Hamburg – Claas Relotius, der im Spiegel zahlreiche gefälschte Reportagen veröffentlicht hat, hätte laut eines Berichts von Zeit-Online von den verantwortlichen Redakteuren wohl schon viel früher gestoppt werden können.
Laut des Berichts der „Zeit“ waren Redakteuren von Spiegel TV bereits im ersten Halbjahr 2017 massive Widersprüche in einer Reportage von Relotius aufgefallen.
Dieser hatte die Geschichte zweier angeblicher Brüder aus dem Nordirak erzählt, die vom „Islamischen Staat“ als Kindersoldaten rekrutiert und zu Selbstmordattentätern ausgebildet worden waren.
Einer der beiden, ein Junge namens Khalid, habe sich 2016 in Kirkuk in die Luft gesprengt, sein Bruder Nadim, der ebenfalls mit einem Sprengstoffgürtel ausgestattet losgeschickt worden war, habe das Attentat in letzter Sekunde abgebrochen und sich der Polizei ergeben, schrieb Relotius in seiner großen Reportage „Löwenjungen“.
Diese war in der Spiegel-Ausgabe vom 18. Februar 2017 erschienen. Als ein Reporter von Spiegel TV einige Wochen später allerdings im Nordirak nachforschte, um die Geschichte zu verfilmen, stieß er auf massive Widersprüche, vor allem diesen: Nadim und Khalid gibt es zwar, sie sind aber offenbar keine Brüder.
In dem Film, den Spiegel TV am 30. April 2017 sendete, zweieinhalb Monate nach Relotius` Reportage, wird Nadim interviewt.
Khalid wird nur als „ein weiterer Kindersoldat“ eingeführt, dessen Geschichte allerdings nicht weiter auserzählt wird.
Nach der Rückkehr des Teams von Spiegel TV aus dem Nordirak, so heißt es im Spiegel, sollen die TV-Kollegen ihre Rechercheergebnisse bei Relotius` Vorgesetzten im Spiegel vorgetragen haben.
Daraufhin habe sich Relotius bei Spiegel TV gemeldet und seine Geschichte vehement verteidigt. Am Ende entschied sich Spiegel TV dafür, einen Beitrag zu senden, der die Fehler in der Heft-Geschichte umging, aber nicht korrigierte.
Unklar ist, bei wem genau im Spiegel die Hinweise damals eingingen, und wer entschied, ihnen nicht nachzugehen. Relotius` direkter Vorgesetzter, der Leiter des Ressorts Gesellschaft Matthias Geyer, sagt auf Anfrage der „Zeit“: „Mich hat zu keinem Zeitpunkt irgendwoher irgendein Hinweis erreicht, dass mit Claas Relotius` Geschichten etwas nicht stimmt.“
Wären Relotius` Vorgesetzte der Warnung der TV-Kollegen nachgegangen, wäre der Schwindel weitaus früher aufgeflogen.
Zum Zeitpunkt seiner Kurdistan-Reportage war Relotius noch nicht fest angestellt, sondern arbeitet als freier Autor für das Blatt.
Auf Anfrage der „Zeit“ hieß es im Spiegel lediglich, man arbeite den Fall derzeit auf. Relotius hat mittlerweile eingeräumt, dass weite Teile der „Löwenjungen“-Reportage erfunden sind und er den Jungen Nadim nur kurz interviewen durfte. Eine Anfrage der „Zeit“ dazu ließ Relotius unbeantwortet. (dts Nachrichtenagentur)
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Es hat halt immer alles so toll zu der Scheinwelt gepasst, an der alle „anständigen“ „Journalisten“ fleissig mitgebastelt haben – wer will da schon wegen ein paar Widersprüchen Spielverderber sein?
Und schließlich bewegt sich der liebe Jakob Augstein ja auch jenseits aller Realität und Vernunft.
Dem möchte ja auch niemand widersprechen.
Dumm halt nur, dass sich der Herr Relotius hat erwischen lassen.
(…)
So wurden Informationen von der SED gegen „feindlich-negative Personen und Gruppen“ eingesetzt:
Auszug MfS RL1/76 Abschnitt 2.6.2
„Bewährte anzuwendende Formen der Zersetzung sind:
…….
– systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer und diskreditierender sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben;
……“
Die SED wurde nicht aufgelöst, sondern mehrfach umbenannt und ist im aktuellen Bundestag vertreten.
Es bleibt jedem selbst überlassen, eventuelle Parallelen in der journalistischen Arbeit der aktuellen „Qualitätsmedien“ zu identifizieren.
Und wenn einer auf der Straße Lügenpresse schreit, da wird gleich mit Nazi zurück geschrien. Das verstehe wer will.
Auf jeden Fall hat Claas Relotius den Journalismus schön in den Dreck gezogen.
Die guten, wie die schlechten.