Rheinzabern – Anlässlich der 500. Wiederkehr des Thesenanschlags vom 31.Oktober 1517 gab das Duo L’Appassionata bei der vhs-Rheinzabern ein Konzert mit Bezug zu Martin Luther und der Reformation.
Weit gefehlt, wer glaubte, nur Kirchenmusik vorgesetzt zu bekommen, vielmehr präsentierten Claudia Rösner, Klavier, und Rebecca Ferrell-Henrich, Violoncello, ausgewählte Stücke aus 5 Jahrhunderten. Gemeinsam ist den Komponisten, dass sie es – wie Martin Luther – wagten, neue Wege zu gehen. Claudia Rösner führte auch durch das zweistündige Programm.
Am Anfang stand Martin Luther (1483-1546) selber, der in seiner bekannten Vorrede auf alle guten Gesangsbücher von Frau Musika sagte, dass sie „Geiz, Sorg und was sonst hart an Leid“ vertreibe und dem Teufel sein Werk zerstöre.
Luther selber war begeisterter Sänger, komponierte über 30 Kirchenlieder und inspirierte nicht nur Johann Sebastian Bach (1685-1750) in seinen Chorälen, Kantaten und Oratorien. Martin Luthers Wertschätzung für die Musik war mit ursächlich, dass in den Schulen gesungen wurde. Nicht zuletzt gilt sein Freund Philipp Melanchthon als Praeceptor Germaniae – als Lehrer der Deutschen.
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) – protestantisch getauft – ist die Wiederentdeckung Bachs im 19. Jahrhundert zu verdanken. Die Matthäuspassion gilt als protestantisches Idealkunstwerk. In seinem Werk nimmt Mendelssohn-Bartholdy Bezug zu Luther und verwendet auch dessen „Ein feste Burg ist unser Gott“. Mendelssohn-Bartholdy musste dennoch antisemitische Diffamierungen hinnehmen. Sein Lied ohne Worte (op.109) ging unter die Haut.
Frédéric Chopin (1810-1849) war mit Mendelssohn-Batholdy befreundet – und wurde wie dieser nicht alt. Schon von Kind auf in Bachscher Fugentechnik ausgebildet, schrieb Chopin weder Oper noch Sinfonie, sondern war ein artistischer Klavierspieler. Wie Luther wagte er Verbotenes, brachte als Neuerung Einflüsse der Musik seiner polnischen Heimat – u.a. Krakowiak und Mazurken – in die noblen Pariser Salons und wurde zum Verkünder des Freiheitsdrangs seines vom Zaren unterdrückten Volkes.
Der gebürtige Schweizer Ernest Bloch (1880-1959) zählt in Amerika zu den vier „B’s“, wie Bach, Beethoven, Brahms und Bloch dort genannt werden, während sein Werk in Europa nicht so bekannt ist. Bloch brachte jüdische Liturgie in die Konzertsäle. „Drei jüdische Gebete für Cello und Klavier“ (aus „Jewish Life“) gaben einen typischen Eindruck.
Astor Piazzola (1921-1992) war mehr als ein Tango spielender Bandoneon-Musiker. Der Begründer des Tango Nuevo stellte die Musik des schummerigen Milieus auf der Konzertbühne in einem neuen Licht dar. Piazzolla erfuhr eine fundierte Komponistenausbildung und vereinigte in seiner Musik viele Einflüsse aus verschiedenen Epochen und Regionen.
Nach tosendem Schlussapplaus für eine Sternstunde im Kleinen Kulturzentrum – so vhs-Leiter Gerhard Beil – gab es verdiente Blumen für die Künstlerinnen, weshalb diese noch eine Zugabe obendrauf setzten. Das Ave Maria von Astor Piazzolza ging zu Herzen und erinnerte daran, dass Martin Luther auch ein Marienverehrer war. (gb)
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