Leimersheim – Auf reichlich Erfahrung in der kommunalen Politik kann Matthias Schardt, CDU-Kandidat für das Amt des Verbandsbürgermeisters, zurückblicken.
Bereits seit 2004 ist er Ortsbürgermeister seiner Heimatgemeinde Leimersheim, zuvor gehörte er seit 1999 dem Gemeinderat sowie dem Verbandsgemeinderat an; von 2004 bis 2007 war er Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde, seit 2009 ist er Vorsitzender CDU-Fraktion im Verbandsgemeinderat und wurde zum Ortsbürgermeister wiedergewählt.
Hauptberuflich arbeitet er als Lehrer an einem Neustadter Gymnasium. Mit dem Pfalz-Express (PEX) traf er sich zu einem Gespräch auf heimatlichen Boden – im Leimersheimer Gemeindehaus – und erzählte über sein Wahlkonzept.
„Das Konzept ‚Bürgerdialoge‘ für unseren Wahlkampf hat sich gut entwickelt und ist auch gut von den Menschen angenommen worden. Pro Gemeinde waren jeweils etwa 30 Bürger da und wir hatten 40 Veranstaltungen. Würde ich sagen, ‚es ist wie geplant gelaufen‘, würde sich das langweilig anhören“, lächelt Matthias Schardt.
Sein Ziel war es, in jedem Wohngebiet ein Treffen zu veranstalten, zwar ähnlich wie ein Infostand, aber mit Einladung. Mit dem bisherigen Verlauf ist er zufrieden: „Manche kamen gleich mehrfach. Diese ‚Bürgerdialoge‘ prägen die heiße Wahlkampfphase. Es geht um inhaltlich Wichtiges wie Pflege, Hochwasser oder Vereinsrecht. Insbesondere für diese doch vorbereitungsintensiven Bürgerdialoge werde ich von Aktiven der CDU aus allen vier Orten sehr unterstützt. Das funktioniert wirklich hervorragend.“ Schardt hört er gerne zu, möchte Ideen, Anregungen und kritische Punkte von den Bürgern erfahren.
Einer seiner Wahlkampfslogans ist ‚weil Erfahrung zählt‘. Er kennt sich aus mit dem Amt: „Der Vorteil bei meiner Kandidatur ist, dass ich das Amt schon zehn Jahre habe und weiß, welche Dinge schon gemacht wurden. Mein Prinzip ist, dass ich starke Orts- und Verbandsgemeinden will.“ Dabei möchte er ’nur‘ der Verwaltungschef sein. Die Zuständigkeiten seien den Leuten egal, ihnen gehe es um die subjektive Betroffenheit. „Das war ein Lernprozess für mich. Ich gebe es dann an die Zuständigen weiter. Versprechungen kann ich aber nicht machen, sondern sage ‚jetzt muss man erst gucken‘, sonst werde ich den Bürgern ja nicht gerecht.“
Auf die Frage, welches Gespräch ihn bisher besonders nachdenklich gemacht hat, erzählt er: „Besonders berührt hat mich ein informelles Gespräch bezüglich dem Thema Pflege. Es ist wichtig, dass man auch im Alter ein gutes Leben führen kann. Da wurde mir gesagt ‚alles schön und gut mit beispielsweise der Barrierefreiheit, aber man darf die Bezahlbarkeit der Wohnräume nicht vergessen‘. Denn Altersarmut ist ein Thema.
Ich weiß von älteren Menschen, die aus den Vereinen, in denen sie jahrzehntelang waren, austreten, weil sie das Geld für die Mitgliedschaft nicht mehr haben. Daher werde ich mich auch unabhängig vom Wahlergebnis auf verschiedenen Ebenen hier weiter engagieren – damit Lebensformen für ältere Menschen geschaffen werden können. Die Leute erzählen mir schon, dass sie sich Gedanken machen, wo sie hingehen sollen, ob sie in ihrem Haus bleiben können. Wenn sie wüssten, es gäbe noch Möglichkeiten, die ‚Grautöne‘ abzudecken – also nicht nur ins Pflegeheim zu müssen -, wäre dies gut. Ich habe dazu viele Rückmeldungen, das Thema beschäftigt mich.
