Montag, 09. September 2024

Nitratbelastung in Frankenthals Brunnenwasser bleibt hoch: Agroforstsysteme als mögliche Lösung

6. August 2024 | Kategorie: Rhein-Pfalz-Kreis

Matthias Ahlbrecht analysiert Brunnenwasser.
Foto: Harald Guelzow

Frankenthal – Trotz zahlreicher Auflagen zur Düngemenge und zum Düngezeitpunkt sinkt die Nitratbelastung im Brunnenwasser in Frankenthal nicht wie erhofft.

Der VSR-Gewässerschutz hat bei der Auswertung von 27 am 3. Juli in Frankenthal abgegebenen Brunnenwasserproben festgestellt, dass die Belastung weiterhin hoch ist. Die gemeinnützige Organisation fordert deshalb mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese sogenannten Agroforstsysteme senken nachweislich die Nitratbelastung, ohne den landwirtschaftlichen Ertrag zu verringern.

Am Informationsstand des VSR-Gewässerschutzes beantworteten Matthias Ahlbrecht und der Ehrenamtler Frank Sombrowski zahlreiche Fragen besorgter Brunnenbesitzer. Viele wollten wissen, wie sie die Nitratbelastung ihres Wassers überprüfen lassen können. „Auf unserer Website vsr-gewaesserschutz.de findet man alle Informationen, wie man Wasserproben auch per Post einsenden kann,“ erklärt Matthias Ahlbrecht. Proben, die bis Ende November eingesandt werden, fließen in die Jahresauswertung für die Stadt Frankenthal ein.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass in jeder siebten Probe aus privaten Brunnen der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) überschritten wurde. Besonders alarmierend waren Proben aus Lambsheim mit 210 mg/l, aus Eppstein mit 95 mg/l und aus Nordend mit 62 mg/l. In Flomersheim wurde sogar eine außergewöhnlich hohe Konzentration von 452 mg/l gemessen.

Harald Gülzow, Physiker und Experte beim VSR-Gewässerschutz, sieht dringenden Handlungsbedarf. „Die Nitratrichtlinie verpflichtet uns, eine Überschreitung des Grenzwertes zu verhindern. Letztes Jahr konnte ein Vertragsverletzungsverfahren gerade noch abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken,“ betont er.

In Frankenthal bestehen 96 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen aus Ackerland, das meist ohne Bäume bewirtschaftet wird. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass Bäume von den Feldern verschwunden sind. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regen schnell in tiefere Bodenschichten verlagert, wo es von den Feldfrüchten nicht mehr genutzt werden kann. Bäume hingegen, mit ihren tiefen Wurzeln, können das Nitrat aufnehmen und wieder an die Oberfläche bringen. „Baumstreifen auf den Feldern helfen, die Nitratbelastung im Brunnenwasser langfristig zu senken,“ erläutert Gülzow.

Das moderne Agroforstsystem kombiniert Forst- und Landwirtschaft. Baumstreifen aus schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen werden alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft. Der Abstand zwischen den Baumreihen ermöglicht weiterhin die Nutzung von landwirtschaftlichen Maschinen für den Anbau von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps. Studien haben gezeigt, dass diese Systeme keine Ernteverluste verursachen. Im Gegenteil, in Trockenperioden schützen die Bäume vor Verdunstung und führen zu stabileren Erträgen.

Landwirte können seit Anfang 2023 Förderungen für Agroforstflächen beantragen, um so zum Klima- und Artenschutz beizutragen.

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