Berlin -In Wissenschaft, Lehre und Praxis besteht gemeinhin die Überzeugung, dass Pflege eine Angelegenheit der Frauen sei. Männer bzw. Söhne, die pflegen, würden keine „wirkliche“ Pflege leisten, seien weniger belastet und bekämen viel Unterstützung.Die Ergebnisse einer Studie, die Stefanie Klott, Dozentin für Gerontologie an der Katholischen Hochschule Freiburg veröffentlicht hat, zeigen: Söhne pflegen vielschichtiger und anders als im Mainstream der Forschungsliteratur angenommen.
Sie sind zum Teil hoch belastet. Trotzdem betrachten viele die Zeit der Pflege auch als Gewinn. Die Autorin zeigt blinde Flecken der Forschung auf und weist Studierende, Lehrende und PraktikerInnen aus Sozialarbeit und Pflege auf eine marginalisierte und doch wachsende, heterogene Zielgruppe mit ganz eigenen Bedürfnissen hin.
Söhne pflegen Angehörige nicht nur, wenn kein weibliches Familienmitglied zur Verfügung steht, sondern dann, wenn es sinnvoll ist: „Die Entscheidung, die Pflege zu übernehmen, hängt meist auch von praktischen Erwägungen ab“, ist die Erfahrung von Stefanie Klott.
Sie habe Söhne erlebt, die wie Manager pflegen: „Sie organisieren, delegieren, strukturieren“, sagte die Pflegewissenschaftlerin im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. Wie die Kinderbetreuung heute meist von beiden Eltern wahrgenommen werde, so werde es mehr und mehr auch bei der Betreuung hilfsbedürftiger Eltern sein. „Pflege ist nicht weiblich oder männlich, sondern menschlich“, betonte Klott. (dts Nachrichtenagentur)
„Ich wollte für sie sorgen“
Die Situation pflegender Söhne: Motivation, Herausforderungen und Bedürfnisse
2010, 271 Seiten, Maße: 15,1 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch Mabuse-Verlag ISBN-10: 3940529575
ISBN-13: 9783940529572, 29,90 Euro
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