Rheinzabern – Man müsse schon wirklich närrisch sein, bei Nieselregen zum Schneewalzer zu schunkeln, um sich auf die närrische Kampagne 6 x 11 Jahre Rheinzammer Fasenacht einzustimmen, meinte Ortsbürgermeister Gerhard Beil, als am Samstagmorgen die holde Narrenschar zu Rhe-Na an der Hintertür des Rathauses anklopfte.
Dort wurde nach einem flotten Umzug durch den Novemberregen, begleitet vom MV Lyra, eine Zeremonie abgehalten, als wäre ewiger Sonnenschein. Der Regen wurde einfach ignoriert.
Hofmarschall Christian Lauer präsentierte nochmals das Prinzenpaar, David I. und Tanja II., mit vollen Titeln, und bezeugte unter großem Beifall seinen Respekt vor der Leistung der beiden närrischen Hoheiten, die auch beim Kultur- und Heimatfest im Sommer stark engagiert waren. David I. und Tanja II. bezeichneten ihr Engagement als Ehre.
Als Vertreter der Republik musste Ortsoberhaupt Gerhard Beil das monarchisch gesinnte närrische Volk gnädig stimmen, weshalb er ihren Galionsfiguren Blumen und Cremant überreichte. Er hatte einen schweren Stand angesichts von Fans, die für ein Paradies auf Erden eintreten, wo es Schnitzelweck, Freibier und Schorle in unbegrenzten Mengen gibt.
Dass in den heiligen Hallen des Rats eine Foto-Dokumentation über die Ohnmacht des Bürgermeisters präsentiert würde, bezeichnete Beil als Provokation, der er sich wehrlos ergeben müsse, weil die Narren das Sagen hätten.
Schließlich brachte Beil die Spezies Narr auf den Punkt: Narren sind zweibeinige Wesen, die zumeist individuell dahinvegetieren, bis die Fünfte Jahreszeit anbricht, sie plötzlich aufblühen, ausschwärmen, seltsam zweisilbige Urschreie ausstoßen, sich in grüne Kittel kleiden oder glitzernde Kappen auf z.T. kahle Köpfe klemmen. Sie jauchzen, wenn in wochenlangem Drill dressierte Mädchen beim Wort „Humba“ die Beine in die Höhe werfen und bei „Tätärä“ mit dem Arm winken und lächeln – bis sie endlich ein Tusch erlöst.
Narren scheinen überüberglücklich zu sein. Denn nur der Narr – und selbstverständlich auch sein weibliches Pendent, die Närrin – könne angesichts einer komplizierten Welt noch glücklich leben: Glücklich ist, wer vergisst, was nun einmal nicht zu ändern ist, dass die Welt so ist wie sie ist, isst und trinkt, schob der OB nach. Wie wahr.
Stefan Mohr, der Fasenachtsausschussvorsitzende, dankte allen Mitwirkenden am Zustandekommen einer über sechs närrische Dekaden reichenden Dokumentation, ehe nach seinem Timing der Countdown zur Eröffnung der Ausstellung folgte.
Exakt am 11.11., um 11.11 Uhr, durchschnitten Prinz David I. und Prinzessin Tanja II. das Band, so dass endlich die Ausstellung gestürmt werden konnte. Die Bilder dokumentieren eine breite närrische Bewegung aus 66 Jahren Römerdorf-Narretei, aber auch, dass der Mensch älter wird und vergänglich ist.
Allein die beliebte Rathaus-Bowle scheint seit 66 Jahren gleich zu schmecken. Erfahrene Rhe-Na-Hasen wissen dies schon lange. Am Ende eines närrischen Morgens bleibt dennoch auch Nachdenklichkeit. Dies ist auch Fasenacht. (gb)
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