Riad – Kurz vor der an diesem Montag beginnenden Reise von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel in die Golfregion hat Saudi-Arabien den Druck auf Katar erhöht.
„Die zwölf größten islamistischen Extremisten haben Verbindungen nach Katar“, sagte der saudi-arabische Minister für Kultur und Information Awwad Al-Awwad den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die saudische Regierung in Riad wirft Katar nach offizieller Darstellung vor, Terrorgruppen wie al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel, den IS, die Muslimbruderschaft und den Taliban mit Geld auszustatten.
Nach Ansicht von Beobachtern geht es aber auch um regionale Befindlichkeiten. So sollen die außenpolitisch großen Ambitionen Katars den Nachbarn Saudi-Arabien schon länger stören.
Gabriel besucht ab Montag Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Kuwait. Es gebe drei Haupt-Probleme mit Katar, so Al-Awwad: Das Land finanziere extremistische Islamisten von Syrien bis Saudi-Arabien, es unterstütze die Ausbreitung des politischen Islams und es habe „ein großes Ego-Problem: Alle Fakten beweisen, dass Katar die Fußballweltmeisterschaft 2022 gekauft hat.“
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten hatten vor rund vier Wochen alle diplomatischen Kontakte zu Katar abgebrochen und ein Ultimatum verhängt.
Haupt-Forderungen: Der Zwergstaat solle die Finanzierung islamistischer Terrorgruppen aufgeben, den Fernsehsender al-Dschasira dichtmachen und die Kontakte zum Iran herunterfahren.
Neuerdings gebe es in Saudi-Arabien eine extremistische Organisation mit dem Namen „Islamische Bewegung“, die von Katar finanziert werde, sagte Al-Awwad, der bis April Botschafter seines Landes in Berlin war.
Der Anführer sei Sa`ad al-Faqih, der von Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern gesucht werde. Al-Faqih habe im April und im Juni zu einer „Revolution“ in Saudi-Arabien aufgerufen, so Al-Awwad. „Wir können das nicht zulassen. Würde es Deutschland erlauben, wenn Luxemburg das Gleiche täte?“, fragte der saudische Minister.
Katar habe ein „großes Ego-Problem“: „Alle Fakten beweisen, dass Katar die Fußballweltmeisterschaft 2022 gekauft hat.“
Katar-Krise: Gabriel mahnt ernsthaften Dialog an
In der Krise am Golf hat Bundesaußenminister Sigmar Gabriel einen ernsthaften Dialog zwischen den Beteiligten angemahnt.
Dieser sei notwendig, „um konstruktive Lösungsansätze durch Verhandlungen zu entwickeln“, sagte Gabriel am Montag vor seiner Abreise in die Golf-Region. „Wir stehen weder auf der einen, noch der anderen Seite. Wir ergreifen nicht Partei“, sagte er. „Aber: Der Konflikt am Golf geht nicht nur die an, die dort miteinander im Zwist liegen, sondern betrifft auch uns und unsere Interessen.“
Das gelte unter anderem für den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), aber auch für die Stabilität einer Region, „die von Krisen, Spannungen und Krieg schwer gezeichnet“ sei und vor großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zukunftsherausforderungen stehe.
„Wir sind daher auch der Überzeugung, dass der Golfkooperationsrat ein starkes Forum der Zusammenarbeit und Konfliktlösung werden muss“, so Gabriel. Die Finanzierung von Terrororganisationen und Extremisten zu unterbinden, sei dringend geboten.
„Wenn es gelänge, dafür bessere Mechanismen zu entwickeln, dann könnte diese Krise am Ende sogar zukünftig unsere Instrumente im Kampf gegen den Terrorismus stärken. Aber dafür braucht es guten Willen, Deeskalation und Dialog auf allen Seiten“, sagte der Bundesaußenminister.
Zuvor hatten Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten auf Bitte Kuwaits, das in dem Konflikt vermittelt, ihr Ultimatum an Katar um 48 Stunden verlängert. (dts nachrichtenagentur)
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