Insheim/Edenkoben. Die Region um Landau scheint mit ihren heißen Gesteinsschichten prädestiniert für die Nutzung Tiefer Erdwärme zu sein. Allerdings ist die Geothermie auch umstritten. Nun gehen Forscher des Projekts TIGER der Frage nach, was Bürger von dieser Energieform halten.
Ein Info- und Umfrage-Termin findet am Freitag, 23. August 2013, 9 bis 12 Uhr vor der Bäckerei Baumstark in Insheim statt. Die TIGER-Forscher fahren im Anschluss weiter nach Edenkoben. Von 14 bis 17 Uhr sind sie auf dem Platz vor dem Kurpfalzsaal zu finden.
Das Forschungsprojekt TIGER hat verschiedene Gemeinden in Deutschland für die Befragungen ausgewählt. Die Bandbreite reicht dabei von Gemeinden, in denen eine Geothermie-Anlage in Betrieb ist (Beispiel Insheim), über Standorte, in denen eine solche in Bau ist (Beispiel Traunreut) bis hin zu Gemeinden, die sich aufgrund ihrer Geologie grundsätzlich für eine geothermische Nutzung eignen würden (Beispiel Edenkoben). Auch regionale Besonderheiten wie Gemeindegröße und -lage werden berücksichtigt. Die Forscher erhoffen sich, so ein möglichst breites Meinungs- und Wissensspektrum in der Bevölkerung vorzufinden.
Zum ersten Mal in Deutschland beschäftigen sich Psychologen, Kommunikationswissenschaftler, Soziologen und Ingenieure gemeinsam mit Tiefer Erdwärme. So können Trends und Meinungen von verschiedenen Seiten betrachtet und ausgewertet werden. Am Projekt beteiligt sind die Unternehmensberatung CBM GmbH aus Bexbach im Saarland, das im Bau tiefer Erdwärme-Anlagen tätige Planungs- und Ingenieurbüro gec-co GmbH aus Augsburg und das Human-Computer Interaction Center (HCIC) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Das HCIC,
das sich mit Fragen der Technikkommunikation zwischen Experten und Laien beschäftigt, wird die im Rahmen der Meinungsumfrage gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich-objektiv auswerten.
„Wir wollen die Gelegenheit des Vor-Ort-Besuchs nutzen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, welche Erfahrungen sie bisher mit Tiefer Geothermie gemacht haben, oder wie sie darüber denken,“ betont Anna Borg, Projektleiterin des Forschungsprojekts. Eine große Rolle in der wissenschaftlichen Auswertung spielt der Regionalbezug: Die TIGER-Forscher suchen in kleinen und mittelgroßen Gemeinden am Oberrhein und in Bayern den direkten Kontakt zu den Bürgern.
„Wir wollten einen möglichst breiten Querschnitt durch verschiedene Lebensrealitäten abbilden, vom 1000-Einwohner-Dorf bis zur Hochschul-Region. Daher haben wir uns für den Besuch in Insheim und Edenkoben entschieden,“ erläutert Anna Borg.
Ab sofort ist auch der Fragebogen zur Meinungsumfrage im Internet freigeschaltet unter www.tiger-geothermie.de. Online gibt es auch weitere Informationen zum Projekt TIGER. Unter allen Teilnehmern der Umfrage werden mehrere Einkaufsgutscheine von Amazon im Wert von jeweils 25 Euro verlost.
Verbandsbürgermeister Gouasé und der Edenkobener Bürgermeister Kastner halten sich auf Anfrage bedeckt. Man wolle sich zu diesem Thema nicht äußern, betont Gouasé. Man kenne die Veranstalter nicht, sagt auch Kastner.
Hintergrund:
Vor ca 2 bis 3 Jahren hatte ein Unternehmen die bergrechtliche Genehmigung zur Erkundung für die Gemarkungen Altdorf (nördlich der Ortslage an der Grenze zu Duttweiler) und Edenkoben (Industriegebiet) und glaubte, fündig werden zu können.
„Die Gemeinde Altdorf hat für ihren Bereich dies abgelehnt und das Industriegebiet Edenkoben kommt allein schon deshalb nicht in Frage, weil hier Betriebe angesiedelt sind, die der Gefahrstoffverordnung unterliegen“, sagt Gouasé. (desa/red)
Stichwort: Tiefe Geothermie
Tiefe Geothermie ist die Nutzung von Erdwärme aus Tiefen von mindestens 400 Metern, meist sogar mehreren Kilometern. Dort herrschen Gesteins- und Wassertemperaturen von über 100 Grad Celsius. Das heiße Wasser wird in einem geschlossenen Kreislaufsystem nach oben und wieder zurück in die Erde gepumpt. Dort heizt es sich erneut auf. Die Tiefe Erdwärme hat im Verbund der erneuerbaren Energien eine entscheidende Sonderrolle: Denn außer zur Stromerzeugung kann sie auch gleichzeitig zum Betrieb von Fernwärme-Heizanlagen eingesetzt werden. Tiefe Geothermie erzeugt keine Treibhausgase und kein Abwasser, sie ist wetter-und tageszeitenunabhängig das ganze Jahr verfügbar. Die Anlagen sind auch auf den Betrieb in kleinen und mittleren Gemeinden ausgelegt.
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