Pfälzerwald. Bei den Luchsen im Pfälzerwald hat es Nachwuchs gegeben. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz geht aktuell von drei Würfen aus. Überprüft werden konnte der Nachwuchs der Luchsweibchen Rosa und Jara.
„Es ist ein großer Gewinn für die Artenvielfalt im Land, dass auch im zweiten Jahr nach Freilassung der ersten Luchse im Biosphärenreservat Pfälzerwald erfolgreich junge Luchse nachgewiesen werden“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken.
Der Wurf von Rosa wurde vom Luchs-Team der Stiftung in einer schmalen Felshöhle entdeckt. Dort befanden sich mindestens zwei Luchsjunge. Wegen der schlechten Zugänglichkeit des Verstecks konnte nur ein Luchsjunges standardmäßig kontrolliert werden. Es handelte sich um einen kleinen Kuder (Jägersprache für männliches Tier, Anm. d.Red.) mit einem Gewicht von knapp 1 Kilogramm.
Die genetische Untersuchung der Speichelprobe soll nun Aufschluss über die Vaterschaft geben. In Frage kommen der etwa im selben Gebiet ansässige Luchskuder Lucky oder der Kuder Cyril, der sich in der Nähe aufhält.
Rosa ist die Patenluchsin der Eheleute Heinz und Angelika Schlapkohl aus Weisenheim am Sand. Das Patentier von Lotto Rheinland-Pfalz und „BINGO! der Umweltlotterie“, die Luchsin Jara, war im April in den Pfälzerwald gebracht worden.
Die Daten ihres Sendehalsbands signalisierten ein stark eingeschränktes Bewegungsmuster ab Ende Mai, so dass die Luchsin bereits bei ihrer Ankunft in frühem Stadium tragend gewesen sein musste.
Gut versteckt in einem Holzhaufen fand sich ein wohlgenährtes, ebenfalls männliches Jungtier. „Es ist ein wunderbares Ereignis, dass sich Jara bereits im ersten Jahr am Aufbau der Population im Pfälzerwald beteiligt!“, freut sich Jürgen Häfner, Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz.
Beide Luchsweibchen kehrten nach den kurzen veterinärmedizinischen Untersuchungen zu den Jungtieren zurück und halten sich weiter im gleichen Bereich auf, wie mit Hilfe der VHF/GPS-Sendehalsbänder nachvollzogen werden konnte. Die Batterie des Sendehalsbands von Rosa nähert sich allerdings aktuell dem Ende, so dass der Funkkontakt zur Luchsin demnächst abbrechen wird.
Luchsin Kaja hatte bereits im Vorjahr einen Wurf mit zwei Jungtieren (Palu und Filou). Den Mitarbeitern der Stiftung liegen auch bei Kaja Hinweise vor, die auf Nachwuchs schließen lassen: Die Luchsin war mit Hilfe von Fotofallen der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft im Frühjahr zunächst mit und dann ohne runden Bauch dokumentiert worden.
Ab etwa August werden Luchsjunge zunehmend mobiler und fangen an, ihrer Mutter durch ihr Streifgebiet zu folgen. Möglicherweise können die Jungtiere später auf den Streifzügen entdeckt werden.
Fortpflanzungsfähige Luchsweibchen müssen nicht jedes Jahr einen Wurf haben. Etwa 10 Monate bleiben die kleinen Luchse bei ihrer Mutter. Trotz aller Fürsorge der Mutter für die kleinen Luchse ist dies eine schwierige Zeit. Nur etwa 50 Prozent der Luchsjungen erreichen das zweite Lebensjahr.
Kuder Juri, der Patenluchs der Deutschen Wildtier Stiftung, ist nach einem längeren Aufenthalt im deutsch-französischen Grenzraum des Biosphärenreservats Pfälzerwald – Vosges du Nord seit Mitte Juni hauptsächlich im Bereich zwischen der B427 und der B10 im Pfälzerwald unterwegs.
Karten zur aktuellen Raumnutzung der Luchse aus dem Wiederansiedlungsprojekt sind auf der Homepage der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz zu finden. http://www.luchs-rlp.de.
Hintergrund
Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch.
Das Vorkommen kann zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vorkommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt ist im Januar 2015 gestartet.
Die Umsetzung der Maßnahmen ist über einen Zeitraum von sechs Jahren (bis 2020) vorgesehen. Naturschutzexperten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet.
Die Wiederansiedlung der Luchse wird mit 50 Prozent durch das EU LIFE-Programm gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. Euro. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligen sich das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesverbände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorhabens.
Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhält ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt.
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