Mittwoch, 25. September 2024

Jockgrim: Atlantis darf eingemeindet werden

1. April 2022 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann und VG-Bürgermeister Karl Dieter Wünstel vor der Atlantis-Karte. Fotos über VG Jockgrim

Jockgrim – Die Gemarkung Jockgrim muss neu kartiert werden, da eine nicht unerhebliche Fläche der südpfälzischen Gemeinde als Aussiedelung zugeschlagen wird.

Darüber informierte heute in aller Frühe Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann nach einer weiteren nächtlichen Verhandlung mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, Papst Franziskus und dem dritten stellvertretenden Bürgermeister von Helgoland, Thorsten Falke. Die vor etwa 11.600 Jahren untergegangene und nun wieder aufgetauchte Insel Atlantis gehört seit dem heutigen Tag zur Ortsgemeinde Jockgrim.

Der Hintergrund ist amtlich bekannt: Vor auf den Tag genau einem Jahr war bei der Verbandsgemeinde Jockgrim ein Bauantrag auf Nutzungsänderung eines Palastes auf einem Eiland im Atlantik eingegangen. Da die Sachbearbeiterin mit der Angabe „Atlantis, 69°42’14.9″N, 15°27’09.1″W“ zunächst nichts anfangen konnte, bat sie die Antragsteller coronakonform zum klärenden Video-Gespräch. Es stellte sich heraus, dass Gundalf Schwein und seine Frau Alkmene, geborene Auerochsenreither, mit der im Jahr 9.600 vor Christus untergegangenen Insel Atlantis kürzlich im Atlantik wieder aufgetaucht waren und in Ermangelung von Straße und Hausnummer schlicht Längen- und Breitengrad angegeben hatten.

Dem eilig hinzugezogenen Bürgermeister Karl Dieter Wünstel sowie der verdutzten Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann versicherten sie, im Frühmesolithikum von Jockgrim – oder besser Jochgrimme – ausgewandert zu sein, auf Atlantis zunächst das Jockgrimer Ortswappen gehisst und bald eine neue Existenz aufgebaut zu haben. Das sehr erfolgreich, mit Palast und allem was dazugehöre. Bedauerlicherweise sei die schöne Insel dann innerhalb kürzester Zeit aus ungeklärter Ursache untergegangen, wie Jahre bzw. Jahrtausende später der griechische Philosoph Platon ja berichtet habe.

Glück im Unglück habe man gehabt, sei Atlantis doch unter dem Nordpol hängengeblieben und ob der Kälte hervorragend konserviert worden. In Folge der Polschmelze sei das Eiland vor einiger Zeit wieder angetaut, habe sich vom Pol gelöst und sei an der bereits erwähnten Stelle im Atlantik sesshaft geworden. Die Bewohner seien derweil aus dem Kälteschlaf erwacht, das Ehepaar Schwein ebenso wie die 491 Mitbewohner.

Da man im 21. Jahrhundert keinen Palast mehr benötige, beantrage man bei der Verwaltung der Gemeinde Jockgrim, der man sich noch immer zugehörig fühle – zu welchem Gebiet sonst solle Atlantis auch gehören? – die Nutzungsänderung in ein Nagelstudio, nicht störendes Gewerbe, wo sei das Problem?

Die Freude über die neu hinzugewonnene Aussiedelung Atlantis wurde dann bald durch eilig vorgetragene Gebietsansprüche der EU, des Vatikans und Helgolands getrübt. Nächtelang wurde verhandelt, Dokumente geprüft und in Werken der griechischen Mythologie recherchiert. Entscheidend war schließlich, dass auf Atlantis nahezu jede Mauer, jeder Turm und jeder Kanaldeckel mit einem stilisierten „A“, das exakt dem im Jockgrimer Wappen entspricht, verziert ist.

„Nun hat Jockgrim mit Atlantis auch einen Ortsteil“, freute sich Baumann, „und anders als der Neupotzer Hardtwald sogar mit einem Strand.“ Sie kündigte an, noch in diesem Jahr eine Gemeinderatssitzung auf Atlantis abzuhalten. Zur umweltverträglichen Reisetätigkeit wollte man das im vergangenen Jahr entdeckte unterirdische Gängesystem „Tubus sine tempore“ nutzen.

Bürgermeister Wünstel hat das Abwasserwerk der Verbandsgemeinde eingeschaltet. Aktuell wird die Druckleitung von Atlantis zur Zentralkläranlage geplant, um die Insel an die moderne Kanalisation anzuschließen. Die Inbetriebnahme ist von der zügigen Freigabe der Planung durch die Kreisverwaltung abhängig. Wünstel hofft, dass die Leitung im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der VG Jockgrim in Betrieb genommen werden kann.

Herzliche Einladung zur spontanen Eingemeindungsfeier am heutigen Freitag, 1. April 2022, um 17 Uhr im Bürgerpark. Teilnahme nur für In-den-linken-Oberarm-Geimpfte (egal womit), Gechipte (egal von wem), Genesene (egal wovon) und Getestete (mit einem Ergebnis von mindestens „geht grad noch so“). Atlantiden werden gebeten, über den Tubus sine tempore, Ausstieg Jockgrim-Bürgerpark, anzureisen.

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