Großkarlbach/Speyer.Im Süden der Pfalz müssen historische Bauwerke Tiefgaragen weichen. In kirchlichen Kreisen denkt man dagegen konservativ, bzw. man versucht, Altes zu schützen und vielleicht einer anderen Bestimmung zuzuführen.
Als in den vergangenen Jahren der Westbau des Speyerer Doms neu gestaltet wurde, musste auch das Treppenhaus der Türme teilweise erneuert werden. Die alte Sandsteintreppe aus dem 19. Jahrhundert war ausgetreten und hätte den modernen Sicherheitsanforderungen nicht mehr genügt.
Restaurator Hubert Schneider nahm sich vor rund zwei Jahren eines Teilstücks an und baute auf seinem Grundstück in Großkarlbach eigens einen Turm um die Treppenstufen des Doms. Am Mittwoch konnte die Fertigstellung des Turms gefeiert werden.
Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich Freunde und Unterstützer des Turmbaus zu Großkarlbach und stießen auf die Vollendung des Baus an. Unter ihnen Domkustos Peter Schappert, der seinerzeit die Treppe an Schneider vermittelt hatte.
Nun freute er sich sichtlich, dass diese dort eine würdige Bleibe gefunden hat. In wenigen Sätzen erzählte der Domkustos die Geschichte der Treppe: Im 19. Jahrhundert war sie im Südwestturm des Doms eingebaut worden.
Da bereits damals gespart werden musste, fiel sie denkbar schmal aus. Weichen musste sie rund 150 Jahre später wegen der Nutzungsspuren – für den Besucherverkehr der neu eingerichteten Aussichtsplattform war sie zu unsicher. Mit Zustimmung des Landesdenkmalamtes wurde die Treppe ausgebaut. Der Domkustos kannte die Vorliebe von Hubert Schneider für historische Bauteile und bot ihm die Stufen des Doms an.
„Ein Geschenk, das mit viel Arbeit verbunden war“, summiert der Restaurator. Komplett in Eigenleistung mit der Unterstützung von Freunden und Familie setzte der den Turmbau um. Dabei mussten einzelne Steine von mehreren hundert Kilo Gewicht bewegt werden.
Die Arbeitsstunden habe er dabei nicht gezählt. Der gesamte Turm besteht aus historischen Bauteilen, von den Tür- und Fensterrahmungen bis zu Wetterfahne, die von einer im Krieg zerstören Breslauer Kirche stammt.
Bei deren Anbringung nicht herunter zu fallen, das sei das schwierigste Unterfangen im Verlauf des Turmbaus gewesen, merkt Schneider an.(desa/fw)
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