Hagenbach – Obwohl sein Corona-Test negativ war, musste der Hagenbacher Familienvater Dimitrios V. am Sonntag in Quarantäne. Betroffen war natürlich auch seine Familie.
Was war geschehen? Dimitrios V. und seine Frau Slobodanka hatten am Freitag einen Friseurtermin. Der war schon längere Zeit vorher ausgemacht worden. Das Ehepaar ließ sich zuvor in der Teststation Hagenbach auf Corona testen, wie es seit der Bundesnotbremse Vorschrift ist. Beide Tests waren negativ, dem Friseurbesuch stand nichts mehr im Wege.
Am Sonntag klingelte das Telefon, unterdrückte Nummer, Slobodanka V. nahm ab. Am anderen Ende der Leitung eine Frau. „Sie hat nur ihren Nachnamen genannt und nichts weiter“, berichtete Slobodanka V. dem Pfalz-Express. Die Anruferin sagte, Dimitrios V. habe sich in einer Wörther Apotheke testen lassen, der Test sei positiv. Ihren Mann sprechen wollte die Frau am Telefon offenbar nicht: „Sie hat nicht einmal nach ihm verlangt“, so Slobodanka V., die sofort versicherte, man habe sich eben nicht in der Apotheke, sondern in Hagenbach testen lassen. Die Anruferin verlangte Beweise. Weil Slobodanka V. noch immer nicht wusste, wer die Frau am Telefon war, legte sie auf, vermutete einen Betrugsanruf.
Polizei steht vor dem Haus
Eineinhalb Stunden später standen drei Polizisten vor dem Gartenzaun, als sich gerade die Kinder des Ehepaars dort aufhielten, und schickten die Familie in Quarantäne – auf Weisung des Gesundheitsamts. Neugierige Blicke der Nachbarn sicher inklusive.
Zudem sollte der angeblich Corona-positive Familienvater schnellstmöglich einen PCR-Test machen lassen. Die Testergebnisse vom Hagenbacher Testzentrum vorzuzeigen, nutzen nichts: Die Polizei ist nicht dafür zuständig und auch nicht befugt, die Gültigkeit der Dokumente zu prüfen. Bei den V.s lagen die Nerven blank. Im Gesundheitsamt einfach so anzurufen geht momentan nicht. Sämtliche Nummern wurden von der Webseite entfernt, vermutlich, weil sonst das Personal des Ansturms nicht mehr Herr werden würde. Immerhin teilten die Beamten den V.s eine E-Mail-Adresse des Gesundheitsamts mit, an die sie sich wenden konnten.
Am Montag dann – nach unzähligen Mails der V.s – kam Antwort: Dimitrios V. konnte seinen negativen Corona-Test einsenden, wollte aber auch den angeblich positiven aus der Apotheke sehen. Da endlich fiel der Fehler auf: Die Betreiberin der Teststation Hagenbach ist auch die Eigentümerin der besagten Wörther Apotheke. Eine Panne bei der Datenübermittlung hatte die Verwirrung verursacht. Die Apothekerin rief sofort bei den V.s an und entschuldigte sich.
„Fehler sind menschlich und passieren“, sagt Slobodanka V. Aber der Umgang des Gesundheitsamts mit ihr und ihrer Familie vergisst sie nicht so schnell wieder. Beim Telefongespräch mit dem Pfalz-Express am Donnerstag war sie noch immer nervös und aufgeregt. „Keine Vorstellung am Telefon, ein rüder Umgangston, sofort die Polizei im Haus, niemand erreichbar über das Wochenende – das war ganz und gar nicht gut.“ (cli)
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