Bonn – Über 900.000 Kundenanschlüsse der Deutschen Telekom sind von den Internet- und Telefonieausfällen seit Sonntag betroffen gewesen. Das teilte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Montagnachmittag mit.
Das BSI ordne diesen Ausfall „einem weltweiten Angriff auf ausgewählte Fernverwaltungsports von DSL-Routern zu“, so die Behörde. „Dieser erfolgte, um die angegriffenen Geräte mit Schadsoftware zu infizieren.“
Diese Angriffe seien auch in dem vom BSI geschützten Regierungsnetz registriert worden. Dort seien sie aber aufgrund funktionierender Schutzmaßnahmen folgenlos geblieben. Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum koordiniere derzeit unter Federführung des BSI die Reaktion der Bundesbehörden.
Die Zahl der betroffenen Kunden gehe zurück, teilte das Unternehmen am Montagmittag mit. „Das Netz läuft, Problem sind bestimmte Router. Ein Strom-Reset schafft häufig Abhilfe“, hieß es in der Mitteilung.
Grüne: Telekom lässt ihre Kunden mit Router-Störungen allein
Konstantin von Notz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Netzpolitik der grünen Bundestagsfraktion, kritisierte eine mangelhafte Krisenkommunikation des Unternehmens.
„Die Telekom lässt ihre Kunden mit dem Problem allein“, sagte er „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Bemühungen des Unternehmens, die Ausfälle zu beheben, schienen „wenig koordiniert“, kritisierte er. Auch die Empfehlung an die Kunden, ihre Router einfach ein- und wieder auszuschalten, wirke „hilflos“.
Von Notz brachte eine mögliche Entschädigung der betroffenen Kunden ins Gespräch: „Unseres Erachtens steht die Telekom gegenüber ihren Kunden in der Pflicht, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Ausfälle angemessen zu kompensieren sind“, erklärte der Grünen-Politiker.
Der Vorfall zeige überdies, wie schlecht es insgesamt um den Schutz digitaler Infrastrukturen in Deutschland bestellt sei. Eine Mitschuld trage die Bundesregierung, die „das Thema über Jahre nicht ernstgenommen“ habe, so der Abgeordnete. „Die einzig von ihr vorgelegte Maßnahme, das IT-Sicherheitsgesetz, geht an den Herausforderungen eines effektiven Schutzes digitaler Infrastrukturen vorbei“, sagte er.
„Auch die jüngsten Vorhaben der Regierung, beispielsweise die Schaffung einer neuen Behörde zur Umgehung von Kryptographie, führen zu weniger statt zu mehr IT-Sicherheit“, warnte von Notz.
(dts Nachrichtenagentur)
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