Zusätzlich zur ambulanten und stationären Pflege in der Sozialstation und dem Braun’sche Stift in Rülzheim muss es alternative Wohnformen geben. Diese müssen auf den Gesundheitszustand und die finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Betroffenen ausgerichtet sein.“
Auch die Kinderfreundlichkeit ist ihm wichtig. So wurden in Leimersheim in den letzten Jahren die Spielplätze naturnah umgestaltet. „Gerade ist der Schulhof fertig gestellt worden. Er ist toll geworden! Wir haben 25 Bäume gepflanzt und quasi den Wald ins Dorf geholt, denn wir müssen den Kindern naturnahe Spielanlässe schaffen, das tut der Entwicklung der Kinder gut.“
Das Betreuungsangebot müsse weiter ausgebaut werden, aber gelte es auch, die Balance zwischen Bedarf und Wunschdenken zu wahren, so Schardt.
Verschiedene Aufgaben gut ausbalancieren
Sein Hauptziel ist es, durch eine starke und kompetente Führung der Verwaltung Bedingungen zu schaffen, damit sich die vier Gemeinden Hördt, Kuhardt, Leimersheim und Rülzheim bestmöglich entwickeln können.
Ganz wichtig sei hierbei die Balance der Themenkomplexe: „Die wirtschaftliche und die soziale Ortsentwicklung sowie der Erhalt der natürlichen Lebensbedingungen – da möchte ich einen guten Ausgleich hinkriegen. Bei jeder unserer Gemeinden gibt es einen Punkt, der stärker ist – der Rest muss ausgeglichen werden. Als Beispiel sei hier die wirtschaftliche Entwicklung in Rülzheim Nord genannt. Der Gewerbegebietsausbau hat natürlich weitere Folgen für den Verkehr, den Wohnbau, aber auch für Kindergärten. Denn wenn sich eins entwickelt, dann muss das andere mitkommen. In Kuhardt und Hördt muss die Nahversorgung sowie der Nahververkehr erhalten bleiben. Es geht nicht, dass zwar die Schülerbeförderung ganz gut funktioniert, aber dass ansonsten nur leere Busse fahren.“
Hier sieht Matthias Schardt Handlungsbedarf: „Ich denke an ein Shuttle-Bus-System und der Bus muss dorthin fahren, wo die Leute hin wollen. Das meine ich mit Ausgleich schaffen – man muss berechtigte Interessen wahren.“
Ein weiterer wichtiger Punkt für ihn ist das Schaffen eines Reserveraums für Extremhochwasser in der Hördter Rheinaue: „Das Großbauprojekt wird uns sicherlich noch die nächsten 15 oder 20 Jahre begleiten. Es handelt sich dabei um den gravierendsten Eingriff in die Landschaft seit Menschengedenken! Es geht um Themen wie Binnenentwässerung, Pumpwerke, Katastrophenschutz, ökologische Flutung und Verkehrsänderung. Der Reserveraum wird insgesamt so groß wie alle anderen rheinland-pfälzischen Polder zusammen.“
Dies müsse so funktionieren, dass weder für die Bevölkerung noch für die Landwirte ein Nachteil entstehe. „Der Reserveraum ist ja eher für das gesamte Rhein-Main-Gebiet; für Leimersheim direkt bringt eine Deicherhöhung etwas.“
Sein momentaner Tagesablauf ist von seinem Beruf und seiner Wahltätigkeit geprägt: „Aktuell gehe ich morgens zur Arbeit in die Schule, nachmittags kommt dann alles andere – das Wochenende ist gefüllt mit Vorbereitungen und Korrekturen. Aber ich kriege es hin.“ (lacht).
Schule und Korrekturen fielen im Fall seines Wahlsiegs weg: Das Amt des Verbandsgemeindebürgermeisters ist ein hauptberufliches. Seine Chancen für die Wahl seien offen, meint Matthias Schardt: „Ich bin selbst gespannt.“ (sek)
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