Landau. Auf Antrag der Linken-Fraktion vom 27. Januar hat der Landauer Stadtrat einstimmig in seiner letzten Sitzung Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Eine Aussprache fand nicht statt.
Das Ehrenbürgerrecht ist die bedeutendste Auszeichnung der Stadt Landau. Es wird an Persönlichkeiten, die sich in hervorragender Weise um die Stadt verdient gemacht haben vergeben.
Hindenburg habe seine Ehrenbürgerwürde 1933 für seine Verdienste bei der Etablierung der NS-Herrschaft erhalten, so die Begründung der Unterzeichner Bastian Stock, Tobias Schreiner und Moritz Ranalder in ihrem Antrag.
Ausführliche Begründung: „Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde die Ehrenbürgerschaft an Adolf Hitler (Reichskanzler), Fritz Schwitzgebel (SA-Oberführer), Josef Bürckel (Gauleiter), Paul von Hindenburg und später auch an Dr. Wilhelm Frick (Reichsinnenminister) vergeben. Vor allem Adolf Hitler und Paul von Hindenburg erhielten die Auszeichnung Aufgrund ihrer „Verdienste um die nationale Wiedergeburt“.
Hitler, Schwitzgebel, Bürckel und Frick war die Landauer Ehrenbürgerschaft am 23. April 1948 aberkannt worden.
Am 30. Januar 1933 hatte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt. Neuere geschichts-wissenschaftliche Forschungen belegen, dass Hindenburg dabei im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war.
„Hinter Hitlers Ernennung steckte“ – wie sein Biograph Wolfram Pyta es formuliert – „eine rationale Entscheidung Hindenburgs. Er sah die Chance statt einer allein auf die präsidiale Macht gestützten autoritären Regierung seine Vision von der „Volksgemeinschaft“ zu verwirklichen. Im Sinne einer Demokratieverachtung ermächtige er dadurch die Nazis um
auch dem „Parlamentsrummel den gar aus zu machen“. Hindenburg ließ sich im März 1933 als Mentorposition Adolf Hitlers auf Plakaten zur Reichstagswahl zeigen.“
Und weiter: „In der Folgezeit unterschrieb Hindenburg die Notverordnungen und Gesetze, die den Reichstag entmachteten, die Grundrechte aufhoben und der neuen Regierung neue Machtmittel in die Hand gaben.
„Gerade für Landau, als eine Stadt die sich wiederholt gegen Hetze von rechts und rechtsextremen Kräfte stellte ist diese Ehrenbürgerschaft ein brauner Fleck auf der Vita der Stadt. Geschichtsklitterung, die auch Hindenburg als Verführten oder als Bedrängten darstellt, darf sich eine Stadt wie Landau gerade in der heutigen Zeit nicht leisten“, so die Unterzeichner Stock, Schreiner und Ranalder.
„Zahlreiche andere Städte und Kommunen in Deutschland, z.B. Dortmund, Kiel, Köln, Leipzig, München und Stuttgart, haben mittlerweile auch Hindenburg die Ehrenbürgerschaft wieder aberkannt.“ (desa/red)
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