Landau. Das ist ein echter Meilenstein: Jetzt starteten offiziell die Arbeiten für den neuen Wertstoff des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) in Mörlheim.
Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron als Verwaltungsratsvorsitzender des städtischen Betriebs und EWL-Vorstand Bernhard Eck taten gemeinsam den ersten Spatenstich im Beisein geladener Gäste aus Politik und Wirtschaft.
„Das ist ein wichtiger Tag für das Wertstoffrecycling und den Umweltschutz in Landau“, hielt der Oberbürgermeister fest. Denn nach 37 Jahren sind die Anlagen des bisherigen Wertstoffhofs in die Jahre gekommen. Rund 3,75 Millionen Euro investiert der EWL in eine neue und zeitgemäße Einrichtung neben dem jetzigen Grünschnittsammelplatz, sie soll im November 2017 in Betrieb gehen.
Zügig geplant, mit Weitsicht finanziert
Knapp drei Jahre hatten die Vorarbeiten gedauert, was für ein Projekt dieser Komplexität bemerkenswert kurz ist. „Die ersten Mittel hatten wir bereits in den Wirtschaftsplan für 2014 eingestellt, denn auch die Gutachten zur Kampfmittelbelastung, landespflegerische Maßnahmen und die Ingenieurplanung müssen finanziert werden“, beleuchtete Bernhard Eck einige Aspekte aus dem Gesamtumfang des Projektes.
Für ihn besonders erfreulich war das Ausschreibungsverfahren für den eigentlichen Bau, das innerhalb von zwei Monaten über die Bühne ging: Aktuell wurde die Firma Theisinger & Probst Bau GmbH aus Pirmasens für 2,9 Millionen Euro für den Tief- und Ingenieurbau beauftragt.
In Summe wurden somit bisher Aufträge im Wert von 3,35 Millionen Euro erteilt. Zum Zuge kommen Unternehmen aus der Region, mit denen der EWL bereits in früherer Zusammenarbeit gute Erfahrungen gemacht hat. Darüber ist Bernhard Eck besonders froh. Für das Gesamtprojekt einschließlich einer zweiten Ausbaustufe nach 2018 hat der EWL 4,5 Millionen Euro veranschlagt.
Gelebte Nachhaltigkeit
Ob ausgedienter Föhn, kaputter Stuhl oder einfach Grünschnitt: „Den Wertstoffhöfen kommt heute bundesweit eine zentrale Rolle bei der Sicherung von Rohstoffen im Wirtschaftskreislauf zu“, informierte Dr. Maximilian Ingenthron.
Abfall sei heute tatsächlich noch etwas wert und müsse deshalb so umfassend wie möglich wieder verwertet werden. Um diesen zu erfassen, brauche es aber eine funktionierende Infrastruktur. Der EWL investiere deshalb aus Überzeugung, auch um den Bürgern ein hohes Serviceniveau in Sachen Ressourcenrückführung zu bieten.
Hier ist der bisherige Wertstoffhof aus mehreren Gründen an seine Grenzen gekommen: Vor rund 40 Jahren wurde er als Abfallumschlagplatz angelegt, am Ende einer Sackgasse und mit Option auf einen Bahnanschluss. Mit der Zeit, die auch in mehreren Stufen eine strengere Umweltgesetzgebung und das Kreislaufwirtschaftsgesetz brachte, entwickelte sich das Areal Am Hölzel jedoch zur Annahmestelle für sperrige Abfälle und Wertstoffe.
Mit der Zunahme des Verkehrs, den der Bau der Straße nach Bornheim brachte, nahmen auch die Engpässe bei der Zufahrt zum Areal zu. Das besonders an Samstagen zu Engpässen und Wartezeiten. „Diese Aspekte und auch Kapazitätsreserven für weitere Abfallfraktionen haben wir bei der Planung des neuen Wertstoffhofes berücksichtigt“, bemerkte der Bürgermeister.
Besonderes Augenmerk lag unter anderem auf der räumlichen Trennung des Anliefer- und des Abfuhrverkehrs. Alle voluminösen Güter wie Grüngut, Bauschutt und Erdaushub bekommen kurze Wege, sie können nahe an der Einfahrt abgeladen werden.
Dort ist auch eine Waage zur Erfassung untergebracht, eine zweite Waage im Ausfahrtsbereich erleichtert die Abwicklung erheblich. Dazwischen, und damit im Zentrum des neuen Areals, steht die Wiegestation. Diese erhält ein geneigtes Dach und wird zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Photovoltaikanlage ausgerüstet.
Das war dem EWL bei der Planung ebenso wichtig wie eine durchdachte Abführung von Regenwasser und die Auswahl von recycelfähigen Materialien. „Wir haben die Nachhaltigkeit umfassend betrachtet und auch schon den späteren Rückbau der Anlagen mit bedacht. Ein solches Denken ist Anspruch des EWL“, hielt Bernhard Eck fest.
Bürgerservice großgeschrieben
Bürger, die künftig den neuen Wertstoffhof nutzen, erwartet eine neue Zufahrtssituation und eine ausgeklügelte Logistik.
Denn an Spitzentagen verzeichnet das Areal bisher schon 240 Anfahrten je Stunde. Auch auf einen höheren Komfort bei der Anlieferung hat der EWL bei der Planung geachtet: ebene und lange Abwurfkanten an den Containern, keine Notwendigkeit zum Wenden.
Aktuell sind zehn Containerstellplätze für Elektroschrott, Glas, Papier und andere Wertstoffe vorgesehen. Diese erhalten ein Dach und werden über ein Plateau erschlossen, damit ein ebenerdiger Einwurf möglich ist. Kapazitäten für weitere Container sind berücksichtigt.
Vom Wiegehaus im Zentrum des Areals haben die Mitarbeiter einen guten Überblick sowohl über den Grünschnittplatz als auch über den Wertstoffhof für Kleinanlieferer.
Um den Bürgern die Orientierung zu erleichtern, werden rund 880 Meter Fahrbahnmarkierung aufgebracht und 46 Schilder errichtet. Schranken grenzen die beiden großen Waagen ab, die auch die Kennzeichen der Fahrzeuge künftig automatisch erfassen. Das erhöht den Durchsatz und vermeidet Wartezeiten und Rückstaus bei starker Frequenz. „Ziel des Neubaus ist es auch, den Service für die Bürger bei der Wertstoffanlieferung zu verbessern, genauso den Arbeitsschutz für die Mitarbeiter“, führte Dr. Maximilian Ingenthron aus.
Naturschutz im Blick
In den nächsten Monaten werden für den neuen Wertstoffhof 1,25 Hektar Fläche überbaut und befestigt.
Getrennt erschlossen wird der Klärschlammlagerplatz der angrenzenden Kläranlage. Da die gesamte Baumaßnahme auch ein Eingriff in die Natur ist, sind Ausgleichsmaßnahmen vorgeschrieben. „Ein Schwerpunkt wird die Vogelwelt sein.
Hier beobachten zunächst Experten, wie sich der Neubau auf diese auswirken wird“, erklärte Bernhard Eck. Zunächst wünschen sich aber alle Planer und Verantwortlichen des EWL eines: einen termingerechten und vor allem unfallfreien Verlauf der Bauarbeiten. (ewl)
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