Dienstag, 24. September 2024

„Stäbchen rein, Spender sein“: Schüler von Europa Gymnasium lassen sich für DKMS registrieren

5. November 2022 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Motivierte Schüler am Europa Gymnasium haben sich registrieren lassen.
Fotos: Pfalz-Express/Steinbrecher – Fotostrecke am Textende

Wörth – Das Motto „Stäbchen rein, Spender sein“ ist allgemein bekannt und steht für die DKMS, die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, die seit 2016 unter dieser Bezeichnung in Deutschland, Polen, den USA, dem UK, Chile, Indien und Südafrika geführt wird.

Für das Europa Gymnasium (EGW) Wörth ist es bereits das dritte Mal, dass eine Registrierungsaktion vom DKMS an der Schule durchgeführt wird. Verantwortlich für das Zustandekommen der Veranstaltung sind die beiden engagierten Lehrer Laura d’Aguiar und Thorsten Heinzler und eine motivierte SMV. D´Aguiar und Heinzler sind selbst engagierte Spender. Heinzler ist auch für die Schulsanitäter zuständig.

Laura D´Auguiar und Thorsten Heinzler haben die Aktion initiiert.

Warum Stammzellenspende?

Darüber klärt Franziska Wengner vom DKMS in ihrem Informationsvortrag auf, begleitet von Erik Hoffmann, einem ehemaligen Schüler der Schule, der vor zwei Jahren Stammzellen spendete und von seinen Erfahrungen berichtete. Drei Jahrgangsstufen (11,12 und 13) wurden jeweils über das Procedere aufgeklärt, bevor sie sich später registrieren konnten.

Alle 27 Sekunden erkrankt weltweit ein Mensch an Blutkrebs, jeder 10. Patient findet keinen Spender. Eine Stammzellenspende ist die einzige Möglichkeit der Therapie und Heilung.

Derzeit gibt es 11.500.000 registrierte Stammzellenspender, 100.000 haben bereits eine zweite Lebenschance auf diesem Weg bekommen, auch wenn der Weg bis zur Heilung lang und risikoreich ist.

Erfahrungsbericht eines Spenders

Erik Hoffmann berichtet den Schülern von seinen eigenen Erfahrungen mit der Stammzellenspende und auch den Ängsten, die er im Vorfeld hatte. Wie viele Menschen hatte die Vorstellung von Spritzen und Blut auch für ihn etwas Beängstigendes, so dass er durchaus gemischte Gefühle hatte.

Seine Befürchtungen verflogen jedoch schnell angesichts seiner Beweggründe, ein Menschenleben retten zu können und dafür nahm er gerne ein paar Unannehmlichkeiten auf sich. Das vermittelte er voller Überzeugung den Schülern.

Erfahrungen von geheilten Patienten

Kurz wurden die junge Mackenzie aus Kanada und ihr Lebensretter aus Deutschland gezeigt. Im Anschluss zeigt Franziska Wengner ein Video über ein kleines Mädchen, das bereits im frühesten Kleinkindalter an Blutkrebs erkrankt war. Eindrücklich wird das Leid aller Betroffenen geschildert und die Bilder eines nun gesunden, fröhlich herumtollenden Kindes, das es ohne diese Therapie nicht mehr geben würde, ging allen Zuschauern unter die Haut.

Die Registrierung

Die Registrierung erfolgte im Anschluss an den Vortrag. Sämtliches Material stellte die DKMS, auf deren Homepage der genaue Ablauf detailliert erläutert wird.  

Die Schüler scannten ihren Zugangscode und erhielten drei Wattestäbchen, die später versendet werden. In entspannter Atmosphäre kamen die Stäbchen zum Einsatz, besonderen Anklang fand eine abschließende Mohrenkopfspende nach geglückter Registrierung.

Motivation

Auf die Frage, was die Schüler dazu bewegt hat, sich registrieren zu lassen, sind die Antworten im Grundtenor übereinstimmend:

  • Leben retten
  • die eigenen Ängste vor der Spende durch die Perspektive abbauen, einen Menschen retten zu können
  • dass es toll ist, das an der Schule machen zu können, wo die DKMS selbst vor Ort ist und alles in die Hand nimmt
  • gezielte und kompetente Aufklärung
  • eigene Betroffenheit durch Fälle im Freundeskreis oder der Familie

Schüler hochmotiviert

Die Schüler der Jahrgangsstufen 11,12 und 13 zeigten sich äußerst interessiert und motiviert, Menschenleben zu retten. „Ich könnte ja auch eines Tages in so eine Lage kommen und dann wäre ich auch froh, wenn mir jemand hilft,“ meinte ein Schüler.

