Landau. Vor etlichen Jahren wurde das Südpfalztreffen der CDU von Dr. Heiner Geißler ins Leben gerufen. Mittlerweile ist es die Traditionsveranstaltung der Partei schlechthin. In ihrem Verlauf werden jedes Jahr rührige südpfälzer Personen geehrt, die sich um das Ehrenamt verdient gemacht haben. Ehrengast war Bundesumweltminister Peter Altmaier.
Landtagsabgeordnete Christine Schneider hatte gestern die Moderation zur Neuauflage in der Jugendstil-Festhalle übernommen. Bundestagsabgeordneter Dr. Thomas Gebhart begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste, unter ihnen der Hausherr der Festhalle, Bürgermeister Thomas Hirsch, Dr. Heiner Geißler, der Landauer Ehrenbürger OB a.D. Dr. Christof Wolff, der CDU-Kreisvorsitzende Südliche Weinstraße, Nico Schenk, Landrat Dr. Fritz Brechtel und natürlich der Ehrengast, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Peter Altmaier. Für die musikalische Unterhaltung sorgte an diesem Abend der Chor ZweitausendNEUn aus Rülzheim.
Videobotschaft von Julia Klöckner
Die Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag, Julia Klöckner, war an diesem Abend Festrednerin bei einer VDK- Jubiläumsveranstaltung und ließ deshalb per Video-Botschaft Grüße an die Südpfälzer übermitteln, für deren gesellschaftliches Engagements sie sich besonders bedankte.
Dr. Thomas Gebhart: „Kommen Sie auf mich zu“
„Wir haben eine Menge erreicht“, bilanzierte Gebhart und sprach die Themen der „großen Politik“ in Berlin wie Arbeitslosenquote, Praxisgebühr, Eurobonds, Stabilisierung des Euro oder Erhöhung der Ehrenamtspauschale innerhalb eines neuen Gesetzes an. „Es gibt aber auch Herausforderungen in der Region, wo wir die Weichen für eine gute Zukunft stellen müssen“. So sprach er die zügige Realisierung des Projekts 2. Rheinbrücke in der Nordvariante an. Hier müssten die „Länder grünes Licht geben“, das Planstellungsverfahren müsse weiter vorangetrieben werden. Da ein funktionierender Dialog Vorrausetzung für eine vernünftige Politik sei, bot „Kümmerer Dr. Gebhart“ (Christine Schneider) allen Bürgern an: „Wenn Sie Fragen haben, kommen Sie ruhig auf mich zu“.
Germersheimer Tafel ausgezeichnet
Das Ehrenamt wird in der Südpfalz gelebt. Die Aktion Menschlichkeit, die mit dem Südpfalztreffen schon viele Jahre verknüpft ist, hat aus dem Kreisverband Germersheim, die Germersheimer Tafel mit ihrem Vorsitzenden Werner Seessle ausgezeichnet. Insgesamt 70 Personen kümmern sich dort um bedürftige Personen. Über 100 Tonnen Lebensmittel wurden in den letzten Jahren an sie verteilt. Landtagsabgeordneter Martin Brandl: „Ich habe selbst schon mitgearbeitet und kann nur sagen: Das Ehrenamt wird hier mehr als gelebt“. „Mitstreiter sind bei uns und auch in den anderen Tafeln in der Südpfalz immer sehr gesucht“, sagte Werner Seessle.
„Treffpunkt Familie“geehrt
„Wir möchten Landau zur familiengerechten Kommune entwickeln“ so Thomas Hirsch. Im Kreisverband Landau ist nicht zuletzt deshalb der „Treffpunkt Familie“ ausgezeichnet worden. Vor zwei Jahren haben sich Eva Schübel und Gabriele Nuss dazu entschlossen, etwas für Familien mit Kindern zu tun. In Zusammenarbeit mit dem Haus der Familie als Evangelische Familienbildungsstätte, der Stadt Landau und dem Netzwerk Familienbildung wurde in ehemaligen Geschäfträumen in der Kronstraße ein neuer Begegnungsort für Menschen in Landau eingerichtet. Ehrenamtliche bieten für die Kinder Spiele und Vorlesen, Bastelideen und auch Hausaufgabenbetreuung an. Daneben sollen offene Treffs für Familien und Einzelpersonen angeboten werden. Geplant sind Eltern-Kind-Treffs mit Materialbörse und Erziehungstipps, Babycafé mit Hebammenberatung, Spielgruppen, internationales Frühstück, Treffs für allein Erziehende und Angebote nach Bedarf.
Ubuhlobo Südafrika-Projekt ausgewählt
Das Ubuhlobo Südafrika-Projekt wurde im Kreisverband Südliche Weinstraße ausgezeichnet. Ubuhlobo heißt „Freundschaft“ und ist eine Arbeitsgemeinschaft von Jugendlichen im Alter von 16 bis 27 Jahren. Jugendliche aus den südafrikanischen Townships werden vom Gymnasium der Koop. Gesamtschule in Bad Bergzabern mit Lehrer Rolf Meder unterstützt. „Wir wollen den interkulturellen Aspekt unterstützen, gestalten Workcamps und bilden aus“, so Meder. „Herr Meder hat wirklich ordentliche Arbeit geleistet“, bestätigte denn auch Marlene, eine seiner Schülerinnen.
