Bonn – Nach der Razzia bei der Deutschen Telekom und anderen europäischen Telekommunikationsunternehmen sind viele Fragen offen geblieben. Die Telekom wandte sich am Donnerstagabend an die Presse und beklagte eine falsche Berichterstattung.
Wiederholt sei in Medienberichten die Aussage gefallen, es gehe um „Preisabsprachen“ oder „Kartellbildung“ – doch dies sei nicht richtig. Untersucht werde stattdessen, ob es bei der Zusammenschaltung von Internet-Backbone-Netzen zu einem möglichen Missbrauch einer angeblichen marktbeherrschenden Stellung gekommen sei. „Dies ist nicht der Fall“, fügte ein Telekom-Sprecher hinzu.
Welche Art von Missbrauch genau stattgefunden haben soll, wurde aber weder von der Telekom noch von der EU-Kommission, in deren Auftrag die Fahnder unterwegs waren, erklärt. „Spiegel-Online“ berichtete unter Berufung auf eigene Quellen, die Ursache des Konflikts sei in der Branche ein „offenes Geheimnis“: Es gehe angeblich um einen alten Streit zwischen amerikanischen und europäischen Firmen und um die Frage, wer für den Netzausbau zahlen soll.
So verlange der US-Netzbetreiber Cogent, Anschluss an das Netz der Telekom kostenlos zu bekommen, das Bonner Unternehmen hingegen wolle dafür Geld. „Wir transportieren die Daten auf eigene Kosten bis nach Deutschland“, sagte Firmenchef Dave Schaeffer dem Nachrichtenportal. Dort sei dann die Telekom für den Ausbau der Infrastruktur zuständig, doch hier gebe es immer wieder Streit um die Gebühren.
Nachdem das US-Unternehmen 2010 mit einer Beschwerde bei der Bundesnetzagentur abgeblitzt war, stieß man bei der EU-Kommission offenbar auf offenere Ohren. Die Beschwerde führte unter anderem dazu, dass Telekom, Telefonica und Orange einen langen Fragebogen beantworten mussten. Es spreche viel dafür, dass auch die Razzien in dieser Woche durch die Beschwerde ausgelöst wurden, so „Spiegel Online“. (dts Nachrichtenagentur)
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