Rheinzabern – Volles Haus und erfüllte Herzen: So könnte man schlagwortartig den Liederabend „Die blauen Blumen“ mit Dr. Marta Schmidt, Sopran, und Dr. William Edmund Hull, Klavier, beschreiben, der im Kleinen Kulturzentrum Rheinzabern große Begeisterung erzeugte.
Das Eichendorff-Gedicht „Die blaue Blume“ – wohl die Kornblume – beschreibt das Symbol für die Epoche der Romantik. Nach Novalis versinnbildlicht die blaue Blume die Sehnsucht nach der Einheit von Realität und Traumwelt, Möglichem und Mystik, Verstand und Empfindung.
Begleitet von Dr. William Hull, moderierte die Sopranistin Dr. Martha Schmidt durch den Abend – ein Textblatt zum Mitlesen erleichterte das Verständnis – und trug Lieder zweier Frauen vor, die zu den herausragenden Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts zählten: Clara Schumann (1819-1896) und Pauline Viardot-Garcia (1821-1910).
Beide waren seit der Geburt für den Künstlerberuf bestimmt, Clara im ruhigen Leipzig, Pauline im kosmopolitisch geprägten Paris. Beide konnten sich dank solider musikalischer Ausbildung in der damals von Männern dominierten Gesellschaft behaupten und hatten eine große Karriere.
Zu den Bewunderern der begnadeten Künstlerinnen zählten auch Franz Liszt, Robert Schumann, Johannes Brahms oder Frédéric Chopin.
Clara und Pauline waren durch eine Jahrzehnte dauernde Freundschaft verbunden, die sogar den Krieg 1870/71 überstand. Zeitweilig lebten beide in Baden-Baden, dessen Aufstieg vom Kurort zum Kulturzentrum ganz besonders durch Pauline Viardot-Garcia geprägt wurde. Verkörperte Clara Wieck-Schumann den deutschen Kulturkreis, so repräsentierte Pauline den französisch-italienischen Kulturkreis.
Marta Schmidt trug zunächst Lieder von Clara Schumann vor. Die vertonte Poesie verlieh den Gedichten von Friedrich Rückert, Emanuel Geibel oder Heinrich Heine ganz andere Wirkung, als es die übliche Rezitation vermag.
Geibels Liebeszauber und Heines Lorelei wurden dabei besonders dramatisch interpretiert.
Von Pauline Viardot-Garcias deutschen Interpretationen erklangen Mörikes Der Gärtner, In der Frühe und Nixe Binsefuß. Die in Französisch gesungenen Stücke Sylvie (Text: Nicolas Boileau Despreauy), Les filles de Cadix (Text:Louis Charles Alfred de Musset), Hai luli (Text: Xavier de Maistre) oder Chanson de mer (Text: René-Francois Sully-Prudhomme) waren auch ohne Übersetzung zu verstehen. Wenn es um Liebe, Sehnsucht und Emotionen geht, ist die Sprache der Musik international.
Marta Schmidt, die 2010 eine CD Frédéric Chopin – Polnische Lieder und Tänze eingespielt hatte, sang als Zugabe ein Stück des polnisch-französischen Klaviervirtuosen: La jeune fille ließ nochmals so richtig die Herzen der begeisterten Besucher höherschlagen.
Lang anhaltender Beifall beendete einen wunderbaren Abend, zu dem Gäste aus dem Umkreis von über 100 km gekommen waren. Der Partnerschaftsverein Rheinzabern/Calmoux sorgte mit Cremant und Brezeln für gute Stimmung in der Pause, womit auch kulinarisch eine deutsch-französische Brücke geschlagen wurde. (Gerhard Beil)
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