Landau. Über 200 Kinobesucher kamen ins Universum Kino Landau, um den anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages gezeigten Kinofilm „Vergiss mein nicht“ zu sehen. Organisiert wurde der Abend vom Forum Demenz Landkreis Südliche Weinstraße/ Stadt Landau. Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung durch Fördergelder der Landeszentrale für Gesundheitsförderung.
Nach Begrüßung und einführenden Worten durch Forumsmitglieder begann die 90-minütige Dokumentation des Filmemachers David Sieveking.
Sieveking las Ende Mai 2013 im Rahmen der Edenkobener Veranstaltungsreihe zum Thema Demenz im Wappensaal aus seinem gleichnamigen Buch zum Film. Die Zuhörer äußerten damals schon Interesse, auch den Film sehen zu wollen.
Der 1977 geborene Sieveking studierte in Berlin Regie und ist durch verschiedene Werke in der Kinoszene bekannt. Als seine Mutter Gretel im Alter von Ende 60 an Alzheimer Demenz erkrankt, entschließt er sich, sie mit der Kamera zu begleiten.
Ein Großteil des Films entsteht, als David wieder für einige Wochen zu Hause einzieht, um seinen Vater Malte zu entlasten. Der Vater hat bereits 5 Jahre gepflegt und sucht Erholung in der Schweiz. David kümmert sich währenddessen rund um die Uhr um Gretel und geht sogar mit ihr auf Reisen.
David Sieveking dokumentiert mit der Kamera eine Phase des langsamen Abschieds und fängt dabei auch viele heiter-melancholische Momente ein. Durch Fotos, Interviews mit früheren Weggefährten der Mutter und Besuchen bei Freunden und Familie lässt er ein Gesamtbild entstehen, das dem Leben der temperamentvollen und kämpferischen Frau gerecht wird.
Die Zuschauer sind von diesem gefühlvollen Film sichtlich berührt. Authentisch wird gezeigt, wie sich ein Mensch durch eine Demenzerkrankung verändern kann und welche Auswirkungen dies unmittelbar auf die Familie hat. Die Familie Sieveking hat vieles im Zusammensein mit Gretel intuitiv richtig gemacht und führt dem Zuschauer vor Augen, wie die emotionale Ebene bei Verlust der kognitiven eine ganz zentrale Bedeutung im Miteinander bekommt.
Das Angebot von Dr. Markus Fani, Chefarzt der Gerontopsychiatrie des Pfalzklinikums, nach dem Film Fragen zu beantworten, wurde vom Filmpublikum rege angenommen. Eine Dame eröffnete die Diskussion mit der Frage, welche Versorgungs- und Wohnform für demenzerkrankte Menschen denn die bessere sei, zu Hause mit der Familie oder in einem Altenpflegeheim. Eine pauschale Antwort konnte es nicht geben, allerdings wurde deutlich, dass pflegende Angehörige oft am Ende ihrer Kräfte angelangt sind und Hilfsangebote auch durch Kurzzeitpflege oder Tagespflege in Anspruch nehmen sollten, um wieder aufzutanken.
Eine andere Frage bezog sich auf das „richtige Maß“ an Aktivierung demenzerkrankter Menschen. Auch dies muss immer wieder gemeinsam mit dem Betroffenen austariert werden. Susanne Hassinger, Krankenhaussozialdienst Bethesda Landau, sagte: “ Wir wünschen uns, dass die Menschen aktiv sind, weil sie dann für uns wieder heil und ganz erscheinen, wir können den Anblick von “ nichts tun“ schwer ertragen. Es ist aber wichtig, die Betroffenen nicht zu überfordern“.
Eine Frage lautete auch „Hat Gretel ihre Demenzerkrankung selbst realisiert?“ „Ich glaube schon, so Dr. Fani, denn sie hat im Film häufig die Augen geschlossen, das heißt sie hat versucht, sich gegen zu viele Reize abzuschirmen“.
Im weiteren Gesprächsverlauf wurden noch viele andere Themen angeschnitten, beispielsweise die Therapiemöglichkeiten mit Medikamenten oder die rechtzeitige Regelung der persönlichen Angelegenheiten und Wünsche im Stadium der frühen Demenz.
Die Mitglieder des Forum Demenz nehmen die positive Resonanz des Publikums zum Anlass, auch zukünftig Filmabende zum Thema Demenz anzubieten. (stadt-landau)
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