Mittwoch, 30. Oktober 2024

Riedbahnsperrung ab 15. Juli 2024: Zweckverband kritisiert Umsetzung von komplettem Fahrplanwechsel

15. Juli 2024 | Kategorie: Elsass Oberrhein Metropolregion, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Ludwigshafen, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Nordbaden, Rhein-Pfalz-Kreis, Rheinland-Pfalz

Foto: Pfalz-Express

Ab Montagabend 15. Juli 2025, wird die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt/Main für eine Generalsanierung voll gesperrt. Das teilte der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd mit.

Um wenigstens einen Teil der ICE- und Güterzüge der schon im Regelbetrieb überlasteten rechtsrheinischen Verbindung umleiten zu können, gilt  für die Strecke Mainz – Worms – Mannheim im Regionalverkehr ein Sonderfahrplan mit täglich zwei Züge pro Stunde und Richtung.

Der Verkehr zwischen Mainz und Mannheim wird dabei in der Nacht vom Montag, dem 15. auf Dienstag, dem 16. Juli auf den neuen Fahrplan umgestellt.

Unumgänglich ist, dass im Zuge der Riedbahnsperung die Strecke nachts für den Güterverkehr freigehalten wird. Deshalb müssen täglich ab ca. 22:30 Uhr Busse den Zugverkehr zwischen Mainz, Worms und Ludwigshafen (-Mannheim) ersetzen. Auf diese Weise konnten weitere Einschränkungen tagsüber vermieden werden.

Neue Linienführungen im Raum Mainz und der Rhein-Neckar-Region

Wegen der erheblichen betrieblichen Einschränkungen werden bis Mitte Dezember auch zum Teil völlig neue Linienführungen notwendig:

  • Die S 6 fährt nun stündlich von Mannheim aus über Worms und Mainz nach Wiesbaden.
  • Die RE 4 und RE 14 gehen auf in einer neuen Stadt-Expresslinie (Abkürzung: SE) Mannheim – Mainz – Frankfurt/W mit zahlreichen Zwischenhalten entlang des Rheins.
  • Der RE 4 muss im Gegenzug auf zweistündliche Pendelfahrten zwischen Speyer und Karlsruhe beschränkt werden. Die Durchbindungen bis Mainz sind nicht möglich, ebenso entfallen die ergänzenden Fahrten im Berufsverkehr.
  • Die Linien RB 26 (Mittelrheinbahn) und RB 75 der Hessischen Landesbahn werden montags bis freitags mehrmals miteinander verknüpft, so dass am Morgen vier, am Nachmittag nochmals drei umsteigefreie Direktverbindungen in der Relation Bingen – Mainz – Darmstadt (sowie in der Gegenrichtung) entstehen.

Auch auf der Nibelungenbahn zwischen Worms und Bensheim gilt ein modifizierter Fahrplan. Die Strecke ist jedoch wegen Anpassungen an der Stellwerkstechnik und der auf Anregung der beiden SPNV-Aufgabenträger ZÖPNV Süd und VRN (letztere für die Angebote im Landkreis Bergstraße) erfolgten Elektrifizierung des Abschnitts Hofheim – Bürstadt zunächst noch gesperrt.

Eingestellt wird der Zugverkehr von Worms nach Biblis, weil der Bahnhof in Biblis aufgrund der Riedbahnsperrung nicht anfahrbar ist. Die gesamte ÖPNV-Bedienung auf dieser Relation sowie im hessischen Ried erfolgt, bis auf die Bahnstrecke Darmstadt – Weinheim und die Nibelungenbahn, daher mit Bussen.

Im Busbereich wurden die Anregungen aus den Gesprächen zwischen den kommunalen Gebietskörperschaften und der Geschäftsstelle des ZÖPNV aufgegriffen und an die DB als Auftragsnehmerin und Verantwortliche für die Leistungserbringung weitergeleitet.

Außerdem wurden Busfahrzeiten an die in den drei Januarwochen gewonnenen Erkenntnisse angepasst und für den Schülerverkehr zwischen Mainz und Nackenheim zusätzliche Fahrten ergänzt.

Gleichzeitige Sperrung der Riedbahn und der Rheinhessenbahn – reicht das Busfahrpersonal?

Mit Sorge betrachtet der ZÖPNV die gleichzeitige Sperrung der Riedbahn und der Rheinhessenbahn zwischen Monsheim und Eppelsheim südlich von Alzey bis Mitte Dezember. Dort wird die DB InfraGo umfangreiche Sanierungen von Teilabschnitten des Bahndamms vornehmen, die dort wegen mehrerer Dachsbauten notwendig sind.

Darüber hinaus schränkt die DB InfraGo auch noch den Verkehr zwischen Eppelsheim – Alzey und Armsheim ein. „Erst wenn ab Ende August der Bedarf nach Fahrpersonal und Bussen wegen dem Ende der Schulferien deutlich ansteigt, wird sich zeigen, ob die DB tatsächlich ausreichend Fahrpersonal für die umfangreichen Busverkehre organisiert hat. Jetzt zu erklären, man werde Ende August die nötige Anzahl an Buspersonalen der die Schülerverkehre haben, erscheint doch etwas voreilig“, macht der Verbandsdirektor deutlich.