Peter Altmaier, ein Vulkan am Rednerpult
Mit Spannung war natürlich auf die Rede von Peter Altmaier gewartet worden, politisches Schwergewicht und „grüne“ Hand Merkels, der sich dennoch selbst als „kleines Rädchen im politischen Betrieb“ bezeichnete. Dessen Auftreten war mitreißend, ohne Zweifel. Nachdem Christine Schneider dem „Saarländer“ einen Auftritt im Herzen der Südpfalz „gestattet“ hatte, schlug Altmaier humorvoll in dieselbe Bresche und bedankte sich, dass er – in der Tat ein Saarländer – in Landau sprechen dürfe. Aber um die Gemeinsamkeit der „Südländer“ zu unterstreichen, schlug der Umweltminister eine „gemeinsame Front gegen die Bayern und die Preußen“ vor – und hatte alsbald die Lacher auf seiner Seite. Die Pfalz sei sowohl Geißler-Land als auch Klöckner-Land, beide Politiker hätten sich um die Partei außerordentlich verdient gemacht, sagte der Bundesumweltminister weiter.
Bei seinem Eintreffen hatte Altmaier Heiner Geißler gar als den „Godfather der CDU“ begrüßt. Wer nun aber eine freundlich-lockere Rede erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Mit einem flammenden Appell wandte sich der Bundesumweltminister an das Publikum.
Bundesumweltminister: „Twitter nutzen!“
Die modernen Kommunikationsmittel wie Twitter und Facebook, überhaupt das Internet als Plattform sollten genutzt werden, um Themen und Ideen der Partei einer breiten Bürgerschaft zur Diskussion zu stellen. „Überlassen Sie diese Möglichkeiten nicht Herrn Trittin und Frau Roth“, donnerte Altmaier von seinem Rednerpult. Die Grünen böten sowieso ein Trauerspiel, kein Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen würde sich bei der Klimakonferenz in Doha blicken lassen, attackierte der in Fahrt gekommene Altmaier den politischen Gegner. Wer aber würde die Reise auf sich nehmen? Thomas Gebhart, der dem Umweltausschuss angehöre, dessen Anliegen es schon immer gewesen sei, sich für eine moderne Umweltpolitik der CDU einzusetzen.
„AKW-Abschaltung ist Befreiungsschlag“
Überhaupt sei das Projekt Umwelt wichtiger als Bankenrettung. Die Frage müsse lauten: Wie gesund und vital überlebt der Patient in den nächsten 30 Jahren? „Die Umweltrettung darf nicht unter die Räder kommen, nicht polemisiert werden wegen der momentanen Preissteigerungen.“
Diese sind allerdings im Augenblick enorm – Deutschland hat die höchsten Strompreise in Europa. Altmaier verteidigte den Entschluss der Bundesregierung, die Atomkraftwerke in Deutschland bis etwa 2022 schrittweise abzuschalten. „Das war in gewisser Weise sogar eine Befreiung. Keine Spaltung mehr im Land, keine Proteste, kein weiterer Atommüll.“
Nachdem sich allen statistischen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz innerhalb von 25 Jahren zwei schwere AKW-Unfälle ereignet hatten, wäre es an der Zeit gewesen, über die Zuverlässigkeit dieser Technologien nachzudenken. Die Energiewende sei zudem neben dem Klimaschutz die beste Chance zu beweisen, dass Investitionen in nachhaltige Energien große wirtschaftliche Chancen böten. „Deutschland ist das einzige Land der Erde, das die Energiewende rundum angeht – die anderen Staaten werden irgendwann zu Nachahmern“, ist Altmaier überzeugt. Gerade die Schwellenländer oder erstarkenden Industrienationen wie China und Indien hätten einen immensen CO2-Ausstoß. Wenn man diese Länder überzeugen könne, dass Umwelttechnologie zu Wirtschaftswachstum führe, wäre das „der beste Klimaschutz überhaupt“. „Deshalb brauchen wir Modelle, die Wirtschaftswachstum so forcieren, dass es ökologisch verträglich ist. Das ist tiefere Grund der Energiewende“, sagte Altmaier.
Soziale Gerechtigkeit: „Bürgerdividende wäre eine Möglichkeit“
Trotzdem müsse man auch engagiert über Fragen der sozialen Gerechtigkeit reden, schloss Altmaier weiter auf. „Bislang haben wir uns zu wenig Gedanken gemacht, wie man die Vorteile so verteilen kann, dass möglichst viele etwas davon haben. „Nicht jeder kann 20.000 Euro investieren in Fotovoltaikanlagen.“ Altmaier nannte als eine Möglichkeit eine Bürgerdividende. Er habe vorgeschlagen, 15 % der Kapazitäten für Anleger aus der Bevölkerung zu reservieren.
Nach Abschluss seiner Rede gratulierte der Minister allen Geehrten der „Aktion Menschlichkeit“ persönlich. „Hut ab vor Jedem, der die „Glotze“ ausschaltet und sich dafür die Zeit nimmt, sich in einem Ehrenamt engagieren“.
Am Ende des Treffens fand wie in jedem Jahr die Auslosung der traditionellen Südpfalz-Tombola statt, bei der die Gewinner der am Glücksrad erzielten Losfarbe ansehnliche Gewinne mit nach Hause nehmen konnten. (cli/desa)
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