SÜW/Kandel. 23 Termine, mehrere Hundert Kilometer Wegstrecke: Der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Schweitzer war vom 11. bis 15. August auf Sommertour durch seinen Wahlkreis. Es ging kreuz und quer durch den Landkreis Südliche Weinstraße und die Verbandsgemeinde Kandel.
„Mein Wahlkreis ist überaus vielfältig und vielschichtig. Auf meiner Fünf-Tages-Tour will ich möglichst viele Menschen treffen und Eindrücke sammeln – bei erfolgreichen Betrieben, bemerkenswerten Initiativen und im persönlichen Gespräch. Es geht darum, ungefiltert Informationen zu erhalten und auch zu erfahren, wo der Schuh drückt“, so Schweitzer im Vorfeld.
Schon in seiner Zeit als Staatssekretär habe er Sommertouren unternommen und dies auch so beibehalten. „Effizienz“ ist dabei das Schlüsselwort. Die Tage waren ausgefüllt und brachten Schweitzer viele neue Eindrücke, die er bei seiner politischen Arbeit berücksichtigen will.
Ein Teil dieser Reise waren die Haustürbesuche, bei denen Schweitzer unangemeldet bei den Bürgern vorbeischaute und zum Teil sehr intensive Gespräche mit den Menschen führen konnte.
Aber natürlich lieferten auch die Betriebsbesichtigungen wertvolle Eindrücke wie zum Beispiel in Offenbach, bei der Südpfalzwerkstatt und bei Stadler und Schaaf Mess- und Regeltechnik GmbH, bei FW Glashaus Metallbau GmbH in Bornheim, bei Fehrenbach Maschinenfabrik GmbH in Billigheim, bei Möbel Gilb, Löffel Fensterbau und CAP-Markt in Herxheim.
In Kandel nahm er sich Zeit, die Firma Frey Küchenzentrum-Innenausbau GmbH zu besuchen und im Anschluss ein Gespräch mit dem VHG (Verein für Handel und Gewerbe) Kandel zu führen.
Doch zunächst ließ sich Alexander Schweitzer von Dieter und Claudia Frey durch die interessante Ausstellung führen und war sichtlich auch von der Familiengeschichte beeindruckt, die geprägt ist von Tradition aber auch innovativen Ideen.
Gegründet wurde das Unternehmen 1933 als Schreinerei für Innenausbau in Schweighofen durch Otto Frey. Danach entwickelte sich die Firma kontinuierlich weiter. 1968 übernahm Peter Frey den Betrieb und erweiterte die Produktpalette mit der Herstellung von Treppen, Türen, Einzelmöbel und mit dem Verkauf von Einbauküchen.
1994 wurde mit einem neuen Ausstellungszentrum und einer Vergrößerung der Verkaufsfläche auf über 2.000 Quadratmetern ein neues Kapitel in der Firmengeschichte geschrieben. Durch den Einstieg der beiden Söhne Dieter und Jochen Frey in die Geschäftsführung, konnten die zwei Standorte Schweighofen und Kandel ausgebaut werden.
In Schweighofen war es die Treppenproduktion, in Kandel das große Ausstellungszentrum, mit Sortimentserweiterung und Ergänzung weiterer Produktbereiche. Dem Kunden wird nun das komplette Programm für den Innenausbau in verschiedenen Stilrichtungen unter einem Dach angeboten. 45 Leute arbeiten mittlerweile im Unternehmen, das auch ausbildet.
Innerhalb der Familie hat man sich die Aufgaben aufgeteilt und fährt damit sehr erfolgreich.
Ein großes Problem, speziell auch für die Firmen im Gewerbegebiet Horstring, zu dem Frey gehört, ist das fehlende schnelle Internet. Dies war zum Beispiel Gesprächsthema in der sich anschließenden Diskussionsrunde mit Karlheinz Schöttinger und Hubert König vom VHG Kandel.
Ohne schnelle Internetverbindung geht heute gar nichts mehr, darin waren sich alle einig. Das Land kümmere sich darum mit Machbarkeitsstudien. Ziel sei die Anbindung ganzer Areale und eine angestrebte Kapazität von 300 mbit. „Wir haben in Deutschland totalen Nachholbedarf“, so Schweitzer.
Die Firma Innexio, die flächendeckend Gemeinden nach und nach mit schnellerem Internet versorge, mache das aber sehr gut und verlässlich.
„Alle sagen, ihr müsst es so machen wie die Kandeler“, lobte Schweitzer das Mittelzentrum Kandel und seine Geschäftswelt. Doch auch Kandel muss sich im Wettbewerb behaupten um weiterhin attraktiv zu bleiben, wie Schöttinger und König sagen.
Verhindern wolle man, dass Kundenströme durch Discounter nach außen gezogen werden. Beeinträchtigungen durch Center wie das Maximiliancenter in Maximiliansau sehen die Geschäftsleute jedoch nicht. Im Gegenteil, Karlsruher Kunden kämen gerne nach Kandel, weil sie die Spezialisten und Persönlichkeiten der inhabergeführten Geschäfte schätzten, so Claudia Frey.
Ein „Riesen-Impuls“ für die Geschäftswelt sei sicherlich der Ausbau der Hauptstraße gewesen, merkt Schöttinger an und weist auf eine Vielzahl von Aktionen der Geschäftsleute im Jahr hin.
Leerstände scheinen in Kandel auch kein Problem darzustellen. Doch fehlt es an der „Impulsgebung von ganz oben“ wie Karlheinz Schöttinger beklagt. „Jemand, der sensibel für den Markt ist“, ergänzt Claudia Frey. Potentiale erkennen, Visionen haben, bei der Verwaltung weiter helfen, lauten die Schlüsselbegriffe. Mit einer gewissen Hochachtung sehen die Geschäftsleute dabei nach Landau.
Man wolle keine Steine in den Weg gelegt bekommen, sondern Hilfe von einer seriösen Seite aus bekommen, wünscht man sich. Eigentlich das klassische Modell eines „Kümmerers“ oder in Großstädten, eines City-Managers.
Besonders beeindruckt sind Schöttinger und König von den beiden Städten Nagold und Neuwied und deren Wirtschaftsförderungen, die ein besonders gelungenes Beispiel abgeben.
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Nagold versteht sich zum Beispiel als Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Es gibt Ansprechpartner, die quasi Lotsenfunktion für Unternehmen in Verwaltungsfragen anbieten und sie auf ihrem Gang durch die Ämter begleiten. Sie helfen bei der Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen, bei Existenzgründungen, machen Standortmarketing und anderes mehr.
Alexander Schweitzer will bei dieser Problematik gerne weiter helfen und Kontakte herstellen. Er verweist auf das BID-Gesetz, das die Landesregierung ganz aktuell verabschiedet hat. BIDs gelten in Deutschland als zukunftsträchtiges Stadtentwicklungskonzept. Die Idee der BIDs stammt aus Nordamerika „Business Improvement District“.
Sie bieten ein zentrales Management für eine gesunde Einzelhandelsstruktur und andere Vorteile, die in einem Vortrags/Infoabend der Kandeler Geschäftswelt näher gebracht werden sollen. „Ob dies letztendlich tauglich ist, muss Kandel dann selbst entscheiden“, so Schweitzer. (desa)
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