Speyer – Auch wenn im Moment keine Gerüste zu sehen sind: An einer so großen und fast 1000 Jahre alten Kirche wie dem Speyerer Dom gibt es immer etwas zu tun.
Domkapitular Peter Schappert zeigte während des Pressegesprächs auf, welchen Rahmenbedingungen die jährlichen Instandhaltungsmaßnahmen unterliegen. So bedarf jede Maßnahme einer individuellen Planung mit teilweise langem Vorlauf. Das Domkapitel entscheidet mit Verabschiedung des Haushalts darüber, welche Maßnahmen durchgeführt werden. Grundlage der Entscheidung im Domkapitel sind der Bericht und die Empfehlungen des Dombaumeisters. Voraussetzungen sind die denkmalpflegerische Rückbindung sowie die Finanzierbarkeit.
Rund eine Million Euro werden jährlich für den Erhalt des Doms aufgewandt. Grundsätzlich finanziert das Domkapitel alle am Dom stattfindenden Maßnahmen. In einem Vertrag mit dem Land Rheinland-Pfalz wurde 2009 festgelegt, dass das Land sich mit der Übernahme von 40% der Kosten an den substanzerhaltenden Maßnahmen beteiligt.
Kontinuierliche Unterstützung bietet darüber hinaus der Dombauverein, dessen Erträge aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und weiteren Einnahmen in den Domerhalt fließen. Zwischen 100.000 und 200.000 Euro sind dies jährlich.
Maßnahmenbezogene Mittel kommen von der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer, die zuletzt die Erneuerung der Außenbeleuchtung maßgeblich finanzierte. Bundesmittel und Zuwendungen der Stadt Speyer sind, ebenso wie Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, weitere Geldquellen.
Wie Dombaumeister Mario Colletto berichtete, wird es 2017 Arbeiten an der Afrakapelle und der Zwerggalerie geben. Daneben stehen Voruntersuchungen in der Krypta und am Vierungsturm an. Auch ein Teil der Beleuchtung und der Elektrik im Mittelschiff soll erneuert werden. Die für die einzelnen Maßnahmen notwendigen Gerüste sollen erst nach der an Pfingsten stattfindenden Feier zur Neugründung des Bistums an vor 200 Jahren am und im Dom aufgebaut werden.
Die Afrakapelle auf der Nordseite des Doms soll innen und außen in Stand gesetzt werden. Außen wird die Fassade mit den Dachanschlüssen überarbeitet. Ebenso steht eine Erneuerung der Fenster an.
Im Innern wurden die Wände in den 80er/90er Jahren mit Silikatdispersionsfarbe gestrichen – einer Farbe, die für Außenflächen gedacht ist. Da diese Farbe nur bedingt dampfdiffusionsoffen ist, ist dieser Anstrich vermutlich ursächlich für die hohe Feuchte in der Kapelle. Er soll daher entfernt und durch einen historisch korrekten Kalkanstrich ersetzt werden. Des Weiteren werden die Sandsteinflächen im Inneren gesäubert.
Der Zugang zur Afrakapelle im Dominnern soll eine neue Tür bekommen. Die Planungen hierzu laufen derzeit. Ziel der Maßnahme ist es, die Funktion der Kapelle als geschützter Ort des stillen Gebets zu fördern.
Ein weiterer Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen wird die Zwerggalerie sein. Im zurückliegenden Jahr 2016 wurden bereits die Fenster an der Nordseite erneuert. Diese stammten aus den 1850er Jahren und hatten das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht. Die Öffnung der alten Fenster erfolgte über einen Schiebemechanismus. Die neuen Stahlrahmenkonstruktionen lassen sich mit einem Klappmechanismus öffnen, was eine Verbesserung der Lüftungssituation bedeutet. 2017 sollen die restlichen Fenster auf der Südseite erneuert werden.
In diesem Jahr ist zudem eine Voruntersuchung der Zwerggalerie geplant. Stützen, Bögen, Mauerwerk und Gehbelag sollen umfassend untersucht und entsprechend der Befunde restauriert werden. Begonnen wird auf der Nordseite des Mittelschiffs, dann folgen im Verlauf der nächsten Jahre die Südseite des Mittelschiffs sowie das südliche und das nördliche Querhaus. Die Apsis und der Westbau werden nicht mit einbezogen, da die Zwerggalerie dort bereits in den zurückliegenden Jahren überarbeitet worden war.
Auch an der Elektrik und der Beleuchtung im Mittelschiff wird 2017 weiter gearbeitet. Die Grundbeleuchtung wurde bereits auf LED umgestellt. Nun sollen auch die Strahler entsprechend erneuert werden. Die elektrischen Leitungen im Dom stammen aus den 60er und 80er Jahren. Zum Teil sind sie noch älter. Im Mittelschiff sollen sie 2017 zusammen mit den Strahlern erneuert werden. Dabei werden die Leuchten individuell steuerbar.
Die neue Technik soll auch dazu beitragen, den Energieverbrauch auf etwa ein Fünftel der bisherigen Leistung zu senken. Die in der Apsis 2016 bereits probeweise installierte Beleuchtung wird 2017 komplett installiert. Hierfür sind Steinmetz- und Stahlschlosserarbeiten notwendig. Ebenso werden die Querhauskapellen neu beleuchtet.
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