Viele, die registriert sind, erhalten jahrelang keinen Anruf, bei anderen kann es sehr schnell gehen, je nachdem wie perfekt die Übereinstimmung ist. Dennoch ist es wichtig, denn jede einzelne Registrierung hilft, das weltweite Netzwerk zu vergrößern und dem Blutkrebs den Kampf anzusagen.

Am Ende der Veranstaltung hatten sich 170 Schüler registriert. Einige Sets mussten zusätzlich nach Hause geschickt werden, da keine mehr vorrätig waren. Ein schöner Erfolg für die engagierten Lehrer und Referenten – und ein weiteres Stück Hoffnung für betroffene Erkrankte.

Info

Alternative Unterstützungsmöglichkeiten

Auch die DKMS ist neben reellen Spendern auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die Registrierung eines neuen Spenders kostet 40 Euro, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden.

Über Online-Aktionen können mehr Menschen über die Erkrankung eines Patienten und ihre Möglichkeit der Mithilfe erfahren. Jeder kann so eine Online-Aktion ins Leben rufen. Aktuelle Online-Aktionen finden sich auf der Homepage der DKMS.

Sich mitzuteilen ist nach wie vor ein bewährter Weg, bislang möglicherweise rudimentäres Wissen zu vertiefen und andere zu inspirieren.

Ablauf der Stammzellenspende

Altersmäßig können sich gesunde Menschen im Alter von 17 bis 55 Jahren registrieren lassen. Sie müssen frei von schwerwiegenden Krankheiten sein und ihr Body-Mass-Index darf nicht mehr als 40 betragen.

Die beim Erkrankten fehlerhaften Stammzellen werden durch gesunde ausgetauscht, die vorhandenen Stammzellen abgetötet und damit die Immunabwehr lahmgelegt, ein durchaus nicht ungefährlicher Zustand, da jeglicher Schutz des Körpers vorübergehend ausgeschaltet wird. Die gesunden Stammzellen des Spenders finden ihren Weg in die Knochen des Patienten und ein neues blutbildendes System wird geschaffen, oft hat der Erkrankte hinterher auch eine andere Blutgruppe als vorher.

Bevor es dazu kommen kann, müssen die Gewebemerkmale übereinstimmen. Die ideale Voraussetzung sind 12 identische HLA-Merkmale zwischen Spender und Patient („Fingerabdruck der Zelle“).

Bevor die Suche ausgeweitet wird, werden Familienangehörige untersucht, jedoch kommen nur etwa 30% als Spender infrage. Von den vier Millionen HLA-Merkmalsausprägungen ist die Häufigkeit sehr unterschiedlich und hängt mit der Ethnie zusammen. (Quelle: DKMS Infomaterial)

Zwei Möglichkeiten der Stammzellenentnahme

  1. In 10% der Fälle werden die Stammzellen unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm des Spenders entnommen, der für etwa drei Tage in der Klinik bleibt. Nach der Entnahme kann ein paar Tage lang ein leichter Wundschmerz entstehen, ähnlich einer Prellung. Das Knochenmark des Spenders regeneriert sich vollständig innerhalb weniger Wochen.
  2. Mit über 80% ist die periphere Entnahmeart die häufigste. 5 Tage vor der Entnahme erhält der Spender einen hormonähnlichen, körpereigenen Stoff (G-CSF), der für eine vermehrte Stammzellenproduktion und deren Ausschwemmung in die Blutbahn sorgt. Bei der Entnahme legt ein Arzt einen Zugang in beide Armvenen, vergleichbar mit einer Blutspende. Die periphere Stammzellenentnahme dauert zwischen drei und höchstens fünf Stunden. In der Regel können die Spender die Entnahmeklinik noch am selben Tag verlassen, ein zweiter Termin ist eher die Ausnahme.

Nach der Spende

Am ersten Tag nach der Spende erhält der Spender Informationen über Geschlecht, Altersgruppe und Nationalität. Ein anonymer Kontakt per Brief ist möglich.

Frühestens 3 Monate nach der Spende stehen aktuelle Informationen zum Gesundheitszustand zur Verfügung und frühestens 2 Jahre nach der Spende kann über die DKMS ein persönliches Kennenlernen angefragt werden. (HeSt)

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