Speyer – Mehrere tausend Gläubige besuchen nach Angaben des Bistums an den Osterfeiertagen festlich gestaltete Gottesdienste im Speyerer Dom.
In der Osternacht feierten sie die „Auferstehung Jesu als Höhepunkt des Karwoche“ und des gesamten Kirchenjahres. Am Ostersonntag waren die Gläubigen zum Pontifikalamt und zur Pontifikalvesper in den Dom eingeladen.
In seiner Predigt in der Osternacht bezog sich Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann auf den Brand der Kathedrale Notre Dame in Paris. „Es ist das Gotteshaus unserer französischen Nachbarn und Freunde, Symbol ihres Glaubens und ihrer nationalen Identität.“ Für viele sei sie zum Symbol für den „gewaltigen Vertrauensverlust“ der Kirche geworden. „Stürzt nicht so vieles, was bis vor kurzem noch sicher und ewig zu stehen schien, haltlos in sich zusammen?“
In der Rückschau auf 2000 Jahre Kirchengeschichte werde immer wieder Versagen deutlich. „Aber wir sehen auch, wie in diesen 2000 Jahren immer wieder neu der Geist Jesu in Menschen erwacht ist, manchmal von außen kommend, manchmal aus dem Inneren der Kirche.“
Mit der Auferstehung Jesu sei es wie mit einem Feuer, das einfach nicht zu löschen ist. „Kein Feuer, das vernichtet, verbrannte Erde und zusammengebrochene Wirklichkeiten hinterlässt, am Ende nur kalte Asche und ätzenden Rauch.“ Das Feuer der Auferstehung sei vielmehr Licht und Wärme gerade dort, wo alles in Todesstarre verharrt. Es offenbare sich als „Leben, Mut, Trost, Zuversicht, Freude, Kraft und Leidenschaft.“
Gerade jetzt brauche die Kirche Menschen, die sich für den Neuaufbau entflammen lassen. „Wir brauchen gemeinsame synodale Wege in der Kirche, Gespräche, leidenschaftliche Diskussionen, Visionen, Mut und vor allem Vertrauen in den Heiligen Geist.“
Ostersonntag: „Grundvertrauen ins Leben“
Auch am Ostersonntag war der Dom gefüllt mit Menschen, welche gemeinsam das Osterfest begehen wollten. Den „Gott der Lebenden, nicht der Toten“ stellte Bischof Wiesemann in den Mittelpunkt bei seiner Predigt am Ostersonntag. Der christliche Glaube sei „von Grund auf eine Botschaft der Bejahung des Lebens“.
Aus diesem Grundvertrauen lebe die ganze Gesellschaft. Ohne es zersetze sich die Gesellschaft. „Wenn ich mich nicht existentiell auf den Schutz des Lebens verlassen kann, dann kann sich keiner seines Lebens mehr sicher sein.“
Das unbedingte Grundvertrauen in den Vorrang des Lebens müsse geschützt werden, sonst verliere alles gesellschaftliche Vertrauen die Grundlage, appellierte Wiesemann an die Verantwortung des Staates.
So müsse der Staat der „oberste Lebensschützer sein, in allen Phasen des Lebens, vom Anfang bis zum Ende“. Diesen Auftrag habe der Staat für alle und ohne Ansehen der Person, insbesondere für die, die sich selbst nicht oder kaum wehren könnten: „Kinder, Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftige und nicht zuletzt auch Fremde und Flüchtlinge, die in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten müssen.“ Es dürfe keine Neutralität des Staates gegenüber dem Recht des Menschen auf Leben geben. Wo es bedroht sei, müsse der Staat eingreifen, so die Haltung des Bischofs.
Wiesemann gegen Sterbehilfe
Er forderte, den grundlegenden Unterschied „zwischen Töten mitsamt der aktiven Beihilfe und Sterbenlassen so klar wie möglich aufrecht zu erhalten.“ Es sei nicht die Aufgabe des Menschen, jemanden zu einem würdigen Tod zu verhelfen, sondern „bis zu seinem unverfügbaren Tod zu einem würdigen Leben.“
Der Mensch solle nicht „durch die Hand des Anderen, wohl aber an der Hand des Anderen in Frieden sterben können“, zitierte Bischof Wiesemann eine Aussage, die der verstorbene Kardinal Franz König als christlichen Leitsatz formuliert hat. „Daher lehnen wir die aktive Sterbehilfe in all ihren Formen ab und setzen uns als Christen für ein würdevolles Leben auch und gerade im Sterben ein.“ In der „Auferstehung Jesu Christi“ erweise sich Gott „stärker als alle Todesmächte“. Er gebe „der Liebe in unserem Herzen und Leben die unzerstörbare Würde“ zurück.
Musikalische Gestaltung
Für die musikalische Gestaltung des Pontifikalamts in der Osternacht sorgten unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Markus Melchiori der Domchor, die Dombläser und die Schola Cantorum Saliensis. Neben Psalmen und Wechselgesängen spielten und sagen sie Stücke von Giovanni P. da Palestrina, Charles V. Stanford, Charles Wood und anderen. Domorganist Markus Eichenlaub spielte die Orgel, die traditionsgemäß erstmals seit Gründonnerstag wieder erklang.
Das Pontifikalamt am Sonntag wurde musikalisch vom Mädchenchor, den Domsingknaben und den Dombläsern wiederunter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori gestaltet. Es erklangen die Missa „Fidem cantemus“ von Christian M. Heiß, Victimae paschali laudes von Wipo von Burgund und „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ von Myles Birket Foster. Die große Domorgel wurde gespielt von Domorganist Markus Eichenlaub.
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