Idar-Oberstein/Landau. Der Landesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rheinland-Pfalz lädt am 10. und 11. Dezember zur Landesdelegiertenversammlung und Wahlversammlung zur Landesliste für die Bundestagswahl 2017 mit der Aufstellung von Bewerbern ein.
Der Landauer Grünen-Politiker Lukas Hartmann wird für den Landesvorstand Bündnis 90 / Die Grünen Rheinland-Pfalz kandidieren.
Seine Bewerbung stellte er am 17. November bei der Wahlkreisversammlung den Mitgliedern vor. Und beschreibt darin seinen Weg vom Idealisten zum Pragmatiker in der Kommunalpoltik.
In seiner Bewerbung beschreibt Hartmann „Ungleichzeitigkeiten“ in der Welt: „Dass es zur gleichen Zeit im gleichen Land sowohl Berlin-Kreuzberg als auch Vorpommern, zugleich Trier wie auch Ludwigshafen gibt, stellt uns als Partei vor eine Herausforderung.
Am 13. März dieses Jahres sind wir in Rheinland-Pfalz beinahe gescheitert. Damit das nicht noch einmal geschieht, kann nicht alles so bleiben, wie es ist.“
Hartmann wolle keine „zentralen inhaltlichen Positionen verändern, die die Grünen als Partei so entscheidend ausmachen“. „Ich möchte, dass wir unseren Sound verändern.“
Das Politische müsse politisch geklärt werden, der Lifestyle müsse den Menschen überlassen bleiben: „Der Veggie Day war nicht deshalb ein Fehler, weil die Reduktion des Fleischkonsums nicht richtig wäre. Das Klima, die Gesundheit unserer Bevölkerung und nicht zuletzt die Leidensfähigkeit der Tiere mahnen das an. Er war ein Fehler, weil wir bestimmen wollten, wie Menschen ihr Leben leben.
Eine ökologische Mehrwertsteuerreform, die Fleisch stärker besteuert, Haltungsbedingungen, Kennzeichnungspflichten, pflanzliche Alternativen in Kantinen – das sind politische Themen, die wir politisch klären sollten.
Ob und wann die Menschen Fleisch essen, welche Schulart sie besuchen wollen, wen sie heiraten möchten – das sollte in einer liberalen Demokratie ihre freie Entscheidung sein und bleiben. Auch und gerade wenn Grüne regieren.“
Hartmann mahnt Kompromissfähigkeit an:
„Kompromisse sind kein Verrat, sondern das Wesen unseres demokratischen Systems. Wenn wir ausschließlich unsere eigene reine Lehre als „gut“ und alles andere als „böse“ darstellen, dann begehen wir einen noch größeren Fehler – den Fehler, der neun von zehn Menschen von uns abschreckt.“
Zuerst als einfaches Mitglied, dann als Sprecher seines Kreisverbandes und nun als Fraktionsvorsitzender, habe Hartmann Stärken seiner Partei ebenso gesehen wie Schwächen.
„Wir stecken viel zu viel Zeit, Geld und Energie in Veranstaltungskonzepte, die nicht (mehr) funktionieren.“ Es brauche andere Konzepte, wie zum Beispiel jenes der direkten Auseinandersetzung mit den politischen Mitbewerbern. Hartmann fordert neue Strukturen nicht zuletzt auch in der Organisation der politisch Handelnden: „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir ein Modell für regionale Geschäftsführungen entwickeln.“
Sein Fazit für die eigene Person und seine Partei: „Ich trat als Idealist ein, um die Welt gerechter und Politik enkeltauglich zu machen – und wurde als Kommunalpolitiker Pragmatiker.“
Um der Ungleichzeitigkeit in der Welt zu begegnen, müsse sich auch die Partei verändern. „Wir müssen unseren Idealismus mit dem Pragmatismus einer verantwortlich handelnden Partei in Einklang bringen.
Ich trete an für einen anderen Diskursstil, dem Halten unseres inhaltlichen Kurses, eine starke, eigenständige Grüne Partei, organisatorische Veränderungen – und einen anderen Sound. Weil nicht alles so bleiben kann, wie es ist, damit es besser werden kann. (desa/red)
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