Berlin – Vor dem Hintergrund einer Forsa-Umfrage zu Gewalt an Schulen hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, einen mangelnden Rückhalt durch Schulleitungen beklagt.
„Viele Lehrer werden von ihrer Schulleitung nicht ausreichend unterstützt“, sagte Meidinger der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wer einen Vorfall meldet, muss mit einer negativen Rückmeldung rechnen und sich zum Teil sogar vorwerfen lassen, er habe seine Klasse nicht im Griff.“
Die Schulleitung ihrerseits fürchte einen Imageschaden und in Ministerien sei das Interesse an Erfolgsmeldungen groß. „Das muss sich ändern“, forderte Meidinger. Lehrer dürften nicht das Gefühl haben, dass es besser sei, Gewalt im Klassenzimmer zu verschweigen.
Meidinger appellierte an die Politik, sich stärker mit den Problemen auseinanderzusetzen: „Minister besuchen gerne Leuchtturmprojekte und ausgezeichnete Schulen. Hilfreicher wäre es, wenn sie auch Brennpunktschulen besuchen.
Nur so können sie ein echtes Bild der Realität gewinnen.“ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht davon aus, dass Schulen soziale Probleme künftig stärker ausgleichen müssen: „Es nützt nichts, zu sagen: Die Eltern sind schuld. Viele Familien sind überfordert.
Und die Schüler kommen so wie sie sind. Die Schulen werden zunehmend eine ausgleichende Leistung erbringen müssen“, sagte Ilka Hoffmann, Mitglied des geschäftsführenden GEW-Vorstandes, der Zeitung.
Hoffmann forderte mehr Ressourcen für die Schulen – mehr Zeit für Einzelgespräche, mehr Beratungs- und Fortbildungsangebote für Lehrer. „Gleichzeitig müssen Schule und soziale Dienste viel besser vernetzt werden.“
Das Problem sei größer als von den Kultusministerien dargestellt. Die Zahlen der neuen VBE-Statistik passten zu Rückmeldungen von Schulen an die GEW. „Die fühlen sich allein gelassen. Es hilft aber nicht, nur auf die Zahlen zu schauen.
Der Gesamtzusammenhang muss in den Ministerien endlich realisiert werden. Sonst wird sich nichts ändern.“(dts Nachrichtenagentur)
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