Berlin – Die Spionageaffäre um die türkische Religionsbehörde reicht offenbar über Deutschland hinaus. Nach Informationen des „Spiegel“ lieferten Bedienstete aus den türkischen Botschaften oder Generalkonsulaten Berichte über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen aus weiteren europäischen Staaten nach Ankara.
Dem Nachrichtenmagazin liegen zusätzlich zu zahlreichen Berichten von Ditib-Imamen aus Deutschland auch Dokumente aus Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Belgien vor. Demnach wurden nicht nur Namen von Personen übermittelt, sondern auch Hinweise auf Schulen, Kitas, Kultur- und Studentenvereine, die angeblich von der Gülen-Bewegung betrieben werden.
Die türkische Botschaft Bern mutmaßte in einem Schreiben an das Präsidium für religiöse Angelegenheiten, „gewaltbereite Aktivisten“ der Gülen-Bewegung seien aus der Türkei geflohen und hätten sich in der Schweiz „festgesetzt“.
Die Affäre um mutmaßliche Spionageaktivitäten durch Imame an Ditib-Moscheen in Deutschland spitzte sich diese Woche zu.
Am Mittwoch ließ der Generalbundesanwalt die Wohnungen von vier Ditib-Geistlichen durchsuchen. Er verdächtigt sie der „geheimdienstlichen Agententätigkeit“.
Wie das Nachrichtenmagazin weiter berichtet, sähen sich auch Mitarbeiter deutscher Sicherheitsbehörden zunehmend durch ihre türkischen Kollegen unter Druck gesetzt.
Es seien Fälle bekannt, „in denen Entscheidungsträger darum gebeten werden, in Deutschland aktive oppositionelle Gruppierungen einer aktuellen Bewertung zu unterziehen und entsprechende Maßnahmen zu treffen“, heißt es laut „Spiegel“ in einer vertraulichen Analyse des Bundesamts für Verfassungsschutz. (dts Nachrichtenagentur)
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