Bonn. Der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm ist seit Ende letzten Jahres an Armen und Beinen gelähmt. Dies habe er in einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ öffentlich gemacht, berichtet Stern.de.
Einem Bericht in „Die Zeit“ zufolge sei er nach einer Sepsis (Blutvergiftung) ins Koma gefallen. Nun habe er nach monatelangen Aufenthalten vor kurzem das Krankenhaus verlassen können. Sein Ziel sei zum Beispiel, wieder ein Buch selbst halten zu können, habe seine Frau mitgeteilt.
Er sei jetzt wieder bei seiner Familie, die in turbulenten Zeiten oft sein Zufluchtsort gewesen sei, lasse Norbert Blüm wissen. „Der Rollstuhl ist der Standort, von dem aus ich die Welt jetzt betrachte.“
Aus Kleinigkeiten würden nun echte Probleme. Etwa ein Juckreiz unter dem linken Auge. „Früher hätte ich mit einem Handstrich den Juckreiz beseitigt. Heute kann meine Hand das nicht.“ Er müsse geduldig ausharren, bis der Reiz weg sei. Auch seine Atmung sei betroffen. „Mit großer Willensanstrengung“ müsse er seinem Körper nun fast jeden Atemzug abringen.
Der zu den CDU-Urgesteinen zu zählende, in überzeugender Weise meist fröhlich auftretende Norbert Blüm war 16 Jahre lang deutscher Arbeits- und Sozialminister, in der gesamten Regierungszeit von Bundeskanzler Helmut Kohl. Nach wie vor bekannt und häufig zitiert ist sein Satz „Die Rente ist sicher“.
Sein hessisch/pfälzischer Humor und sein Optimismus ist ihm offensichtlich erhalten geblieben. Eigentlich genieße er einen privilegierten Status, erklärt Norbert Blüm in seinem Beitrag für „Die Zeit“.
„Ich lebe wie Gott in Frankreich. Rund um die Uhr werde er bedient. Er sei mehr als sein Körper. „Vor die Wahl gestellt, würde ich Defizite körperlicher Tüchtigkeit leichter ertragen als den Verlust von mentaler Selbstständigkeit.“ (tim / dpa / Werner G. Stähle)
Zur Person
Dr. Norbert Blüm, geboren 21. Juli 1935 in Rüsselsheim am Main (Hessen) war 16 Jahre lang, von 1982 bis 1998, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Seit 1950 ist der engagierte Katholik Mitglied der CDU. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1972 bis 1981 sowie von 1983 bis 2002 an.
Der gelernte Werkzeugmacher besuchte ab 1957 das Abendgymnasium des Ketteler-Kollegs Mainz und bestand 1961 das Abitur. In dieser Zeit war er in Rüsselsheim Erster Stammesvorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg.
An das Abitur anschließend studierte er an der Universität Bonn die Fächer Philosophie, Germanistik, Geschichte und Theologie, letzteres unter anderem bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst. 1967 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Von 1966 bis 1968 war er Redakteur bei der Monatszeitschrift „Soziale Ordnung“ der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA).
Seine Ehefrau Marita lernte er in einer Vorlesung von Joseph Ratzinger kennen. Das seit 1964 verheiratete Paar lebt in Bonn und hat drei Kinder.
(Werner G. Stähle)
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