in den Kitas wieder gut und sinnvoll gestaltet werden kann?“ Es war eine kleine Diskussionsrunde, fast ein runder Tisch, bei dem die Anwesenden (zum größten Teil Erzieherinnen, aber auch Mütter) Gelegenheit bekamen mit Schenk und Landtagsabgeordneter Christine Schneider über die zum Teil nicht sehr angenehmen Bedingungen, die ein Job im Kindergarten heute bedeutet, zu sprechen.
„Erziehung ist mehr als ein Job“: Diese Aussage könnte sicherlich jede der anwesenden Erzieherinnen aus Venningen, Kirrweiler, Herxheimweyher, Offenbach etc. unterschreiben. Und eine Jede, die schon länger im Beruf steht, trauert den alten Zeiten nach, in denen es noch genug Fachpersonal gab und die Arbeit nicht von Praktikanten und angelernten Kräften gemacht wurde. „Wir mussten fünf Jahre für unseren qualifizierten Berufsabschluss lernen. Jetzt muss ich unqualifizierte Absolventinnen externer Prüfungen neben meiner normalen Kita-Arbeit auch noch unterweisen“, erzählt eine Erzieherin aufgebracht.
„Die jetzigen Zustände sind nicht haltbar“, „auf einem 20 Jahre alten Gerüst soll Neues aufgebaut werden“, „wir können und wollen so nicht mehr“ waren die Statements, die bei Schenk und Schneider auch ankamen. In diesem Beruf herrscht große Unzufriedenheit, was auch dadurch belegt wird, dass in den ersten fünf Jahren 20 Prozent der Erzieherinnen wieder „hinschmeißen“. „Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, leidet die Qualität der Arbeit“ so Schenk. „Das Thema muss deshalb in der Öffentlichkeit diskutiert werden“, konstatiert Schenk. Der umfangreiche Ausbau der Kitas in den letzten Jahren sei ein rein quantitativer Ausbau gewesen, das habe er schon vor Jahren gesagt. „Dazu stehe ich“.
Ausbau der Kitas: doch die Logistik und das Personal können nicht mithalten. „Wir brauchen eine regionale Erhebung des Fachkräftepersonals“ fordert Schneider. „Nur einen Rechtsanspruch schaffen und den auf ein bestehendes System draufsetzen, funktioniert nicht“ sagte die CDU-Abgeordnete. „Bayern zahlt die Beitragsfreiheit, die wir hier in Anspruch nehmen“, so Schneider. „Das Geld sollte besser in Fachkräfte investiert werden.“ Chronische Unterbesetzung in den Kitas und eine nicht handelbare Durchmischung der Gruppen im Alter von 1 bis 6 Jahren, bringen die Einrichtungen in eine Schieflage. „Man sieht, dass diese Entscheidungen von Leuten getroffen wurden, die mit Erziehung rein gar nichts zu tun haben“ ereifern sich einige Frauen. Die Bedarfszahlen sind hoch, es gibt geöffnete Gruppen, die Betreuungssituation verschlechtert sich, weiß auch Schenk. Er fordert deshalb eine offene Gesprächskultur und empfiehlt, sich auch an die Ortsgemeinden zu wenden um mehr Platz für neue Gruppen einzufordern.
Die „Initiative Gute Kita“ ist ein Zusammenschluss von Erzieherinnen und Leiterinnen der Kreise Südliche Weinstraße, Germersheim, Landau und Rhein-Pfalz-Kreis. Flyer dieser Initiative lagen auch im Mehrgenerationenhaus aus wie auch Unterschriftenlisten. Die Initiative fordert kleinere Gruppen, qualifiziertes Fachpersonal, eine Leitung, die frei gestellt ist, bessere Bezahlung, sofortige Vertretung im Krankheitsfall, eine ständige stellvertretende Leitung mit eigenem Zeitbudget. Sie verlangt auch mehr Räume für Kinder und Erwachsene.
Schenk unterstützt die Initiative, die die Mehrbelastungen von Kita-Leitung und Erzieherinnen bekämpfen will. Mehrbelastungen, die „durch Ausweitung der Öffnungszeiten, Rechtsanspruch auf Betreuung bereits ab dem ersten Geburtstag, intensivierte Eltern- und Bildungsarbeit und massiven Anstieg der Ganztagsbetreuung auftreten“.
Schenk fordert vom Land eine Anhebung des Personalschlüssels um die geforderten Aufgaben durchführen zu können. Der Landkreis könne dies finanziell alleine nicht leisten.
Unabhängig vom Ausgang der Landratswahl will er für das Jahr 2014 noch einmal eine deutliche Anhebung der Leitungsfreistellung für die 1 bis 3 gruppigen Kindertagesstätten erreichen. „Mein Einsatz gilt auch der verstärkten Ausweisung von Krippengruppen“, kündigte er an. (desa)
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