Rheinzabern – Dienstag, 24.September, 8 Uhr in: Babylonisches Sprachgewirr an der IGS, dazwischen vereinzelt Flaggen. Europa trifft sich im Kleinen.
Das Comenius-Programm ist ein 1995 eingerichtetes Programm der Europäischen Union mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Schulen aller Schulstufen und Schulformen innerhalb der Europäischen Union zu fördern. Es ist seit 2007 Teil des EU-Programms für lebenslanges Lernen.
Die IGS-Rheinzabern hat zur Begrüßungsassembly für Gäste aus acht Nationen eingeladen: Die Schüler und Lehrer kommen aus Ridala/Estland, , Vratsa/Bulgarien, Nikosia/Zypern, Rom/Italien, Betanzos/Spanien, Brens/Frankreich, Haiming/Österreich, Walsall/Großbritannien und natürlich aus Rheinzabern.
Sie sind gekommen, um zusammen über das Thema „Apfel“ zu sprechen. Koordinatorin Bettina Vierthaler hat dafür – in Anspielung auf die Abkürzungen der Ratingagenturen – den Titel „AAA – All About Apples“ gewählt. In Estland, Bulgarien, Zypern, Italien, Spanien, Frankreich, England, Österreich und in Rheinzabern behandeln die Kinder auf unterschiedlichsten Niveaus eine Palette von Themen, vor allem aber pflegt man die Begegnung. Während die Lehrer unter einem Dach wohnen, sind die Kinder und Jugendlichen bei Familien untergebracht.
Der Chor begrüßte mit dem Schulsong „Let us join – Seid dabei!“. Eine kurze Ansprache des Schulleiters lenkte die Konzentration auf das Wesentliche. Das neue SV-Team präsentierte die Europaflagge, ehe die neuen Fünftklässer die Gastländer in deren Landessprache vorstellen. Ist Englisch auch die Amtssprache, so ist natürlich auch die Sprache der Herzen unentbehrlich. Dazu kommt herzliches Lachen.
Schulleiter Pete Allmann ist mächtig stolz auf den Moment, als er seine Schule im Mittelpunkt Europas sieht. Mit einem von ihm komponierten „Apple Song“ endete die Feier, doch zuvor begrüßte Ortsbürgermeister Gerhard Beil als Comenius-Begeisterter die Schüler und Kollegen auf Englisch, nicht ohne auch einen Bogen der Denkwürdigkeit zu schlagen.
Vor 99 Jahren, im September 1914, traf sich die Jugend Europas auf den Schlachtfeldern Europas. Sie bekämpfte sich mit Gewehren, Bajonetten und Giftgas. Beil erinnert auch an das 50-jährige Jubiläum des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags, dessen Väter, de Gaulle und Adenauer, sich nicht vorstellen konnten, dass sich einmal ihre Urururenkel treffen würden, um über den Apfel zu reden. Die Römer hatten ihn einst in die Pfalz gebracht. Diese gilt weithin auch als kleines Paradies, und der Apfel gilt als berühmteste Frucht des Paradieses.
In dieser Woche können die europäischen Schüler nicht nur den Apfel versuchen, sondern auch die süße Frucht der Konversation und des gemeinsamen Lernens. Beil forderte die Schüler auf, aus dem Treffen möglichst großen Nutzen zu ziehen: Chatten, Mailen, Facebook, Einladungen, persönliche Begegnung, Verständnis für und Interesse an anderen Ländern und den Menschen dort. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass einst den Kindern diesseits und jenseits der Grenze noch von der Erbfeindschaft zwischen Deutschen und Franzosen erzählt wurde.
Das gelungene Auftakttreffen wurde mit einer „Apfel-Olympiade“ fortgesetzt. Im Laufe der Woche gibt es in der IGS-Rheinzabern u.a. Unterrichtsbesuche, Ausflüge in die Region sowie Unternehmungen mit den Familien. Als Höhepunkt ist eine Tonaufnahme mit allen europäischen Gästen vorgesehen. (Gerhard Beil)
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