Hamburg – Der Reporter Juan Moreno, der im vergangenen Jahr den Skandal um den damaligen „Spiegel“-Redakteur Claas Relotius aufgedeckt hatte, hat seine damaligen Vorgesetzten bei dem Nachrichtenmagazin kritisiert, weil diese seine Verdachtsmomente gegen Relotius zunächst nicht ernst nahmen.
„Ich war verzweifelt, weil ich das Gefühl hatte, die wollen nicht hören, was ich sage. Ich hatte das Gefühl, die behandeln mich wie jemanden, der aus Neid Zwietracht säen will“, sagte Moreno der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Auf die Frage, ob und unter welchen Umständen er mit der Relotius-Recherche zu einem Konkurrenzblatt gegangen wäre, sagte Moreno: „Wenn der `Spiegel` versucht hätte, irgendetwas unter den Teppich zu kehren: ja.“
Er habe nach dem Skandal auch darüber nachgedacht, den „Spiegel“ zu verlassen, sich aber letztlich dagegen entschieden, sagte Moreno weiter. „Ich habe das Ressort gewechselt. Das war eine Bedingung für mich.“ Entscheidend sei zudem gewesen, dass der „Spiegel“ seinen eigenen Untersuchungsbericht über den Fälschungsskandal öffentlich gemacht habe.
Moreno schreibt seit über zehn Jahren als freier Mitarbeiter für das Nachrichtenmagazin. (dts Nachrichtenagentur)
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