Mainz/Landau. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und Umweltministerin Ulrike Höfken haben aktuell den Stand der Untersuchungen am Geothermiekraftwerk Landau gemeinsam mit Experten der zuständigen Behörden dargestellt und eine akute Gefährdung der Trinkwasserversorgung ausgeschlossen.
Das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) bestätigt deutliche Hinweise darauf, dass es eine Leckage in einer Dichtung und möglicherweise auch ein zweites Leck im Rohr der Tiefenbohrung gab.
Die genaue Lage der Leckagen wird noch gesucht. Durch das Leck ausgetretenes Thermalwasser könnte die Hebungen verursacht haben. Es bestehe keine akute Gefährdung der Trinkwasserversorgung, beruhigt das Ministerium.
„Sicherheit für Mensch und Umwelt steht an erster Stelle“, so die Ministerinnen. Lemke: „Wir legen großen Wert auf Transparenz. Über alle Ergebnisse der fachbehördlichen Untersuchungen werden wir die Öffentlichkeit jeweils umgehend und umfassend informieren.“ Ein enger Informationsaustausch mit der Stadt Landau und die Unterstützung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sei vereinbart.
Aktuelle Erkenntnisse
Nach Feststellung der erhöhten Werte von Schwermetallen und Salzen im Grundwasser am Geothermiekraftwerk Landau wurden unverzüglich Vorsorgemaßnahmen getroffen: Die SGD-Süd als Obere Wasserbehörde hat eine Untersuchung des Grundwassers an verschiedenen Messstellen innerhalb des Wasserschutzgebietes Horstwiese, auf dem Landesgartenschaugelände und auf dem Konversionsgelände Landau-Süd veranlasst.
Die Ergebnisse zeigten keine Messwerte, die auf Verunreinigung durch Thermalwasser schließen lassen. Nach Aussage der Wasserbehörde besteht derzeit keine Gefährdung des Trinkwassers der Stadt Landau und ist nach heutigen Erkenntnissen auch nicht zu erwarten.
Aus Vorsorgegründen werde dennoch weiterhin das für die Trinkwassergewinnung genutzte Grundwasser intensiv überwacht, teilte Ministerin Höfken mit. So könne man gegebenenfalls Verunreinigungen durch Thermalwasser frühestmöglich erkennen.
Weitere Maßnahmen
Die Untersuchungen und Vorsorgemaßnahmen werden fortgesetzt. Im Einzelnen
gehören dazu:
. Die Messungen im Wasserschutzgebiet werden intensiviert. Mögliche Auswirkungen auf das Wasserschutzgebiet Horstwiese werden mit Hilfe eines Grundwassermodells abgeschätzt.
. Das LGB hat ein Gutachten zur Abschätzung der Menge des infiltrierten Thermalwassers und der möglichen Lage veranlasst.
. Das LGB veranlasst mit den zuständigen Wasserbehörden die Erstellung einer etwa 500 Meter tiefen Bohrung zur Untersuchung der Grundwasserverhältnisse.
. Ministerin Lemke hat angeordnet, dass das Geothermiekraftwerk Insheim überprüft und ähnliche Bohrungen bei der Gewinnung von Erdöl in Rheinland-Pfalz geprüft werden. Es soll ausgeschlossen werden, dass ähnliche Probleme wie bei der Tiefenbohrung Landau entstehen. (red)
Stadtspitze und Ratsfraktionen zur Landauer Geothermiesituation
Mit „Unverständnis“ und „Befremden“ hat die Landauer Stadtspitze zusammen mit den sie tragenden Stadtratsfraktionen auf die jüngsten Äußerungen zur Erkundung der Geothermie–Probleme in Landau reagiert:
Als „unakzeptabel“ und „nicht vermittelbar“ wird in einer gemeinsamen Erklärung von Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer, Bürgermeister Thomas Hirsch, den städtischen Beigeordneten Rudi Klemm und Maria-Helene Schlösser sowie den Fraktionsvorsitzenden Dr. Maximilian Ingenthron (SPD), Peter Lerch (CDU), Wolfgang Freiermuth (FWG) und Jochen Silbernagel (FDP) die Tatsache bewertet, dass dem Kraftwerksbetreiber zur Klärung der Leckage zwar Erkundungsbohrungen auferlegt seien, diese jedoch noch nicht beantragt wurden.
Landau werde sich gegen ein Spiel auf Zeit wehren, machen die Stadtspitze und die Vorsitzenden der Fraktionen klar. „Wir erwarten von den Aufsichtsbehörden ein zügiges Handeln im Interesse der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger“, so die Botschaft aus Landau.
Wirtschaftsministerin Lemke selbst habe eingeräumt, dass das Kraftwerk an diesem Standort problematisch und nicht mehr vermittelbar sei, nun wolle sich die Ministerin aber auf eine mögliche Schließung des Betriebes nicht festlegen: „Wir erwarten, dass die Resolution des Stadtrates, in der diese Schließung mittelfristig gefordert wird, Berücksichtigung findet und verlangen eine klare Aussage, dass die dritte Bohrung nicht kommen wird“, so die acht städtischen Repräsentanten.
Angebliche Signale aus der Fachebene des Bergamtes, wonach das Kraftwerk und eine dritte Bohrung noch nicht „verloren“ seien, würden von der zurückhaltenden Positionierung der Ministerin noch genährt, wundert man sich in Landau.
Die Empfehlung, die Stadt selbst könne sich mit dem Kraftwerksbetreiber auf einen Ausstieg einigen, hält man in Landau für eine Farce:
Zum einen wisse man in Mainz genau, dass die teilweise noch vorhandene kommunale Beteiligung an dem Kraftwerk nur symbolischen Charakter und keinerlei unternehmerische Bedeutung habe.
Zum anderen sei für eine gütliche Einigung die Zustimmung des Landes, das mit insgesamt 4 Mio. Euro an Bürgschaften an dem Kraftwerk beteiligt ist, notwendig. Deswegen sei die Frage, was dem Land die Stilllegung des Kraftwerks und die Sicherheit der Bevölkerung in Landau Wert sei, in Mainz zu beantworten. Die Stadtspitze macht dabei ein ebenso einfaches wie eindrückliches Rechenexempel auf: Die Landesförderung, die in die Entwicklung des benachbarten Wohnareals fließt, ist deutlich höher und aus Landauer Sicht auch werthaltiger, als die bei einer Stilllegung des Kraftwerkes fällig werdenden Landesbürgschaften. (stadt-landau)
(red)
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