Neue Regional-Expresszüge zwischen Karlsruhe und Bingen über die Alsenzbahn

Um das Nadelöhr Mainz zu umfahren, bietet der ZÖPNV Süd während der Riedbahnsperrung zwei tägliche Zugpaare Karlsruhe – Bingen an. Die beiden Züge der Linien RE6/RE 36 verlassen Karlsruhe Hbf. um 8:05 Uhr sowie um 14:05 Uhr und fahren über Landau, Neustadt/W mit Halten in Winnweiler und Rockenhausen direkt nach Bingen Hbf. Dort besteht ein direkter Anschluss an die schnellen SÜWEX-Züge nach Koblenz.

In der Gegenrichtung starten die RE 36/RE 6-Züge, nach Anschlussaufnahme aus Koblenz, um 11:54 Uhr und 17:54 Uhr. Alle Züge sind mit Fahrkarten des Regionalverkehrs, also auch dem Deutschland-Ticket nutzbar. Damit wird auch der Wegfall von Intercity-Linien zwischen der Oberrhein-Region und dem Mittelrhein teilkompensiert.

Streckenertüchtigung der Umleitungsstrecken kaum koordiniert und mit hohen Zumutungen für die ÖPNV-Kunden

Nach Ansicht der ZÖPNV Süd muss die DB InfraGo künftige Generalsanierungen besser vorbereiten. „Dass man die Strecke Mainz – Mannheim ertüchtigen musste, damit sie der prognostizierten Extrembelastung durch noch stärkeren Güterverkehr als sonst auch Stand halten kann, ist eine Selbstverständlichkeit. Doch DB InfraGo ignorierte erfolgreich die frühzeitig erhobene Forderung nach Koordinierung dieser Maßnahmen zwischen Mainz und Mannheim und setzte die Maßnahmen in zahlreichen Fällen mit dem sogenannten Letztentscheid durch“, so der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd. „Auch im Alsenztal wurde bei der gleichzeitigen Sperrung der Bahnstrecke und der B 48, als Fahrweg für den Schienenersatzverkehr mit Bussen, eine quasi mustergültige Fehlkoordination abgeliefert.“

 Zusammenfassend lasse sich feststellen: „Dem Projekt Riedbahn wurde und wird eine extreme Priorität eingeräumt mit der Konsequenz, dass die eingeübte Kooperation zwischen DB InfraGo, DB Regio (als Verkehrsunternehmen) und Aufgabenträger häufig verloren ging und unsere Kunden darunter zu leiden hatten und haben. Es wurde alles viel zu kurzfristig geplant, die DB InfraGo hat bspw. ihre eigenen Regeln zum Umgang mit Baumaßahmen sehr oft nicht eingehalten. Das Versprechen einer besseren Riedbahn hilft unseren Kund:innen am linken Rhein südlich Mainz nichts“, macht Michael Heilmann deutlich.

Keine Baufreiheit während der Riedbahnsperrung

Leider werde die DB InfraGo das ursprünglich gegebene Versprechen einer Baufreiheit auf den Umleitungsstrecken während der Riedbahnsperrung nicht einhalten, so Heilmann. „Unter dem Label sogenannter „Instandhaltungs-Container“ werden schon heute Streckensperrungen und eingleisige Abschnitte geplant und festgelegt.“ Der ZÖPNV Süd fordert hier eine Standardisierung der Fahrplankonzepte, um den Kunden ein kommunizierbares Angebot bieten zu können.

Besonders ärgerlich sei, dass das Projekt ‚Mannheim Tunnelstraße‘ sogar den verbliebenen Verkehr aus Richtung Ludwigshafen so stark störe, dass ab den folgenden Wochenenden bis Mitte August an insgesamt fünf Wochenenden vor allem aus der Pfalz Züge ausfallen und so Mannheim und den ICE-Knoten vielfach nicht erreicht werden könne. Besonders starke Einschränken soll es demnach an den Wochenenden 20/21. Juli und 17./18. August geben.

Neue Fahrpläne in den Auskunftsmedien abrufbar – Angebotsübersicht im elektronischen Kursbuch

Die ab dem 15 Juli bis zum 14. Dezember 2024 geltenden Fahrpläne für die rheinland-pfälzischen Strecken sind im DB-Navigator sowie den Online-Auskunftssystem der Verbünde VRN und RNN hinterlegt und abrufbar. Die Gesamtangebote auf den Strecken sind im elektronischen Kursbuch der DB als pdf downloadfähig eingestellt.

Die Haltestellen des Schienenersatzverkehrs liegen allerdings nicht immer direkt an den jeweiligen Bahnhöfen. Die Mitnahme von Fahrrädern in den Bussen ist aus Platzgründen grundsätzlich nicht möglich.

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