Brüssel – Der US-Geheimdienst NSA späht offenbar gezielt die EU aus. Das geht aus geheimen Dokumenten hervor, die der Whistleblower Edward Snowden von der NSA mitgenommen hat und die der „Spiegel“ in Teilen einsehen konnte.
In einem als „streng geheim“ eingestuften Papier der NSA vom September 2010 wird beschrieben, wie der Geheimdienst die diplomatische Vertretung der EU in Washington attackiert. Demnach wurden nicht nur Wanzen in dem Gebäude installiert, sondern auch das interne Computernetzwerk wurde infiltriert. Auf diese Weise bekommen die Amerikaner nicht nur Zugang zu Besprechungen in den Räumlichkeiten der EU, sondern auch zu E-Mails und internen Dokumenten auf den Computern.
Auf die gleiche Weise ist den Unterlagen zufolge auch die EU-Vertretung bei den Vereinten Nationen attackiert worden. In dem NSA-Dokument vom September 2010 werden die Europäer ausdrücklich als „Angriffsziel“ benannt. Offenbar zeichnet sich die NSA auch für einen Lauschangriff verantwortlich, der in Brüssel stattgefunden hat: Vor etwas mehr als fünf Jahren fielen EU-Sicherheitsexperten mehrere fehlgeschlagene Anrufe auf, die offenbar einer Fernwartungsanlage im Justus-Lipsius-Gebäude gegolten hatten.
Die Spur des Anrufers, die die Sicherheitsbehörden verfolgten, führte ins Nato-Hauptquartier im Brüsseler Vorort Evere. Eine genaue Analyse zeigte, dass die Attacken auf die Telekommunikationsanlage offenbar aus einem gesondert abgeschirmten Bereich der Nato-Einrichtung stammten, der von Experten der NSA genutzt wird.
Eine Überprüfung der Fernwartungsanlage ergab, dass sie mehrfach aus genau diesem Nato-Komplex angerufen und auch erreicht wurde. Jeder EU-Mitgliedstaat hat im Justus-Lipsius-Gebäude Räume, in die sich Minister zurückziehen können, dort gibt es natürlich auch Telefon- und Internetanschlüsse. (dts Nachrichtenagentur)
Diesen Artikel drucken