Mainz/Neustadt. Eine Besuchergruppe durchquert das Mainzer SWR-Funkhaus in einer Art Gänsemarsch. Doch plötzlich gerät die Karawane bei ihrem Informationsrundgang ins Stocken. Eine Menschentraube bildet sich.
Hat man etwa einen Schlagerstar entdeckt, dem man hier durchaus auch mal in den Fluren begegnen kann? Nein, die Aufmerksamkeit gilt einer Frau, die nie auf den großen Glamour aus war. Trotzdem steht sie nun mit strahlenden Augen im Mittelpunkt des großen Hallos: Judith Kauffmann.
Die Szene verdeutlicht die Popularität der langjährigen SWF- und SWR-Moderatorin. Allerdings werden solche Begegnungen im Funkhaus nun seltener werden, denn Judith Kauffmann tritt im Juli 2014 in Ruhestand.
„Judith Kauffmann ist für mich der Inbegriff von Nähe zum Land, vor allem zur Pfalz, zu Rheinland-Pfalz und Nähe zu den Menschen, die uns hören und zuschauen – und von der Nähe zur Liebe ist es ja nur ein ganz kleiner Schritt: ihrer Liebe zum Beruf“, sagt SWR-Landessenderdirektorin Simone Schelberg zum Abschied der langjährigen Moderatorin, die fast 40 Jahre beim Sender tätig war – davon rund 29 Jahre vor der Kamera.
Judith Kauffmann ist in Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie begann ihre journalistische Laufbahn bei der Tageszeitung, war später im Südwestfunk zuerst als Reporterin unterwegs. Seit 1986 stand sie dann vor der Fernsehkamera. Gleich zu Anfang brach sie in eine Männerdomäne ein, moderierte die Sportsendung „Flutlicht“ – insgesamt rund 80-mal. 1986 begann aber auch ihre Tätigkeit als Moderatorin des „Abendjournals“. Die Zuschauer sahen sie in dieser Rolle 20 Jahre lang über alle Namensänderungen des Regionalmagazins hinweg. Nach rund 1200 Sendungen begrüßte sie ihr Publikum ein letztes Mal in der „Landesschau Rheinland-Pfalz“ im Dezember 2005. Für die Landesschau-Rubrik „Judith trifft …“ produzierte sie bis zu ihrem Abschied aus dem SWR 358 Beiträge.
„Trotz aller Bekanntheit begegnete Judith Kauffmann ihrem Gegenüber nie als TV-Größe, sondern immer auf Augenhöhe, mit viel Interesse am Gesprächspartner und viel Spaß an der Sache“, erklärt Hauptabteilungsleiter „Land & Leute“ Günther Dudek. Die Frau des Jahrgangs 1949 erwarb sich daher auch in anderen Formaten die Sympathien des Publikums. Sie war ab 1996 das Gesicht der Servicesendung „Alla hopp“.
Anschließend stand sie neun Jahre lang mit Sternekoch Johann Lafer bei „Himmel un Erd“ als die „Vertreterin“ einer bodenständigen Küche am Herd. Sie kommentierte Umzüge und Feste des Landes, darunter „Rhein in Flammen“ oder den Umzug des Rheinland-Pfalz-Tages. Und sie stellte „Straßen und Plätze“ für die Sendung „Wir in Rheinland-Pfalz“ vor. Mit dem 1. Juli verabschiedet sich Judith Kauffmann aus dem Sender. „Alla dann …“ überschrieb sie die interne Nachricht für ihre Kollegen. (swr)
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