Ludwigshafen/Speyer. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz wurde bei ihrer Frühjahrssitzung über die wichtigen IHK-Projekte Fachkräfte- und Qualifizierungsberatung sowie Kompetenz-Check für Flüchtlinge informiert.
In den vergangenen drei Jahren haben die vier Fachkräfte- und Qualifizierungsberater rund 500 Unternehmen individuelle Handlungsempfehlungen zur Rekrutierung von Auszubildenden und Fachkräften, zur Mitarbeiterbindung, zur Weiterbildung und zunehmend auch zur Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beschäftigung gegeben.
Am IHK-Kompetenz-Check haben seit Januar 91 Flüchtlinge teilgenommen. Alle Teilnehmer haben einen gesicherten Aufenthaltsstatus, beherrschen die deutsche Sprache ausreichend und bringen Berufserfahrung mit.
Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten können sie bei einem drei- bis viertägigen Kompetenz-Check in den Berufsfeldern Metall, Elektrotechnik, Schweißen, Gastronomie, Verkauf, Büro, IT, Bautechnik und Holz unter Beweis stellen. Ein weiterer Kompetenz-Check zur Lagerwirtschaft ist in Vorbereitung.
Die Absolventen erhalten einen detaillierten Kompetenz-Nachweis, der quasi ihre Eintrittskarte in die Arbeitswelt darstellt. Sie können dann ohne weitere Verpflichtungen für den Betrieb vier Wochen lang zur Probe arbeiten. Dabei werden sie von Mitgliedern des Senior Experten Service (SES) betreut.
Der Kompetenz-Check der IHK Pfalz ist das bundesweit größte IHK-Projekt zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Hierfür hatte die IHK-Vollversammlung im vergangenen Jahr 1 Million Euro bereitgestellt.
Beschlüsse der IHK-Vollversammlung
Außerdem hat die Vollversammlung beschlossen, sich mit 1,5 Prozent der Gesellschafteranteile an der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) zu beteiligen.
Der Wert des Anteils beläuft sich auf 1.500 Euro. Geplant ist die Übernahme von Anteilen der IHK Koblenz, die bisher 6 Prozent der Anteile gehalten hatte.
Da alle Regionen von den wirtschaftlichen Effekten des Tourismus profitieren, sollen künftig auch alle vier rheinland-pfälzischen IHKs zu gleichen Teilen an der Gesellschaft beteiligt werden. Die RPT ist die touristische Marketingorganisation für das Land Rheinland-Pfalz. Sie setzt die Ziele der Tourismusstrategie des Landes um und betreibt überregionales Marketing für den Rheinland-Pfalz-Tourismus.
Darüber hinaus hat die Vollversammlung beschlossen, die neue IHK-Aufgabe „Führen des amtlichen Verzeichnisses präqualifizierter Unternehmen“ aus Gründen der Effizienz und der Kosten an die IHK Wiesbaden zu übertragen.
In dem Verzeichnis werden Unternehmen geführt, die sich um öffentliche Aufträge bewerben, sowie Dokumente, die die Eignung dieser Unternehmens nachweisen. Bei einer Bewerbung um einen öffentlichen Auftrag müssen dort gelistete Unternehmen dann nicht mehr jedes Mal nachweisen, dass sie alle Voraussetzungen erfüllen.
Wissing: Gründer, Meister und Straßenbau im Fokus
Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing hat im Anschluss an die Vollversammlung der IHK Pfalz zur Wirtschaftspolitik der Landesregierung gesprochen und gemeinsam mit dem Präsidenten der IHK Pfalz Albrecht Hornbach den langjährigen Hauptgeschäftsführer Dr. Rüdiger Beyer verabschiedet.
Beyer (62) tritt zum 31. Juli 2017 in den Ruhestand. Er ist seit 13 Jahren Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz und war zuvor dort 15 Jahre Leiter der Abteilung Handel, Dienstleistungen und Volkswirtschaft. Nachfolger ist der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. Tibor Müller (44).
Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing dankte Dr. Rüdiger Beyer für sein Wirken, insbesondere auf dem Gebiet der Stadt- und Handelsentwicklung, aber auch in den Bereichen Informationstechnik und e-Government. In seine Amtszeit fällt auch die Einrichtung der landesweiten Starterzentren für Existenzgründer.
Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing hat in seiner Ansprache den Wandel der Wirtschaft durch die Digitalisierung hervorgehoben. Auch aus diesem Grund sei die Förderung von Gründern unerlässlich.
„Digitalisierung braucht Menschen, die neue Geschäftsideen umsetzen. Neue Unternehmen setzen wichtige Impulse in der Gesamtwirtschaft“, so der Minister.
Neben Gründungen lägen die Meisterausbildung und der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Fokus seiner Wirtschaftspolitik.
So hat Wissing im vergangenen Jahr die Gründungsallianz für Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen, um zusammen mit Kammern, Verbänden, Banken und Gründerlehrstühlen der Hochschulen die Förderung von Gründern zu bündeln.
„Die heute frisch an den Start gebrachte regionale Crowdfunding-Plattform „Ideenwald“ für Rheinland-Pfalz und das Saarland ist ein erster Erfolg“, so Wissing.
Auch der vom Wirtschaftsministerium auf den Weg gebrachte Meisterbonus schafft einen Anreiz für gut ausgebildete Fachkräfte, sich selbstständig zu machen.
Darüber hinaus dienen die erhöhten Finanzmittel für die Verkehrsinfrastruktur der Digitalisierung. Denn: „Nicht nur das Datennetz, auch das Straßen- und Schienennetz wird im Zeitalter der digitalen Transformation nach wie vor gebraucht werden – sogar mehr denn je. Das, was in einer Smart Factory produziert wird, muss auch transportiert werden“, so der Minister. (desa/red)
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