Dienstag, 05. November 2024

Sommertour von Christine Schneider: BBS SÜW – Sozialberufe verdienen Anerkennung

30. August 2018 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße

Christine Schneider informierte sich in der BBS SÜW, Standort Annweiler.
Foto: bbs-süw

Annweiler. MdL Christine Schneider, Vorsitzende im Ausschuss Landwirtschaft und Weinbau besuchte im Rahmen ihrer Sommertour die Berufsbildende Schule Südliche Weinstraße am Standort Annweiler, um sich selbst ein Bild von der Ausbildungssituation in den Pflegeberufen zu machen.

Ausbildungsschwerpunkt des Standortes Annweiler sind die sozialpflegerischen Berufe – Schüler können hier die Fachschule Altenpflege, die Fachschule Sozialpädagogik (Erzieher), die Höhere Berufsfachschule Sozialassistenz oder die Fachschule für Heilerziehungspflege besuchen.

Frau Schneider nutzte die parlamentarische „Sommerpause“, um durch ihren Wahlkreis zu „touren“ und vor Ort mit den Bürgern in Kontakt zu kommen. Da sie ihre „Sommertour“ dem Thema Pflege gewidmet hat, stand auch der Besuch der Berufsbildenden Schule Südliche Weinstraße – die sie selbst in ihrer Ausbildung zur Tischlerin besucht hatte – auf ihrem Plan.

In einem direkten Austausch mit den Schülern der Fachschule Altenpflege und den Lehrkräften wollte sie mehr über die Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen der Fachschüler erfahren – und so standen die Fragen der Lernenden im Mittelpunkt.

Nach einer Begrüßung durch die Schulleiterin, Frau Reuter, stellte sich Frau Schneider den Schülern und Lehrkräften vor und übergab dann das Wort an die Anwesenden.

Von großer Relevanz waren die Themen Lehrmittelfreiheit, Personalmangel, Bezahlung von Pflegekräften, die Generalisierung der Pflegeausbildung und das Pflegeberufereformgesetz.

Für die Schüler sind das nicht einfach nur Schlagwörter- sie erleben z.B. den Personalmangel in ihrer Ausbildung selbst. Es ist kein Einzelfall, dass Schüler bereits im 1. Ausbildungsjahr mehr als 100 Überstunden haben, z.T. mehr als 12 Tage durchgehend arbeiten (manche über 20 Tage), sie wie fertige Fachkräfte eingesetzt werden und damit ihre eigentliche Ausbildung in den Einrichtungen nicht mehr gewährleistet ist – auch, weil die Zeit für die Praxisanleiter fehlt.

Was für die Fachschüler auch als sehr schlimm empfunden wird, ist die fehlende Zeit für die pflegebedürftigen Menschen. „Wir lernen in der Ausbildung den Stellenwert von Empathie und Menschlichkeit und werden dann so verheizt“, so die Aussage eines Schülers.

Abhilfe könnten ein Mindestpersonalschlüssel, die Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze und die Vorgabe, dass Altenpflegeschüler nicht wie Vollzeitkräfte eingesetzt werden, schaffen.

Bei dem Thema „Generalisierung (Zusammenlegung) der Ausbildung in Pflegeberufen“ sprachen die Schüler offen ihre Bedenken aus. Gedacht als Aufwertung der Altenpflege schafft die Generalisierung eigentlich die 3-jährige Ausbildung zum/zur Altenpfleger/-in ab und ersetzt sie durch eine einjährige Spezialisierung.

Einen Widerspruch sahen die Betroffenen auch in den neuen Anforderungen des Pflegeberufereformgesetzes und der geplanten Herabsetzung der Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zum Altenpflegehelfer in Hessen.

Das Thema Bezahlung brachte ein Schüler auf den Punkt: „Man wird nicht Altenpfleger, um reich zu werden“. Aber es geht nicht darum, reich zu werden, sondern um eine faire Bezahlung für eine Arbeit im sozialen Bereich und damit für die Gesellschaft.

Zu Recht wurde die Frage gestellt, warum Berufen im sozialen Bereich die finanzielle Anerkennung fehle und warum den ökonomischen Zielen der Pflegeeinrichtungen mehr Bedeutung zukomme als dem Wohlergehen der Pflegebedürftigen und den Pflegern.

Einen direkten Einblick in die pflegerische Tätigkeit konnte Frau Schneider im Anschluss an die offene Gesprächsrunde nehmen. Schülerinnen der Fachschule Altenpflege – unterstützt von ihrer Fachlehrerin Frau Haß – demonstrierten u.a. den Wechsel eines septischen Wundverbandes.

Auch hier war die fehlende Zeit für den zu pflegenden Menschen Thema. Das Bild von einer Pflegerin oder einem Pfleger, der sich die Zeit nehmen kann, mit den alten Menschen spazieren zu gehen, ihnen zuzuhören, ihnen eine Teilhabe zu ermöglichen – was der Ganzheitlichkeit der Ausbildung entsprechen würde – trifft nicht mehr zu.

Frau Schneider wird die Fragen und die Kritik der Schüler an die verantwortlichen Ausschüsse weitergeben. Es bleibt zu hoffen, dass das Thema Altenpflege – gerne verdrängt von der Gesellschaft – die gebührende Anerkennung findet. (bbs-süw)

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