Donnerstag, 19. September 2024

Musikschule Kandel-Wörth: Eltern fordern Neubewertung der Kulturförderung nach Absage von „Musik airleben“

4. September 2024 | Kategorie: Kreis Germersheim

Foto: Pfalz-Express

Kandel/Wörth – Wer in der Südpfalz den Veranstaltungskalender für die Wochen vor den Sommerferien verfolgte, stellte eine auffällige Lücke fest. Das beliebte „Musik airleben“, das traditionell rund um den Schwanenweiher stattfindet, wurde in diesem Jahr abgesagt.

Die Veranstaltung bot normalerweise zahlreiche musikalische Darbietungen von Kindern und ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen. Statt eines bunten Treibens, das von Foodtrucks, Konzerten und Kinderaktionen geprägt war, herrschte an besagtem Wochenende Stille.

Monatelang hatten Schüler der Musikschule Kandel-Wörth zusammen mit ihren Lehrern hart gearbeitet, um beim „Musik airleben“ ihr Können zu präsentieren. Die Veranstaltung war der Höhepunkt des Jahres, ein Moment, auf den die Kinder und ihre Familien hinfieberten. Doch nun mussten sie erfahren, dass das Fest aufgrund finanzieller Engpässe ersatzlos gestrichen wurde.

Der Grund: Es fehlen die notwendigen Mittel, um das Event zu finanzieren. Sponsoren seien abgesprungen, und ohne diese Unterstützung sei das Fest nicht mehr realisierbar. Diese Nachricht kam für viele Eltern und Kinder wie ein Schlag ins Gesicht. „Monatelange Mühe war umsonst“, empörten sich die Eltern der Musikschüler. „Wir haben Zeit und Geld in die musikalische Ausbildung unserer Kinder investiert und wurden nun mit einer Absage enttäuscht. Auch die Lehrer, die sich mit Herzblut engagiert haben, sind stark demotiviert.“

Die Eltern der Musikschule Kandel-Wörth sehen die Absage als ein deutliches Zeichen, dass Kinder und Kultur oft nicht die notwendige Priorität erhalten. In einem offenen Brief an die regionale Presse und die zuständigen Entscheidungsträger fordern sie eine Neubewertung der Kulturförderung. „Platon sagte einst, dass die Erziehung zur Musik von höchster Wichtigkeit sei, da Rhythmus und Harmonie tief in die Seele dringen“, zitieren die Eltern den Philosophen und verweisen auf zahlreiche Studien, die die positiven Auswirkungen musikalischer Bildung auf die geistige und soziale Entwicklung von Kindern belegen.

In Zeiten, in denen die Forderungen nach sinnvollen analogen Beschäftigungen für Kinder immer lauter werden, sei die Absage des „Musik airleben“ besonders bedauerlich. „Unsere Kinder brauchen Anreize und Möglichkeiten, um sich musikalisch weiterzuentwickeln und neue Begeisterung zu finden“, betonen die Eltern. „Es ist wichtig, dass Sponsoren und Gemeindeverwaltungen ihre Prioritäten überdenken und in die Zukunft unserer Kinder investieren – in Leben, Musik und Kultur. Andernfalls riskieren wir eine Verarmung unserer kulturellen Landschaft.“

Zum Beginn des neuen Schuljahrs und der Wiederaufnahme der Musikschulstunden hoffen die Eltern, dass die Verantwortlichen die anhaltende Unterstützung der kulturellen Bildung ernsthaft in Betracht ziehen. Der offene Brief unterstreicht den dringenden Appell an alle Beteiligten, ihre Investitionen in die kulturelle Förderung der kommenden Generationen neu zu evaluieren und sicherzustellen, dass künftige Veranstaltungen wie das „Musik airleben“ nicht der finanziellen Unsicherheit zum Opfer fallen.

Weiß: Kultur künftig Chefsache

Wörths Bürgermeister Steffen Weiß (FWG) hat auf anonymen Brief reagiert, den auch er erhalten hat. Der Brief, der von „den Eltern der Kinder der Musikschule“ stammte, kam ohne Kontaktmöglichkeit, was Weiß bedauert.

Weiß versteht die Enttäuschung und Verärgerung der Eltern, die eine falsche Schwerpunktsetzung anmahnen. „Es ist absolut nachvollziehbar, dass es an dieser Stelle Enttäuschung gibt“, sagt Weiß. Er bedauert, dass die Veranstaltung im Veranstaltungskalender vor den Sommerferien gefehlt hat – aber auch, dass die Kritik erst nach den Ferien in weitgehend anonymer Form geäußert wurde.

Der Bürgermeister betont, dass Verbesserungen in der Kommunikation und Planung notwendig sind. „Wir werden das künftig alle miteinander besser machen müssen, auch in der Kommunikation. Ich stehe dafür zur Verfügung.“ Für die Zukunft kündigt Weiß an, dass die Kultur in Wörth künftig als „Chefsache“ direkt beim Bürgermeister angesiedelt wird. (cli)

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