Rheinzabern – Traditionell setzt der Musikverein Lyra Rheinzabern besondere Akzente bei der Gestaltung eines Frühjahrkonzerts. Wohl im Hinblick auf die Copa do Mundo FIFA, die Fußball WM 2014, geben die über 60 Musiker lateinamerikanische Weisen zum Besten.
Mit einem wahren Feuerwerk der Blasmusik stimmten sie das begeisterte Publikum auf den Fußballsommer 2014 ein: Anspruchsvolle, aber sehr angenehm eingehende Stücke. Dank geschickter Auswahl kommen Einflüsse zum Tragen, die von der Copa Cabana bis zu den Kordilleren, vom Amazonastiefland bis ins Hochland von Mexiko, von der Pampa bis zum Pazifik reichen.
Vielfalt und viele Kulturen vereinigen sich in dieser Musik und beflügeln die Fantasie der Zuhörer. Als ob wilde Pampastiere, galloppierende Gauchos, mexikanische Mariachis, melancholische Kena-Flöten aus den Anden vor einem agierten. Temperamentvoller Tango darf da nicht fehlen, etwas dekadent, ein Hauch erotisch dazu, der ewige Kampf um die Herzen der Frauen, manche Stücke in schierer Extase endend.
Gleich zu Beginn der Aha-Effekt „das kenn ich doch“. In der Tat sind da einige weltbekannte Weisen. El Choclo – der Maiskolben, ein populärer Ohrwurm von A. G. Villodo z.B., bedient das Klischeé von Tortillas, Sombrero und Mate. Carioca von Vincent Youmans u.a. glänzt mit Ausgelassenheit und verursacht Herzklopfen.
La Cumparsita von G.M. Rodriguez gilt als einer berühmtesten Tangos – mit einem Spektrum von liebevoller Zärtlichkeit bis hin zu energischer Gewalt. Danzón no. 2, komponiert von Arturo Márquez, ist ein Hit in Cuba und Mexiko – gespickt mit diffizilen Rhythmen und Takten, ohne seine Melancholie verleugnen zu wollen. Astor Piazzola, das Bandoneon-Genie, besticht in Libertango durch den unerbittlichen Drang zum schlussendlichen Höhepunkt hin. Dafür gibt es eine Eins mit Stern.
Arturo Márquez‘ Conga del Fuego – Feurige Klänge wilder Leidenschaft – integriert eine Vielzahl von Schlaginstrumenten zu einem wahren Orkan. Und wenn die deutsche Nationalmannschaft am 13. Juli 2014 im Maracana Stadion von Rio de Janeiro einen solches Finale auf den Rasen legt, wie der MV Lyra mit Danza Final von Alberto Ginastera, dann wird nicht nur die Turn- und Festhalle Rheinzabern toben.
Ehrungen für verdiente Musiker
In der Pause ehrte Bernhard Reiß vom Kreismusikverband Germersheim einige langjährige Musiker. Absoluter „Star“ ist dabei Konrad Gehrlein. Seit 60 Jahren engagiert er sich das „musikalische Urgestein“ für die Blasmusik und zeigt, wie Musik jung hält. Bernhard Reiß betont die generationenübergreifende und gemeinschaftsbildende Funktion der Blasmusik, wo es nicht allein ums Umsetzen von Noten in Töne gehe. Vielmehr würden Tugenden wie Rücksicht, Zuverlässigkeit oder Disziplin gelebt.
Alois König schließlich wurde zum Ehrenmitglied ernannt, womit der MV Lyra die Wertschätzung für fördernde Mitglieder zum Ausdruck bringt.
Insgesamt eine tadellose Performance des MV Lyra, dessen Dirigent Ralf Eichmann wieder einmal die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert hat. Lang anhaltender stehender Beifall ist der Dank des Publikums. In Südamerika flögen jetzt Sombreros und erschallten Olé-Rufe ohne Ende.
Traditionell verabschiedet sich der MV Lyra mit dem heimatlichen „Guten Abend, gute Nacht“ und beruhigt damit die durchaus aufgewühlten Zuschauergemüter wieder. (Gerhard Beil)
Diesen Artikel drucken