Bad Bergzabern – Rund 450 Gäste kamen am Freitagabend zum traditionellen Neujahrsempfang des Landkreises Südliche Weinstraße in das Haus des Gastes nach Bad Bergzabern.
Landrätin Theresia Riedmaier begrüßte zusammen mit den Beigeordneten Marcus Ehrgott, Helmut Geißer und Bernd E. Lauerbach viele Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Die Ansprache der Landrätin war geprägt von dem Terroranschlag und den Ereignissen in Paris, sowie der Solidarität mit den französischen Nachbarn. Die Friedenswünsche zum neuen Jahr seien trauriger, sehnsüchtiger und nachdrücklicher als vorher, so Riedmaier.
„Hasserfüllte und aus der Kontrolle geratene Fanatisten haben intelligente, kreative, mutige Menschen ermordet, die mit spitzer Feder – geschrieben oder gezeichnet – eine der größten Errungenschaften der zivilisierten kultivierten Gesellschaft, die Meinungs- und Pressefreiheit, gelebt und geschützt haben“, so die Landrätin.
Sie zitierte den mexikanischen Schriftsteller Octavio Paz mit den Worten „Gegen das Schweigen und das Getöse – erfinde ich das Wort!“ und ergänzte: „Die Macht des freien Wortes ist stärker als die Grausamkeit des Fanatismus“. „Und zusammen wünschen wir der Welt und uns allen: Frieden. Frieden und Glück.“
Rückblick 2014
In ihrem Rückblick auf das vergangen Jahr hob Riedmaier die vielen guten Nachrichten für den Landkreis hervor. „Die Steuerkraft unserer Städte und Gemeinden ist gewachsen, die Südliche Weinstraße gehört bundesweit zu den Regionen mit der höchsten Kaufkraft.
Alle maßgeblichen Wirtschaftsdaten zeigen deutlich nach oben, das gilt auch für den Zuwachs an Arbeitsplätzen. Die SÜW ist attraktiver Teil der Metropolregion Rhein-Neckar, die unter den Top 3 der Wirtschaftsregionen Deutschlands rangierte“, zeigte sich Riedmaier zufrieden.
Die Dorfjubiläen in Edesheim, Dernbach und Gräfenhausen seien Beweis dafür, dass die Dorfgemeinschaften lebendig, feierfreudig und ausgezeichnet seien. Die Auszeichnung Klingenmünsters als Landessieger beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ sei besonders erfreulich gewesen, das „hatten wir auch schon einige Jahre nicht mehr“, betonte die Landrätin.
Die Eröffnung der Vinothek „par terre“ auf dem Gelände der Landesgartenschau sei auch bundesweit auf enormes Interesse gestoßen; mit der Eröffnung des landesweit ersten Bauernhof-Wald-Kindergartens in Queichhambach habe die SÜW ein Modellprojekt auf den Weg gebracht.
„Unsere weiterführenden Schulen im Landkreis sind in hervorragender Verfassung – pädagogisch, baulich und organisatorisch“, führte die Kreischefin aus und verwies auf Alfred Grosser – Namensgeber des Gymnasiums in Bad Bergzabern, der für den Anspruch der SÜW „Schule ist mehr als Schule. Bildung ist auch Herzensbildung“ wie keine andere Person stehe. Das tolle Engagement von Schulleitung, Lehrkräften und den gastronomischen Betrieben der Region habe 20 jungen Spanierinnen und Spaniern eine Ausbildungsmöglichkeit an der Berufsbildenden Schule ermöglicht.
„Das hilft den jungen Menschen aus der Jugendarbeitslosigkeit ihres Heimatlandes heraus, das hilft uns, gute sympathische qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Auch hier gilt: Vom Denken zum Reden zum Handeln“, machte Riedmaier deutlich.
Weiterhin ging sie auf die erfolgreichen Kulturtage mit dem Theaterprojekt „Müller Lust“ und die Kommunalwahlen im vergangenen Mai ein. Bei einem Drittel der 75 Kommunen im Landkreis habe ein Wechsel an der Spitze stattgefunden, auch der Kreistag habe knapp ein Drittel neue Mitglieder. Zwar stimme sie die Wahlbeteiligung nachdenklich, dennoch liege die SÜW mit ihrer Wahlbeteiligung bei der Europawahl auf dem 4. Platz bundesweit.
„Unseren guten Ruf weiter auszubauen und zu stärken, ist mein und unser vornehmstes Ziel“, blickte Riedmaier auf die zukünftigen Aufgaben der Südlichen Weinstraße. So müsse man die Energiewende vorangehen, den Breitbandausbau forcieren und die Lebensbedingungen der älteren Generation stärker in den Blick nehmen.
Flüchtlingen helfen
Die vielen Flüchtlinge weltweit seien für die Politik, den Staat und die Kommunen eine große Herausforderung. „Ich sehe, wie viele bürgerschaftliche und ehrenamtliche Aktivitäten es im ganzen Landkreis gibt, den Flüchtlingen die helfende Hand zu reichen und ganz praktisch Hilfe zu leisten. Das ist wunderbar und hoch respektabel“, dankte die Landrätin allen Engagierten. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Flüchtlinge lange bei uns bleiben würden. „Erkennen wir, dass sie eine Bereicherung unserer Gesellschaft sein können und sein werden, wenn es uns gelingt, sie wirklich aufzunehmen“.
Dem Dreiklang der französischen Revolution Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit „wohnt inne die Solidarität“, betonte Riedmaier zum Abschluss und zitierte Willy Brandt, Flüchtling, Emigrant und Nobelpreisträger: „Solidarität ist die bewusste Bereitschaft, durch Selbstbeschränkung die Freiheit aller zu mehren; sie kann nicht verordnet werden, wohl aber muss sie geweckt und motiviert werden!“. Das sei eine große und schöne Aufgabe, die jeder für sich und zu aller Zeit angehen könne, gab Riedmaier zu bedenken.
Umrahmt wurde die Neujahrsansprache der Landrätin vom Konzert des Kreisjugendsinfonieorchesters. „Mit beachtlichen Kompositionen haben Sie uns wieder von ihren Talenten und ihrem Können überzeugt“ dankte Riedmaier den jungen Musikern. Ihr Dank galt aber auch dem Dirigenten Dietmar Wiedmann, der Leiterin der Kreismusikschule Cornelia Hoffmann und allen Lehrkräften. „Sie zusammen haben unsere Kreismusikschule zu neuen Höhen geführt“, sagte die Landrätin.
Die 40 Instrumentalisten der Kreismusikschule Südliche Weinstraße legten mit „La Storia“ von Jacob de Haan fulminant los und entführten das Publikum mit ihrem Dirigenten Dietmar Wiedmann mit dem Stück „Peris“ James L. Hosay in das ferne Persien. „Pilatus“ (Steven Reineke) ließ in den Köpfen der Zuschauer den Kampf der Menschen mit einem Drachen in den Schweizer Alpen entstehen. Mit Philip Sparke´s „Music for a Festival“ startete die zweite Runde.
Über die Geschichte Noahs und seine Arche erzählte das Musikstück „Noah´s Ark von Bert Appermont. Bei „Charles Chaplin“ konnte die Zuhörer die Filmmusik aus bekannten Werken von Charlie Chaplin wiedererkennen. Bei der Zugabe nach minutenlangem Applaus war ein Zusammenschnitt der bekanntesten Melodien des kürzlich verstorbenen Udo Jürgens zu hören. (cd/red)
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