Südpfalz. Wer sich von Samen ernährt, für den ist das Jahr 2018 ein sehr gutes Jahr. „Trotz des trocken-warmen Hitzesommers erleben wir überregional eine Mast bei Eicheln, Bucheckern, Ahornen sowie Hasel- und Walnüssen.
Damit ist für viele Arten, die sich von Samen und insbesondere Nüssen ernähren, der Tisch derzeit reich gedeckt“, sagt Carmen Schauroth von der NABU Regionalstelle Süd. „Mäuse, Siebenschläfer, Haselmäuse und Eichhörnchen freuen sich ebenso über den Nahrungsüberschuss wie Buchfinken, Buntspechte, Kernbeißer oder Kleiber“, erklärt Schauroth.
Wo Nüsse beim Herabfallen zerspringen, kommen auch Kohl- und Blaumeisen auf ihre Kosten. Eichelhäher füllen sich den Kropf mit Eicheln und fliegen ihre Ernte zu Versteckplätzen am Waldboden.
Bei den Rabenkrähen sind beispielsweise auch Walnüsse begehrt. „Häufig sieht man jetzt eine der schwarzen Rabenkrähen mit einer Walnuss im Schnabel.“
Um die knallharte Nussschale zu öffnen und an den leckeren Kern zu kommen, wenden die schlauen Rabenvögel spezielle Öffnungstechniken an, wie Schauroth erklärt: „Am häufigsten werden Abwurftechniken praktiziert: Derzeit sieht man häufig Rabenkrähen, wie sie mit der Walnuss im Schnabel in die Höhe fliegen und diese dann gezielt auf Straßen, asphaltierte Feldwege oder Hinterhöfe werfen, bis sie zerspringen.“
Dabei können Krähen das Gewicht der Nuss und die zum Knacken erforderliche Abwurfhöhe abschätzen. Mitunter werden auch Flachdächer oder verglaste Übergänge als Nuss-Ziele auserkoren, an denen es zu Beschädigungen kommen kann. Nach dem Abwurf gleitet die Krähe umgehend hinterher, um den Erfolg zu überprüfen – und die Nuss erneut abzuwerfen oder zu genießen.
„Darüber hinaus sind Krähen bekannt dafür, gezielt den Fahrzeugverkehr als Nussknacker zu nutzen, indem sie Nüsse vor Autos auf die Straße werfen. Mitunter wird die Rotlichtphase genutzt, um Nüsse auf der autofreien Kreuzung abzulegen und sie vom anfahrenden Verkehr überrollen zu lassen. Nach der Grünphase wird der freigelegte Nusskern abgeholt“, so Schauroth.
Eichelhäher sind besonders an den reifenden Eicheln interessiert. Sie „ernten“ die Eicheln in den Baumkronen, füllen sie in ihren Kropf und fliegen mit zahlreichen Eicheln zu Versteckplätzen. Im Boden vergaben sie ihre Ernte als Vorrat für schlechte Zeiten im Winter.
Auch Eichhörnchen legen solche Depots an, in denen aber nur ein kleiner Teil der im Winter erforderlichen Nahrung lagert. „Säugetiere wie Mäuse, Siebenschläfer und Eichhörnchen nutzen jetzt ebenfalls das herbstliche Überangebot.
Sie haben sehr scharfe, ständig nachwachsende und sich selbst schärfende Nagezähne, die vor keiner Nussschale Halt machen. Bei Tag und vor allem in der leiseren Nacht kann man jetzt im Herbst die Nagegeräusche der Kleinsäuger hören, wenn sie sich eine Nuss schmecken lassen“, sagt die NABU-Mitarbeiterin.
Für Früchte fressende Singvögel wie Stare, Amseln, Mönchsgrasmücken gibt es aktuell reichlich Früchte in Hecken und Gebüschen: Liguster, Schlehen, Weißdorn und andere „Nährgehölze“ machen ihrer Bezeichnung alle Ehre und haben ein üppiges Fruchtangebot zu bieten.
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