Landau. „Totgesagte leben länger“: Das hat der LCV am Samstag eindrucksvoll bewiesen. Inwieweit die Kritik verschiedener Medien an der Prunksitzung des LCV im Mörlheimer Dorfgemeinschaftshaus berechtigt ist oder nicht, der Narrentreff in der Jugendstilfesthalle hat den Ruf des LCV mehr als wieder gerade gerückt.
„Vampire, Geister, Hexenschau“ so das Motto der diesjährigen LCV-Kampagne. Und so tummelten sich die Geister und Hexen im Saal, der leider nicht ausverkauft war, was vielleicht auch den schlechten Prunksitzungs-Kritiken geschuldet war. Der Stachel der schlechten Presse saß tief und wurde auch öfters in den Beiträgen thematisiert.
Nun, wer beim 1. Narrentreff nicht dabei war, ist selber schuld oder anders gesagt: Der hat wirklich etwas verpasst. Scheinbar braucht der LCV eine große Bühne, um seine Qualitäten ins richtige Licht stellen zu können.
Hier hat wirklich alles gestimmt: Die Zusammensetzung der Darbietungen, die eingeladenen Fasnachter, die Lightshow, die Stadtkapelle, die für Live-Musik und Tuschs sorgte sowie das feierwillige Publikum, das gerne bei den Schunkelrunden mittat und eine Rakete nach der anderen für die karnevalistischen Leckerbissen verteilte. Die kamen aus der Region Südpfalz, Baden und Franken.
Sitzungspräsident Stefan Lang und sein Team, darunter das Prinzenpaar Magdalena und Dominik, begrüßten auch Delegationen der benachbarten Karnevalvereine KV Frohsinn und Impflingen, der „Hanebber“.
Gleich nach der bezaubernden Vorführung der allerkleinsten Ballerinas des LCV, trat einer der Höhepunkte, der „größte Feger der Stadt“ ins Rampenlicht.
18 Mal hat der Karl vun de Stadt (Hans-Dieter Schlimmer) in der Bütt über seinen Chef gesprochen und dabei so allerlei Stadtgeheimnisse ausgeplaudert. Nun hat Landau einen neuen OB, Schlimmer ging in Rente und auch Karl schloss sein Berufsleben und sein Büttenrednerdasein wohl am Samstag endgültig ab.
Wie immer war der Karl so richtig witzig („in der Panzerhalle soll Harry Potter gedreht werden, da ist es so richtig schön unheimlich“). Karl legte den „kleinsten Landauer Faschingsumzug der Geschichte“ mit einer Drehung um sich selbst hin. Dieser wird ja dieses Mal bekanntermaßen nicht durchgeführt, was allgemein bedauert wurde.
Humor hat der, der über sich selber lachen kann: Das wünschte er auch dem neuen Stadtvorstand und verabschiedete sich mit seinem Lieblingsmotto „Und ist die Lach ach noch so trieb, immer hoch die Gellerieb“. „Du bist Spitze!“ riefen ihm seine Fans zum Abschied zu.
DJ Ötzi alias Peter Lingenfelder erwies sich mal wieder als echte Stimmungskanone und schickte die Leute auf die Stühle hoch.
Danach gab es Poetry Slam mit Schnellrednerin Alice Nägele, die sich mit Minirock und Schwedenfähnchen über den Küchenkauf bei Ikea und eine entsprechende Ehekrise ihrer Eltern ausließ.
Sarah und Christian sind die amtierenden deutschen Meister im Gardepaartanz. Sie kommen aus Nürnberg und begeisterten das Publikum mit tollen artistischen Darbietungen.
Weitere Tanzdarbietungen kamen von der Jugendgarde (Vizepfalzmeister 2016), einem Tanzmariechen und der Aktivengarde des LCV.
Zwei alternde Gardemädchen, nämlich Waltraud und Lisbeth, sprechen in der Ü30-Garderobe über Figur, Männer und Tanzen – die Beiden kommen aus der Mußbacher Bütt.
Die Schoppesänger aus Klingenmünster wünschten sich eine eigene Fasnachtsinsel, Gitarrist Gerold Steiner hatte sehr viel „Riesling in der Blutbahn“ und Philip Ohmer aus Kandel schilderte seine verzweifelten Bemühungen als Fahrschüler eine gute Figur abzugeben.
Das „Duo Inflagranti“ war der Knüller des Abends. Fabian Wilhelm und Marcel Preßler aus Herxheim, der freche Eisbär und sein Freund, ließen mit einer gehörigen Portion Situationskomik kein Auge trocken.
Die Waschlappenglunker sind eine Schalmeienband. In diesem Jahr traten sie dazu an „die Welt zu retten“ und das im Dress von Superman.
Das Männerballett von früher hat mit dem der heutigen Generation nichts mehr zu tun. Die Galauser, das LCV-Männerballett mit Blockbuster-Feeling und die „Traumtänzer“ aus der Badischen Fasnacht zeigten ausgefallene Choreografien und setzten sie zum Teil hervorragend um.
Weniger gut kann die „Cheerleaderin“, die extra nach Amerika gefahren ist, tanzen. Zwar hat sie Temperament, aber schon aufgrund ihrer Maße, muss sich die Dame (Steffi Mosebach, KV Frohsinn) zurückhalten, was ihr „schwer“ fällt.
Leicht morbid kommt das Ende: Geheimnisvoll kommt der Sensemann, der aber auch die Todesindustrie gut vermarkten möchte und „Frühbucherrabatt“ oder „Happy Hour“ zum Sterben anbietet (Benjamin Burkart aus Kandel).
Der Till, der „als Narr die Welt befreit“, hatte, bevor die Schautanzgruppe des LCV noch einmal alle tänzerischen Register zog, das Sagen.
Er beklagte sich über Medien und Festhallenmietpreise, kommentierte aber auch das Weltgeschehen in seiner unnachahmlichen Art. Zum Schluss kamen noch einmal alle Akteure auf die Bühne- Luftballone stiegen in die Höhe. Wer noch feiern wollte, konnte dies in der Bar tun. Fazit: Experiment bestens gelungen – wir freuen uns aufs nächste Jahr! (desa)
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