Landau. Eine neue Perspektive: Christian Sterzing, früherer südpfälzischer Bundestagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen und von 2004 bis 2009 Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah, war zweiter Gast der Landauer Nahost-Gesprächsreihe „Gescher – Die Brücke“.
Die gemeinsame Reihe der Stadt und des Frank-Loeb-Instituts war im Frühjahr dieses Jahres auf Anregung von Oberbürgermeister Thomas Hirsch gestartet. Nach dem ersten Referenten, dem israelischen Diplomaten Dan Ashbel, zeigte Christian Sterzing bei seinem Landau-Aufenthalt am 28. November, neue Aspekte des Nahost-Konflikts auf und brachte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern auch die palästinensische Blickweise auf den Konflikt näher.
„Die Reihe „Gescher“ ist von uns bewusst so konzipiert worden, dass jeweils ein Gast seine Ansichten darlegen und ausführlich begründen kann“, erläutert OB Hirsch. „Es geht nicht um Showeffekte oder darum, auf der Bühne einen Streit zu provozieren.
Ich bin sehr froh, dass nach Dan Ashbel mit Christian Sterzing jetzt ein Referent zu Gast war, der uns auch die andere Seite des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern zu präsentieren vermochte. Mein Dank gilt dem Referenten für einen interessanten Vortrag, der den Blick auf neue Aspekte des Themas lenken konnte.“ Die Reihe „Gescher – Die Brücke“ steht für den Stadtchef in der Tradition der „Landauer Gespräche“.
„Vor 30 Jahren wurde das Frank-Loebsche Haus mit einer „Woche der Begegnung“ wiedereröffnet – aus dieser bewegenden Geste der Versöhnung früherer jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger erwuchsen die „Landauer Gespräche“ als Zeichen für Frieden, Aussöhnung und Völkerverständigung. Die Reihe „Gescher“ führt diesen Anspruch in anderer Form fort.“ Sein Dank gelte dem Frank-Loeb-Institut für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit, so Hirsch.
Christian Sterzing kam bei seinem Aufenthalt in Landau mit Schülerinnen und Schülern des Eduard-Spranger-Gymnasiums ins Gespräch, tauschte sich mit Studierenden der Universität Koblenz-Landau aus, trug sich nach einer kurzen Führung durch das Frank-Loebsche Haus in das Goldene Buch der Stadt ein und hielt am Abend einen gut besuchten Vortrag zum Thema „Naher Osten – Ferner Frieden. Hat die Zwei-Staaten-Regelung noch eine Chance?“.
Dabei gewährte der Experte einen Einblick in die Geschichte des Nahost-Konflikts und stellte die aktuelle politische Situation dar. Sein Fazit: Ein „triumphaler Sieg der Gerechtigkeit“ sei im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern utopisch, jedoch wäre eine Zweistaatenregelung zumindest dazu geeignet, möglichst wenig Unrecht zu bewirken.
Frieden im Nahen Osten könne es nur geben, wenn das nationale Selbstbestimmungsrecht beider Völker gewahrt werde, so Sterzing. Jede Friedensregelung müsse an internationalem Recht orientiert sein und von der internationalen Staatengemeinschaft getragen und aktiv unterstützt und begleitet werden.
Im Anschluss an den öffentlichen Vortrag fand eine Diskussion mit dem Publikum unter Leitung des Geschäftsführers des Frank-Loeb-Instituts, Dr. Timo Werner, statt, die zeigte, wie vielschichtig und komplex sich die Thematik des Nahost-Konflikts gestaltet.
„Nur die Kenntnis beider Seiten des Konflikts kann ein tieferes Verständnis für die Hintergründe ermöglichen“, betont Dr. Werner. „Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass wir für die ersten beiden Termine unserer noch jungen Veranstaltungsreihe mit Dan Ashbel und Christian Sterzing zwei renommierte Experten gewinnen konnten, die sowohl Schülern, Studierenden als auch den zahlreichen interessierten Bürgern die schwierige Situation im Nahen Osten auf differenzierte Weise nähergebracht haben.“
Als nächsten Gast der Reihe „Gescher – Die Brücke“ kündigen die Veranstalter Dr. Johannes Gerster an. Der ehemalige Bundes- und Landtagsabgeordnete und frühere Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft wird im Frühjahr 2018 nach Landau kommen.
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