Landau. Geothermie wird in Landau sehr kontrovers diskutiert. Gegner dieser Technologie gibt es sehr viele, aber es hat sich auch 2011 eine Bürgerinitiative gegründet, die mittlerweile Vereinsstatus erlangt und cirka 50 Mitglieder hat.
Bei der nun durchgeführten Mitgliederversammlung konnte Vorsitzender Hans-Joachim Kreisel auch das älteste Mitglied Helmut Gawron begrüßen. Gawron ist 95 Jahre und kam extra zur Versammlung vom Bodensee angereist. „Ich interessiere mich sehr für Innovationen und neue Technologien“, so Gawron. Die Faszination dieser neuen Technik und ihre Möglichkeiten haben wohl viele der Anwesenden in ihren Bann gezogen: „Es gibt immer mehr, die sagen, lass es uns doch mal ausprobieren. Wir möchten wissen, was an der Sache dran ist“ (Kreisel).
Auf dem Tagesordnungspunkt 3 stand die Wahl eines neuen zweiten Vorsitzenden. Silke Nissen ist Unternehmerin aus Germersheim und tritt die Nachfolge von Alena Germann an, die nicht mehr kandidierte. Nissen, die sich nach eigenem Bekunden schon sehr lange für erneuerbare Energien interessiert, wurde einstimmig gewählt.
„Wir als Bürgerinitiative wollen eine saubere Technologie für unsere Region nachhaltig unterstützen“, sagte Kreisel. Angst solle man vor der Geothermie nicht haben. Neue Techniken seien anfangs immer ungewöhnlich. Kreisel bemühte den Vergleich des Dampfzuges Nürnberg-Fürth, der vor zweihundert Jahren wohl auch dem einen oder anderen Angst eingejagt habe.
Klarheit in der Führung der Argumente und dabei den Kritikern massiv entgegenwirken, sind Rezepte, die Kreisel dabei den Mitgliedern mit auf den Weg gibt.
Die Initiative Pro Geothermie versteht sich als kritischer Partner der Wissenschaftler, Ingenieure und Betreiber, denen auch deutlich gemacht werden soll, an welchen Stellen Nacharbeiten nötig sind und welche Besorgnis die Umwelt empfindet. Sie plädiert für einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technologie. Erstes Ziel des noch jungen Vereins ist es aber, noch mehr Mitglieder für die Vereinsarbeit begeistern zu können.
Eine für die Befürworter gute Nachricht konnte der erste Vorsitzende vermelden, denn das Land Rheinland-Pfalz unterstützt die Ertüchtigung des Kraftwerkes durch eine dritte Bohrung mit einer Landesbürgschaft.
Nach Überzeugung von geox ist durch die Umsetzung des Forschungsprojektes „Dritte Bohrung“ die Zukunft der Geothermieanlage in Landau gesichert. Das Kraftwerk könne damit einen langfristigen Beitrag zur regenerativen Energieversorgung der Region leisten, so Dr. Christian Lerch, Geschäftsführer der geox GmbH, und Dr. Jörg Baumgärtner, Geschäftsführer der Pfalzwerke geofuture GmbH.
Doch Geothermie ist nicht störungsfrei. Wegen technischer Probleme produziert das Geothermiekraftwerk in Insheim derzeit keinen Strom. Ein kurzer Stromausfall am 13. Februar hatte das Problem ausgelöst. Die Pumpe fiel aus. Am 17. Februar kam es zu einem Rumpeln, weil, das Kraftwerk zu schnell abgeschaltet wurde. Die Reparatur war aufwändig und dauerte mehrere Wochen. Die Pumpe konnte jetzt ausgebaut werden. Man hofft, bis Mai das Kraftwerk wieder in Betrieb nehmen zu können.
Was die Geothermie in Landau betrifft, so wird in Landau nicht volle Kraft gefahren, Druck muss reduziert werden. Das Kraftwerk produziert seit 2007 regenerativ Strom und Wärme, seither gibt es immer wieder seismische Bewegungen und Schäden an Gebäuden. Durch die nun kommende dritte Bohrung kann das Wasser besser verteilt, Thermalwasser in das Gestein zurückgeführt werden. Dadurch werde der Wasserdruck gesenkt, die Sicherheit der Anlage erhöht sowie die Leistungsfähigkeit der Kraftwerksanlage wieder voll hergestellt, so Lerch und Baumgärtner.
Die reine Bohrzeit wird zwei Monate betragen. Da die Bohrung mitten im Landesgartenschaugelände passiert und die LGS nächstes Jahr stattfindet, muss die Ertüchtigung dieses Jahr über die Bühne gehen. Auch während der Gartenschau sollen Aktionen, Vorträge und Führungen stattfinden und so helfen, das Image der Geothermie aufzupolieren.
Wie viele Haushalte beziehen in Landau Fernwärme?>
Antwort: Cirka 100 Haushalte
Kann man dort Fernwärme auch nachrüsten?
Aufwändig und teuere Nachrüstung. Zusätzlich noch cirka 200 Haushalte möglich.
Wie viel steuert die Geothermie zum Primärenergieverbrauch in Deutschland bei?
Etwa im Promille-Bereich.
Bei dem anschließenden Rundgang durch das Kraftwerk erklärten sich manche theoretischen Fragen durch die praktische Anschauung selbst. (desa)
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Realistisch und enorm sachlich berichtet. Gut eingebettet Aktualität und Rückblicke.
Macht weiter so.